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Start einer Proton-M-Rakete in Baikonur (Foto: Ballin/.rufo)
Start einer Proton-M-Rakete in Baikonur (Foto: Ballin/.rufo)
Dienstag, 23.08.2011

Roskosmos stoppt Satellitenstarts nach Sputnik-Verlust

Moskau. Nach dem Verlust eines Kommunikationssatelliten stoppt die Raumfahrtagentur Roskosmos vorerst alle Flüge von Proton-M-Raketen mit Breeze-M-Triebwerken. Experten machen Korruption für die Pleite verantwortlich.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, heißt es. Doch wenn ein Kommunikationssatellit schweigt, ist er höchstens Blech wert. So geschehen mit dem Express AM4, dem laut Roskosmos leistungsstärksten Kommunikationssatelliten Europas.

Sputnik irrt durchs Weltall


Kurz nach dem Start der Trägerrakete Proton-M vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur in der vergangenen Woche haben die Weltraumspezialisten den Kontakt zu dem Sputnik verloren. Die vierte Stufe der Breeze-M-Triebwerke soll nicht richtig gezündet haben. Bei der Suche nach dem teuren Satelliten schaltete die russische Raumfahrtagentur sogar die NASA ein.

Inzwischen wurde der Sputnik gefunden – freilich auf einer falschen Umlaufbahn. Mit einer Neigung von über 51 Grad schwankt der Satellit zwischen knapp 1.000 und über 20.000 Kilometer von der Erde entfernt durch das All.

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Kommunikationssatellit schweigt beharrlich


Das größere Problem besteht freilich darin, dass es Roskosmos bisher nicht gelungen ist, Kontakt zu dem sechs Tonnen schweren Sputnik herzustellen. Der vom Chrunitschew-Zentrum und EADS Astrium produzierte Kommunikationssatellit schweigt.

Noch hofft die Raumfahrtagentur, das Problem beheben zu können. Es wurde eine spezielle Arbeitsgruppe gebildet, die Möglichkeiten untersuchen soll, wie Express AM4 auf die richtige Umlaufbahn und zum Senden gebracht werden kann.

Sputnik bringt Digitalfernsehen ins entlegenste Dorf


Die Mühen sind verständlich: Immerhin sollte Express AM4 das digitale Zeitalter in den russischen Regionen einläuten. Der Sputnik sollte nicht nur Russland, sondern sogar den Großteil der GUS abdecken können. Auf diese Weise sollte digitales Fernsehen und Hochgeschwindigkeits-Internet auch in entlegenen Regionen Einzug halten.

Ohne den Satelliten dürfte sich die Einführung der Hochtechnologien auf dem russischen Dorf um Jahre verzögern, befürchten Experten. Zudem war der Satellit nicht billig. Allein die Versicherungssumme soll sich auf umgerechnet 175 Mio. Euro belaufen haben.

So lange die genauen Ursachen der Panne nicht geklärt sind, werden Starts von Proton-M und Breeze-M gestoppt, teilte die Raumfahrtagentur mit. Eigentlich sollten bereits in dieser Woche neue Navigationssatelliten ins All geschossen werden.

Korruption als Ursache für Pleiten, Pech und Pannen


Da es nicht die erste Pleite für Roskosmos ist – bereits im Dezember stürzten drei Glonass-Satelliten ins Meer – vermutet Raumfahrtexperte Juri Karasch, dass die hohe Pannenquote auf Korruption zurückzuführen sei. 40 Prozent der Glonass-Gelder sei beiseite geschafft worden, erklärte er.

Die Verantwortlichen hätten billigere Materialien verwendet, was sich im Endeffekt auf die Zuverlässsigkeit niedergeschlagen habe. „Wenn alle Haushaltsmittel ihrem Zweck entsprechend verwendet werden, erhöht das die Qualität der russischen Raketentechnik deutlich“, sagte er.

Ein Opfer hat die Pleitenserie bereits gefordert. Im April musste der langjährige Roskosmos-Chef Anatoli Perminow seinen Hut nehmen. Ihm wurde inoffiziell der Absturz der Glonass-Satelliten vorgeworfen. Offiziell wurde Perminow freilich in Ehren in die Pension verabschiedet.



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