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Liegt mit Schädelbasisbruch, zertrümmertem Kiefer und vielen Knochenbrücken im künstlichen Koma - der Journalist Oleg Kaschin (Foto: ) |
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Montag, 08.11.2010
Journalist im künstlichen Koma, Mitgefühl im KremlMoskau. Brutal zusammengeschlagen liegen ein Umweltschützer und ein Journalist im Koma, beide sind aus der neuen russischen Protestszene. Die Verschärfung des Demonstrationsrechts scheitert am Veto Medwedews. Es scheint Zusammenhänge zu geben.
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Auch am Montagvormittag bleibt der Überfall auf den Journalisten Oleg Kaschin ein Hauptthema auch in den offiziellen, staatseigenen russischen Medien. Die Dramatik der Entwicklung wird erst sichtbar, wenn man den Mordanschlag im Zusammenhang der jüngsten Entwicklung sieht.
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Zwei Minuten lang prügelten zwei Unbekannte in der Samstagnacht rücksichtslos auf den Journalisten Oleg Kaschin ein. Sie hatten ihm im Zentrum Moskaus vor seiner Wohnung aufgelauert - obwohl Kaschin noch vor kurzem erklärt hatte, er sei stolz darauf, dass niemand wisse, wo er eigentlich wohnt.
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Demonstrative Brutalität
Mit Moniereisen schlugen zwei Männer aus aller Kraft auf Kaschin ein, auch als der schon längst am Boden lag. Die Video-Überwachungskamera am Hauseingang hielt alles fest. Inzwischen ist das Video auch im Internet zu sehen ...
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Sie handelten mit demonstrativer Brutalität, schreiben die Kollegen Kaschins von der Wirtschaftszeitung Kommersant (vergleichbar vielleicht mit Handelsblatt oder FTD). Die Schläger stellen so Journalisten vor die Wahl zwischen persönlicher Sicherheit und professioneller Pflichterfüllung, schreiben sie.
Zwei Tage vor dem Überfall auf Kaschin war Konstantin Fetissow, SPS-Politiker und Aktivist der Protestbewegung gegen die Abholzung des Waldes von Moskau-Chimki ebenfalls so schwer zusammengeschlagen worden, dass er im Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt werden musste.
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Schlägertrupps machen den Weg für die Holzfäller frei
Ganz ähnlich wie jetzt Kaschin und Fetissow war der Journalist Michail Beketow, der ein Motor der Umweltschutzbewegung von Chimki war, vor seinem Haus fast totgeschlagen. Beketow liegt seit fast zwei Jahren im Krankenhaus. Ihm mussten beide Beine amputiert werden.
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Fast sieht es so aus, als würden hier brutale Schlägertrupps den Weg für eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte des Kremls freiprügeln, nebenher die langsam anwachsende Protestszene einschüchtern und der Öffentlichkeit demonstrieren, dass Widerstand zwecklos ist.
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Tatsächlich findet der Widerstand gegen den Autobahnbau in Moskau-Chimki mit jedem brutalen Überfall mehr Sympathie und Rückendeckung in russischen Medien und in den Verbänden, die in der "Gesellschaftskammer" zusammengeschlossen sind. Schliesslich stoppte Präsident Dmitri Medwedew den Bau der Autobahn und forderte neue Gutachten an.
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An dem Tag, an dem Kaschin zusammengeschlagen wurde, scheiterte ebenfalls am Veto des Präsidenten ein Gesetzentwurf, der bereits Duma und Föderationsrat in erster Lesung passiert hatte, mit dem das russische Demonstrationsrecht erheblich verschärft werden sollte.
Kundgebungen und Demonstrationen seien ein wichtiges Element der Auseinandersetzung zwischen Staat und Bürgern, begründete Medwedew seinen Einspruch. Wenig später ordnete er an, Generalstaatsanwalt Juri Tschaika müsse persönlich die Ermittlungen wegen des Überfalls auf Kaschin leiten.
Und Medwedews neuer "Berater für Entwicklung der Zivilgesellschaft", Michail Fedotow, legt einen Gesetzentwurf vor, mit dem Überfälle auf Journalisten wesentlich schwerer als bisher bestraft werden sollen.
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Ein breites liberales Lager
Tatsächlich formiert sich zumindest in Moskau allmählich ein breites liberales Lager, das sowohl Teile der neueren Protestszene, als auch Teile der Medien, der Gesellschaftskammer und auch manche Berater im Kreml und im Weissen Haus umfasst.
Allerdings ist noch fraglich, ob Kaschin tatsächlich das Opfer eines politischen Schlägertrupps oder vielleicht eines persönlich motivierten Racheaktes wurde.
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Kollegen und Bekannte Kaschins verweisen darauf, dass Kaschins Markenzeichen kaum tiefschürfende Enthüllungs-recherchen waren, sondern eher Polemiken, bei denen er seine Widersacher oft unter der Gürtellinie grob angriff.
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