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Vermüllte Wälder sind leider die Regel in Russland. (Foto: greenpeace.org) |
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Montag, 14.03.2011
Müllkrieg im Moskauer Gebiet: Wer muss zahlen?Moskau. In den Dörfern des Moskauer Gebiets entbrennt ein Müllkrieg. Privathäuser sollen die Müllabfuhr selbst zahlen, die Bevölkerung klagt dagegen und legt den Beamten bei Nacht ihre Mülltüten vor die Haustür.
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Eine Korrektur zum föderalen Gesetz Über die Sicherstellung von Sauberkeit und Ordnung soll festlegen, dass die Bevölkerung sich selbst um die Müllabfuhr kümmern muss. Bisher war dies Sache der einzelnen Kommunen. Weil Dutzende davon bereits von der Gebietsstaatsanwaltschaft mit Geldstrafen belegt wurden, demontieren sie jetzt die öffentlichen Müllcontainer.
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Das Dilemma: Wohin mit dem Müll?
Die Komunen sollen sich darum kümmern, dass die Bevölkerung selbst Verträge mit Müllabfuhrfirmen abschließt, schreibt die Gesetzesnovelle vor, die im April von der Staatsduma abgesegnet werden soll. Das würde den Einzelhaushalt 300-400 Rubel (bis zu zehn Euro) im Monat kosten. Wer sich weigert, dem winkt eine saftige Ordnungsstrafe von 5.000 Rubeln (126 Euro).
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Erstaunlich bei der Sache ist, dass die Strafen für die Lokalverwaltungen bereits jetzt ausgesprochen wurden, denn das Gesetz ist ja noch gar nicht durch die Instanzen gelaufen. Die Reaktion der Verwaltungen ist allerdings eindeutig: Sie entfernen die Müllsammelstellen und stellen die Anwohner vor das Dilemma: Wohin mit dem Müll?
Gericht bei Tag und Strafexpedition bei Nacht
Statt der gewohnten öffentlichen Müllcontainer bekommen die Anwohner eine Liste mit den Namen von Firmen, die natürlich gegen Geld die Müllabfuhr übernehmen können. Im Dorf Schaworonki wehren sich die Menschen auf originelle Weise:
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Tagsüber streiten sie sich mit der Lokalverwaltung vor Gericht und in der Nacht tragen sie ihre Mülltüten vor die Haustüren der Beamten, formuliert die Zeitung Iswestija die Verhaltensstrategie. Wir fordern die Wiederaufstellung der Müllcontainer, fasst der Anwalt Wassili Burdjug die Absicht der Dorfbewohner kurz und bündig zusammen.
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Warum soll aber überhaupt der Privatsektor künftig für den eigenen Müll verantwortlich sein? In Schawaronki erklären die Beamten das so: In den Müllcontainern landet alles Mögliche von Gartenabfällen bis zu Bauschutt. Dafür wollen die Verwaltungen nicht mehr zahlen.
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Wer kümmert sich um den Müll im Wald?
Die Verwaltung von Schaworonki ist wild entschlossen, die Bevölkerung umzuerziehen, aber bisher haben nur zehn Prozent der Bewohner Verträge mit Müllabfuhrunternehmen abgeschlossen. Auf den Straßen und in den Höfen häuft sich derweil immer mehr Müll an.
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Schlimmer noch könnte es werden, wenn die Urlaubssaison anbricht und das Volk sich in die Natur begibt. Die russische Unart, seinen Müll überall liegenzulassen egal ob Wald, Wiese oder am Straßenrand könnte katastrophale Ausmaße annehmen, denn es ist völlig unklar, wer sich dort um die Müllabfuhr kümmern und wer das bezahlen soll.
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