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Allgegenwärtig, aber unsichtbar: Edward Snowden verhandelt vermutlich inzwischen seine zweite Karriere in Russland (Foto: rufox.ru) |
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Freitag, 28.06.2013
Unsichtbarer Snowden: Das Phantom von ScheremetjewoMoskau. Vor fünf Tagen verlor sich die Spur von Ex-CIA-Agent Edward Snowden auf dem Flughafen Scheremetjewo. Offiziell ist er immer noch dort in der Transitzone faktisch hat ihn bis heute niemand dort gesehen.
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Nach offizieller russischer Lesart sitzt Eduard Snowden noch immer irgendwo in Scheremetjewo jenseits der Passkontrollen ein freier Mensch mit dem Recht dorthin zu fliegen, wohin er will. Nur Russland betreten kann er nicht, er hat ja kein Visum.
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Faktisch ist das natürlich nicht so: Die US-Behörden haben die Gültigkeit seines Passes annulliert, Geheimdienst und Justizbehörden sind dem Enthüller der amerikanischen und britischen Internet-Überwachungsprogramme wegen Spionage und Geheimnisverrat auf den Fersen und auch die Kollegen vom russischen Geheimdienst werden ein gehöriges Interesse an dem 30-jährigen CIA-Insider haben, der ihnen da ganz von allein ins Netz flatterte.
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Presse-Späher auf verlorenem Posten
So nimmt es auch kein Wunder, dass seit der Ankunft der Aeroflot-Maschine aus Hongkong am Montag niemand Snowden gesehen hat auch nicht die vielen Journalisten, die eigens zunächst eilig Aeroflot-Tickets nach Havanna und dann wenigstens irgendwelche Flugtickets erwarben, um Zugang zur Transitzone zu bekommen. Dort spähen sie nun seit Tagen vergeblich in alle Ecken und sich öffnenden Türen.
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Angeblich hat die Botschaft von Ecuador in London (wo sich Wikileaks-Gründer Julian Assange seit einem Jahr aufhält) für Snowden bereits ein Transit-Dokument ausgestellt, mit dem er ungehindert in das südamerikanische Land reisen könnte, um dort Asyl zu erhalten, berichtete ein spanisch-sprachiger US-TV-Sender. Doch auch diese Information war eine Ente: Aus Quito kam ein Dementi, man prüfe den Vorgang noch was auch Monate dauern könnte
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Keine Jagd auf Passagier-Jets wg. Snowden
Immerhin müssen Flugpassagiere, die dieser Tage aus Scheremetjewo abreisen, nicht fürchten, wegen der unerwarteten Präsenz von Snowden an Bord ganz wo anders zu landen als geplant: US-Präsident Barack Obama erklärte, der Fall sei eine Sache für die Justiz er werde jedenfalls keine Abfangjäger schicken, um ein Passagierflugzeug mit einem jungen Hacker an Bord zur Landung zu zwingen.
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Es ist unwahrscheinlich, dass Snowden inzwischen Scheremetjewo an Bord eines Linienflugs mit Ziel in irgendeinem Drittstaat verlassen hat. Zum einen, weil dies kaum unbemerkt von Statten hätte gehen können, zum anderen, weil sich auf der Welt nur die wenigsten Staaten darum reißen werden, den von Washington als schlimmen Verräter gesuchten Ex-Agenten aufzunehmen: Aus den USA kommen reichlich verbale Drohungen, die allen Ländern, die ihm Unterschlupf oder die Durchreise gewähren, Unannehmlichkeiten ankündigen.
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Die Transit-Zone hat inoffizielle Ableger
Snowden ist also noch in Moskau aber kaum in der Transitzone von Scheremetjewo mit ihrem Kapsel-Hotel, Imbissen und Restaurants. Wie das Wall Street Journal berichtet, ist es nämlich durchaus Praxis, Personen aus der Transitzone herauszuholen und unter Bewachung bis zur Abreise mit einem anderen Flug in nahe gelegenen Hotels unterzubringen. Passkontrollen würden dabei nicht passiert formell haben die Gäste die Transit-Zone also nie verlassen.
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Die Zeitung zitiert einen Amerikaner, dem dieser eher an eine Festnahme erinnernde Service vor einigen Jahren zu Teil wurde. Auch sei bekannt, dass es in zwei Hotels in Flughafennähe für solche Fälle bewachte Etagen gebe. Und fast schon logisch im Falle des Phantoms von Scheremetjewo: Vertreter beider Häuser erklärten gegenüber dem Blatt, dass sie Snowden nicht beherbergen würden. Schließlich ist davon auszugehen, dass der russische Geheimdienst für derart wichtige Fälle noch diskretere Gästehäuser vorrätig hat.
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Eigentlich logisch: Snowdens Flucht ist zu Ende
Die Washington Post geht im übrigen davon aus, dass Snowden schon nicht mehr unterwegs, sondern längst angekommen ist: Außer Russland gebe es kaum ein Land auf dem Globus, dass es sich wirklich leisten könne, zum Verdruss Washingtons dem Whistleblower dauerhaft Unterschlupf zu gewähren. In der Praxis seien für Russland die gut nachbarschaftlichen Beziehungen zu China und der EU inzwischen viel wichtiger als jene zu den USA, so das Blatt.
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Für Snowden sei Russland zudem sicherer als das kleine Ecuador: Dessen Positionierung als Anden-Asyl für von den Gringos Gejagte ist eher eine persönliche Marotte des dortigen Präsidenten Rafael Correa und der könne schließlich eines Tages auch mal abgewählt oder gestürzt werden.
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Ärger mit Washington - Moskau ist es gewohnt
In Moskau sitzen hingegen Putin und sein Kommando fest im Sattel und Russland riskiert auch vergleichsweise wenig: Kleinere Nadelstiche und größere Klimastürze zwischen Moskau und Washington gibt es ohnehin ständig man denke nur an den Magnizki Act, das russische Adoptionsverbot, den Fall des russischen Waffenhändlers Viktor But und die gegenseitigen Vorwürfe, die Menschen- und Bürgerrechte mit Füßen zu treten.
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Snowden dürfte also gegenwärtig an einem geheimen Ort freundlich, aber verbindlich bearbeitet werden, sich doch in Russland niederzulassen: Für einen jungen IT-Profi wie ihn gibt es beste Verdienstmöglichkeiten und wenn er dann noch ein bisschen aus dem CIA-Nähkästchen plaudert, erst recht.
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Und schließlich liebt der Kreml es ja geradezu, mit der Aufnahme von im Westen schlecht gelittener Anti-Helden beim eigenen Volk Punkte und international zumindest Aufmerksamkeit zu sammeln: Wladimir Putin bewies dies ja erst unlängst mit seiner Pass-Verleihung an Gerard Depardieu.
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