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Die Schwarzmeer-Republik Abchasien wählt am Freitag den Nachfolger ihres verstorbenen Präsidenten Sergej Bagapsch (Foto: lenta.ru) |
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Donnerstag, 25.08.2011
Mini-Staat Abchasien wählt seinen neuen PräsidentenSuchumi. Das nur von Russland anerkannte Abchasien wählt nach dem Tod seines Präsidenten Bagapsch einen neuen Republikchef. Georgien, das weiter Anspruch auf die Schwarzmeerregion erhebt, bleibt im Wahlkampf außen vor.
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Die Wahlkampfauftritte der Kandidaten in Abchasien am Schwarzen Meer beginnen meist mit einer Schweigeminute. Die drei Bewerber um das Präsidentenamt gedenken damit des plötzlichen Todes von Sergej Bagapsch, der im Mai nach einer Lungenoperation in Moskau gestorben war. Um seine Nachfolge geht es bei den Wahlen am 26. August.
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Drei Jahre Anerkennung - zumindest durch Russland
Am Wahltag begeht das von Georgien abtrünnige Gebiet auch den dritten Jahrestag seiner Anerkennung als souveräner Staat durch Russland. Sotschi, die mondäne russische Olympiastadt 2014, liegt nicht fern - gleich jenseits der Grenze. Die EU und die USA sehen Abchasien hingegen weiter als Teil Georgiens - doch das Verhältnis zum einstigen Kriegsgegner ist bei der Wahl kein Thema.
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«Wir haben nicht wenig erreicht in den drei Jahren», sagt der Interimsstaatschef Alexander Ankwab der dpa bei einem Wahlauftritt in der Hauptstadt Suchumi. Der 58-Jährige gilt nach Meinung vieler Wähler als Favorit. Sie schätzen die «harte Hand» und die «Autorität» des bisherigen Vizepräsidenten.
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Hauptprobleme: Armut, Filz und Mangel
«Er hält in seiner Familie Ordnung und wird das auch im Land schaffen», sagt die Hausfrau Ada. Wie viele beklagt sie Korruption und die schleppende Entwicklung, schlechte medizinische Versorgung, Lehrermangel, Drogenmissbrauch und geringe Verdienstmöglichkeiten.
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Die Löhne im öffentlichen Dienst belaufen sich im Durchschnitt auf 5000 Rubel (120 Euro) im Monat. Lehrer und medizinisches Personal suchen sich deshalb oft Nebenjobs in der freien Wirtschaft. Auch Ankwab spricht diese Probleme offen an. Weil das Land aber vom Krieg gegen Georgien in den 1990er Jahren immer noch schwer gezeichnet sei, gehe alles nur langsam voran.
Drei Bewerber im Rennen
Russland pumpt Millionen in das Gebiet und garantiert mit etwa 5.000 Soldaten die Sicherheit gegen mögliche georgische Angriffe. Neben Ankwab nehmen am Rennen ums Präsidentenamt Ministerpräsident Sergej Schamba und Raul Chadschimba teil. «Die Stimmung ist kämpferisch», sagt Chadschimba. Der Oppositionskandidat hofft nach einer früheren Wahlniederlage diesmal auf den Sieg.
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Knapp 144.000 Wähler sind in den Listen eingetragen. Der Ausgang der Abstimmung gilt als offen - mit wohl leichter Neigung zu einem Wahlsieg für Ankwab, wie Experten meinen. Umfragen gibt es nicht. In den Orten entlang der 210 Kilometer langen Schwarzmeerküste zwischen der russischen und der georgischen Grenze ist Schamba als einziger mit großen Plakaten präsent. Er bekennt sich wie alle zu einer strategischen Partnerschaft mit Russland.
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Wie weit darf Russlands Einfluss gehen?
Gleichwohl spielt Schamba nach Einschätzung von Beobachtern stärker die russische Karte als andere. Das Verhältnis zum großen Nachbarn gilt als Spitzenthema in dem alles in allem ruhigen Wahlkampf. Vor allem die abchasisch-orthodoxe Kirche warnt vor einem zu starken Einfluss der Russen, die das an Bergen und Zypressen reiche Abchasien als Ferienparadies schätzen.
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«Nur weil Moskau viel Geld in unser Land pumpt, heißt das nicht, dass wir dafür unsere kulturelle Identität aufgeben», sagt Pater Dorofej im Mönchskloster Nowy Afon. Er kämpft gegen ein zunehmendes Vordringen der russisch-orthodoxen Kirche. Das Moskauer Patriarchat habe es auf die berühmte Klosteranlage ebenso abgesehen wie auf die meisten anderen 160 abchasischen Kirchenimmobilien.
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«Zu einem unabhängigen Land mit eigenständiger Kultur gehört auch unsere Religion und dass wir Gottesdienste in unserer eigenen Sprache und nicht auf Russisch halten», betont der Geistliche. Dass solche Debatten in der Öffentlichkeit möglich sind, hält die abchasische Politologin Liana Kwartschelija für einen Ausdruck der «starken demokratischen Tendenzen» in Abchasien.
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Abchasische Errungenschaften: Freie Wahlen und freie Medien
Anders als in vielen anderen Teilen der früheren Sowjetunion und vor allem im Südkaukasus gebe es hier freie Medien. Auch die Abstimmung dürfte weitestgehend fair und frei verlaufen, meint Kwartschelija, die einer unabhängigen Wahlbeobachter-Liga angehört.
Das wichtigste Ziel habe Abchasien erreicht: die Trennung von Georgien. Ruhe, Stabilität und damit Sicherheit für ausländische Investoren seien wichtig für die weitere Entwicklung des Landes und seine rund 240.000 Bewohner.
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Dabei hofft die Region weiter auf Anerkennung im Westen, wie Kwartschelija sagt, um nicht nur einseitig auf Moskau angewiesen zu sein. Außer Russland haben bisher nur Venezuela, Nicaragua und die Pazifik-Insel Nauru Abchasien als Staat anerkannt.
(Ulf Mauder, dpa)
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