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Filme über Entführungen in Tschetschenien sind im europäischen Russland verboten. (Foto: newsru.com) |
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Mittwoch, 02.11.2011
Zensur: Sender NTW wagt Kritik aber nur in SibirienUlrich Heyden, Moskau. Der Fernsehsender NTW hat kürzlich in Sibirien eine Reportage über Entführungen von Tschetschenen in der Kaukasusrepublik ausgestrahlt. Für den europäischen Teil Russlands wurde die Sendung abgesetzt.
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Am Sonntag zeigte der russische Fernsehkanal NTW einen für russische Verhältnisse höchst außergewöhnlichen Film. Es ging um die Entführung von Tschetschenen, die im Verdacht stehen, dass sie mit Untergrundkämpfern in Kontakt stehen.
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Insbesondere geht es in dem Film um den Fall von Islam Umarpaschajew. Der Tschetschene wurde nach Ermittlungen des Anti-Folter-Komitees aus Nischni Nowgorod im Dezember 2009 von Polizisten der Kaukasusrepublik entführt und vier Monate lang auf dem Gelände der Polizei-Spezialeinheit Omon in Grosny gefangen gehalten. Entführt wurde der junge Mann offenbar, weil er sich in einem Internet-Chat über die Polizei in Tschetschenien beschwert hatte.
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Fakten müssen überprüft werden
Die zehn Minuten lange Reportage wurde vom Fernsehkanal NTW zwar im russischen Fernen Osten und Sibirien gezeigt. Im europäischen Teil Russlands sendete der Fernsehkanal statt des kritischen Beitrags aber einen längeren Reklame-Block.
Wie die Pressesprecherin von NTW, Maria Besborodowa, auf Nachfrage erklärte, habe die Leitung des Fernseh-Senders die weitere Ausstrahlung abgesetzt, weil der Beitrag weiter ausgearbeitet und die Fakten überprüft werden müssen. Das sei eine bei Informations-Redaktionen übliche Praxis.
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Wann der Film im europäischen Teil von Russland ausgestrahlt wird, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Seit Sonntagabend ist der gesamte Film jedoch in voller Länge bei Youtube zu sehen. Dort erreichte der Streifen schon 197.000 Klicks.
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An ein Heizungsrohr gefesselt
Islam Umarpaschajew erzählt in dem abgesetzten Film, man habe ihn an ein Heizungsrohr gefesselt und geschlagen. So habe man ihn zwingen wollen, dass er Kontakte zu bewaffneten Untergrundkämpfern zugibt. Später wurden die Torturen eingestellt. Er sei normal ernährt worden. Nur den Bart habe er sich nicht schneiden dürfen, damit er wie ein Bojewik (Kämpfer) aussehe.
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Versteckt in der russischen Provinz
Dass ein in Tschetschenien Entführter überhaupt vor einer Fernsehkamera spricht, ist ein einmaliger Fall. Der Grund ist, dass Umarpaschajew sich mit Hilfe des Anti-Folter-Komitees aus Nischni Nowgorod in der Wolga-Region in einem Haus versteckt, wo er sich vor seinen ehemaligen Peinigern sicher fühlt.
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Wie der Vorsitzende des Anti-Folter-Komitees, Igor Kaljapin, in dem Film erklärt, werden in Tschetschenien pro Jahr mehr als 100 Menschen entführt. Die Entführten tauchen meist nicht wieder auf oder man findet nur noch ihre Leichen.
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Die Ermittlungen in diesen Fällen kommen meist nicht voran, berichtet Kaljapin. Auch bei Untersuchungen im Fall Umarpaschajew seien die Ermittler auf außergewöhnlichen Widerstand von Seiten der tschetschenischen Sicherheitsorgane gestoßen.
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Pompöse Feier mit westlichen Pop-Stars
Der NTW-Film vom Sonntag ist als spannender Enthüllungsstreifen aufgemacht, der die Aufmerksamkeit auf ein von der russischen Öffentlichkeit verdrängtes Thema lenkt. Der Fernseh-Beitrag beginnt mit Bildern von den gigantischen neuen Hochhäusern, die in der vom Krieg zerstörten Stadt Grosny gebaut wurden.
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Man sieht auch Bilder von der pompösen Feier zum Geburtstag von Grosny im Oktober dieses Jahres, zu welcher der tschetschenische Präsidenten Ramsan Kadyrow zahlreiche westliche Unterhaltungskünstler, wie die Schauspielerin Hilary Swank und das MDR-Fernseh-Ballett, eingeladen hatte.
(Ulrich Heyden, Moskau)
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