Dienstag, 14.06.2011
Plante Chodorkowski-Richter deutlich milderes Urteil?Moskau. Ein neues Detail im Skandal um das angeblich von oben diktierte Urteil im Prozess gegen Michail Chodorkowski: Richter Danilkin soll angeblich zunächst ein um 3,5 Jahre Haft niedrigeres Urteil geplant haben.
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Heute wurde Natalja Wassiljewa, die ehemalige Pressesprecherin des Moskauer Chamownitscheski-Gerichtes, bei einer Zeugenbefragung von einem Ermittler vernommen. Wassiljewa hatte im Februar behauptet, mitbekommen zu haben, wie Danilkin von dem übergeordneten Moskauer Stadtgericht unter Druck gesetzt worden sei. Faktisch habe man ihm dort das Urteil in dem hochgradig politisierten Prozess diktiert.
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Die Anwälte von Michail Chodorkowski und Platon Lebedew haben deshalb Anzeige erstattet weshalb jetzt zumindest formell ein Ermittlungsverfahren durchgeführt wird.
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Bei der Vernehmung übergab Wassiljewa dem Ermittler drei Seiten aus der Urteilsbegründung, die angeblich von Danilkin verfasst wurden - aber dann in das verkündete Urteil nicht eingingen. Wassiljewa erklärte, dass diese Dokumente zufällig in eine Mappe mit ihr zur Unterschrift vorgelegten Papieren geraten seien.
Der entsprechende Text sei aber von Hand durchgestrichen worden und mit einem handschriftlichen Vermerk Das endgültige Urteil gegen M.B. Chodorkowski lautet auf zehn Jahre Freiheitsentzug in einer Strafkolonie ergänzt worden. Dieses Urteil habe Danilkin auch urspünglich für angemessen erwachtet.
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Danilkin verurteilte die beiden Angeklagten jedoch letztlich zu 13,5 Jahren Gesamthaftdauer und schlug noch ein halbes Jahr nicht verbüßter Reststrafe auf das Urteil auf. Später wurde das Urteil von einer Revisionsinstanz auf 13 Jahre abgemildert.
Der aktuelle Aufenthaltsort von Michail Chodorkowski und Platon Lebedew ist weiterhin unbekannt. Ende letzter Woche waren sie aus Moskau in Bislang nicht genannte Strafkolonien zur Verbüßung ihrer Haftzeit abtransportiert worden.
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Nach den im russischen Strafvollzug üblichen Abläufen werden erst nach Ankunft in einem neuen Gefängnis Verwandte der Verurteilten postalisch über den neuen Aufenthaltsort informiert.
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