Donnerstag, 05.04.2012
Nowaja-Gaseta-Journalistin Opfer von brutalem ÜberfallMoskau. Jelena Milaschina, Menschenrechtlerin und Journalistin der oppositionellen Nowaja Gaseta, ist heute Nacht auf offener Straße beraubt und übel geschlagen worden. Das Opfer sieht darin keinen politischen Hintergrund.
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Milaschina hatte zusammen mit einer Freundin gegen 0.20 Uhr an einem Kiosk in Balaschicha im Moskauer Umland Wasser gekauft. Dabei fielen sie offenbar zwei Räubern auf, die ihnen hinterher setzten und mit Fäusten und Füßen ins Gesicht und auf den Kopf schlugen.
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Ihrer Freundin wurde eine Tasche mit einem Notebook gestohlen, ihr selbst die Geldbörse. Wie die Journalistin auf Facebook selbst berichtet, wäre sie und ihre Freundin wohl totgeschlagen worden, hätten sich nicht drei junge Frauen eingemischt, die dort ebenfalls herumstanden.
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Ein Streifenwagen sei erst eine Stunde und 20 Minuten nach dem Notruf am Ort des Verbrechens eingetroffen. Die beiden Opfer waren inzwischen nach Hause gegangen, wurden aber von den Retterinnen angerufen, die Bier trinkend am Tatort geblieben waren.
Milaschina berichtet, dass die drei Polizeibeamten dann eine Viertelstunde lang nicht aus dem Auto gekommen seien und nicht einmal ein Fenster geöffnet hätten, obwohl sich draußen die beiden sichtlich angeschlagenen Frauen bemerkbar zu machen versuchten. Währenddessen verhörte einer der Beamten im Fahrzeug eine der Zeuginnen.
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Die beiden Frauen seien anschließend wieder in Richtung ihrer Wohnung gegangen. Erst dann sei das Polizeiauto ihnen hinterher gefahren. Die grobe Aufforderung einer Beamtin (Setz dich!) sich zu ihr ins Auto zu setzen, ignorierte Milaschina dann. Sie erklärte, sie wolle die Sache morgen aufklären und dann auch erst zum Arzt gehen.
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Ein Polizeisprecher erklärte heute, das Verbrechen könne vorerst nicht weiter verfolgt werden, weil die Opfer nicht erreichbar seien.
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Milaschina wie auch ihre Zeitung gehen davon aus, dass der Überfall nicht geplant war und nicht mit der Arbeit der Journalistin zusammen hängt. Mehrere Mitarbeiter der Nowaja Gaseta, darunter auch die Reporterin Anna Politkowskaja, wurden bereits bei Anschlägen getötet. Auch Journalisten anderer Medien wurden in Russland schon vielfach Opfer von Gewaltakten.
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Die herrschende Kriminalität und die Gleichgültigkeit der Polizeibeamten gegenüber den Bedürfnissen und Nöten der Bürger sei aber eine Folge des Fortschritts des Putinschen Irrsinns, schreibt Milaschina.
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