Dienstag, 14.02.2012
Journalisten-Rausschmiss: FMS-Beamter verliert PostenMoskau/Wladimir. Die Ausweisung der französischen Autorin Anne Nivat aus Russland wegen Kontakten zur Opposition hat bei der russischen Migrationsbehörde unerwartete Folgen: Dem verantwortlichen Beamten wurde gekündigt.
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Das Geschäftsvisum, mit dem sich die bekannte Kriegsberichterstatterin und ehemalige Moskau-Korrespondentin in Russland aufgehalten hatte, war letzte Woche von den Behörden in Wladimir annulliert worden. Stattdessen stellte man ihr ein drei Tage gültiges Transitvisum aus, weshalb Nivat am Sonntag Russland vorzeitig verließ.
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Nivat, die sich nach eigenen Angaben zu Recherchen für eine Filmproduktionsfirma sowie für ein eigenes Buch in Russland aufgehalten hatte, war am Freitag Abend von fünf Personen im Hotel aufgesucht worden. Zwei der Männer vertraten die Föderale Migrationsbehörde FMS, berichtete sie nach ihrer Rückkehr.
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Die Französin wurde auf ein Polizeirevier verfrachtet, wo man ihr eröffnete, sie würde gegen das Gesetz verstoßen, da der wahre Zweck ihres Aufenthalts nicht dem des Visums entspreche: Sie treffen sich mit Vertretern der Opposition, habe ein Beamter gesagt.
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Nivat hatte sich in der Tat in Wladimir mit Leuten aus der Partei Jabloko getroffen ebenso einige Tage zuvor in Petrosawodsk. Der surrealistische Zwischenfall vor den Präsidentenwahlen beweise zudem, dass sie bei ihren Recherchen offenbar beschattet worden war, so Nivat.
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Die Führung der Föderalen Migrationsbehörde sieht das Vorgehen ihrer Beamten in Wladimir allerdings selbst sehr kritisch: Der Leiter der Behörde für das Gebiet Wladimir wurde heute entlassen. FMS-Chef Konstantin Romodanowski hatte gestern die Entscheidung seines regionalen Untergebenen als falsch kritisiert.
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Nivat sagte in Frankreich, sie sei sich durchaus bewusst, dass in Russland arbeitende ausländische Journalisten ein entsprechendes Visum benötigen. Als Freiberuflerin habe sie sich dieses aber nicht beschaffen können und deshalb ein Geschäftsvisum beantragt.
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Sie habe jetzt vor, sich nach den Präsidentenwahlen über eine Redaktion eine Akkreditierung und ein russisches Journalistenvisum zu besorgen und wieder nach Russland zu kommen, so Nivat. Sie erhebe keine Vorwürfe gegen die russischen Behörden, erklärte sie.
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