Mittwoch, 27.12.2006
Gaskrieg: Eisiges Neujahr für Weißrussland?Moskau. Im Streit um den Gaspreis ist zwischen der weißrussischen Regierung und Gasprom keine Einigung in Sicht. Während Weißrussland von durchgehenden Lieferungen ausgeht, bereiten sich die Nachbarn auf einen Lieferstopp vor.
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Gasprom ist nicht Santa Claus, fasst Gasprom-Sprecher Sergej Kuprijanow die Haltung des halbstaatlichen russischen Energiekonzerns in einem weltweit verständlichen Bild zusammen. Gasprom sei nicht bereit, in den Verhandlungen mit dem Nachbarstaat Weißrussland Geschenke zu machen.
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Knallharter Scherz
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Die verniedlichende Anspielung auf den wohltätigen Charakter des Weihnachtsmanns ist in Wirklichkeit ein knallhartes Ultimatum. Gasprom befindet sich derzeit in Preisverhandlungen mit der weißrussischen Regierung. Neu festgesetzt wird der Gaspreis. Geht es nach Gasprom, so wird Weißrussland ab dem 01. Januar 2007 rund 200 US-Dollar für 1.000 Kubikmeter Gas zahlen - ein Preis auf Weltmarktniveau. Bisher bezahlte das Brudervolk den Freundschaftspreis von nur 46 US-Dollar.
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Doch trotz der klaren Ansage, gibt man sich in der weißrussischen Hauptstadt Minsk weiter gelassen. Weißrussland geht davon aus, dass die alten Verträge für die Belieferung mit Gas gelten, solange noch keine neuen abgeschlossen sind. Das verkündete heute Vizeregierungschef Wladimir Semaschko. Nach seiner Einschätzung gibt es also keinen Grund für Gasprom, die Lieferungen zu unterbrechen.
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Nachbarn treffen Vorbereitungen
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Sehr ernst nehmen offenbar die weißrussischen Nachbarstaaten und angrenzenden Gebiete die Ankündigungen Gasproms. Georgi Boos, Gouverneur der russischen Exklave Kaliningrad, teilte heute öffentlich mit, dass er keine Lieferengpässe für sein Gebiet erwartet auch wenn es zwischen Russland und Weißrussland nicht zur Einigung komme.
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Litauen, das seine gesamten russischen Gaslieferungen über weißrussische Pipelines erhält, ist alarmiert. Im Falle einer Krise werden man Gas über lettisches Territorium beziehen, hieß es zuletzt aus Regierungskreisen.
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Bei einem Lieferstopp gegenüber Weißrussland muss Westeuropa hingegen nicht mit einem Gas-Defizit rechnen, das behauptet jedenfalls Gasprom. Der Konzern will ausreichend Gas in unterirdischen Lagern in Deutschland und dem Baltikum gebunkert haben. Auf diese Reserven könne man zurückgreifen, sollte Weißrussland bei einem russischen Lieferstopp Transitpipelines anzapfen und für Westeuropa bestimmtes Gas abzweigen.
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Beim Gas-Streit mit der Ukraine war es im vergangenen Winter in Westeuropa zu Lieferengpässen gekommen.
(cj/.rufo)
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