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Oppositionsaktivist Dmitri Bykow ist nicht nur äußerlich unverwechselbar, auch sein Stil ist eigen (Foto: wikipedia)
Oppositionsaktivist Dmitri Bykow ist nicht nur äußerlich unverwechselbar, auch sein Stil ist eigen (Foto: wikipedia)
Mittwoch, 01.02.2012

Dmitri Bykow - Humor und Sprachbrillanz gegen den Kreml

Moskau. Der Schriftsteller und Publizist Dmitri Bykow steht in der Protestbewegung gegen Putins Politik ganz vorn. Der füllige Moskauer Intelligenzler fällt durch Wortgewalt und Originalität seiner Argumentation auf.

Dmitri Bykow ist eine schillernde Figur im öffentlichen Leben Russlands. Als engagierter linksliberaler Intellektueller ist er bei allen Protestaktionen gegen die Politik des Kremls dabei. Bei Lesungen, in TV- und Radiosendungen und in der Presse gibt er seine Sicht der aktuellen Dinge in Russland zum Besten.

Bei Russland-Aktuell
• Hintergrund zum Wahlkampf: Wer wird warum im März Präsident?

“Eine entsetzliche Zeit“


Dabei geht er originell und mit viel Humor an die Sache heran. So sagte er unlängst bei einem Treffen mit Lesern: „Ich bin mir absolut sicher, dass ich irgendwann Bildungsminister werde, und ich weiß: Ich bleibe es dann höchstens zwei Monate lang.“

Nach der zweiten Verurteilung von Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowski im Dezember 2011 reagierte Bykow auf die Offenbarungen einer Gerichtsangehörigen über die angebliche Käuflichkeit des Obersten Richters mit einem Gedicht. Darin heißt es: „Würdig und feurig hast du uns gesagt, wie Richter Danilkin dem Stadtgericht unterlag.“

Über die unruhige Zeit der 1990er Jahre sagt er: „Mir hat sie sich als eine Art Blutdurchfall eingeprägt. Allerdings hätte sie noch blutiger ausfallen können. Eine scheußliche Zeit.“ Die 2000-er Jahre charakterisiert er so: „Und die Nuller Jahre waren eine Zeit, als wir vor keiner Zuhörerschaft für die schlechten Worte über Putin Beifall geerntet hätten. Im Gegenteil, um Beifall zu ernten, musste man damals sagen, Russland habe sich wieder hochgearbeitet.“

Großes Russland gegen kleinen Kreml


Als Schriftsteller wurde Bykow auch durch seine Biografien von Michail Bulgakow und Bulat Okudschawa bekannt. Viel Beachtung fand u. a. der Roman „Evakuator“ (2005), in dem er Terroranschläge in Moskau thematisiert. Laut Bykow ging es ihm dort „um die Selbstbefreiung des großen Russland aus der Herrschaft des kleinen Kremls“:

Bei Russland-Aktuell
• Boris Akunin – vom Krimiautor zum Oppositionsführer (25.01.2012)
• Putin: Ich bin bereit zum Dialog mit der Opposition (19.01.2012)
• Protest-Bewegung organisiert sich - in zwei Flügeln (18.01.2012)
• Russlands „Leute-2011“: Putin hat wieder die Nase vorn (10.01.2012)
• TV: Gedicht über Putin-Medwedew-Streit zensiert (29.03.2011)
„Diese Befreiung vollzieht sich wie eine Lawine, und wenn sie schneller wird, dann ist das nur ermutigend. Es ist natürlich schade, dass dieser Vorgang einen solchen Preis hat.“

Als Macher der TV-Sendung „Dichter und Bürger“ gelang dem heute 44-Jährigen die Wiederbelebung der politischen Satire in Russland, die jahrzehntelang nicht hoffähig gewesen war. Dieses Projekt geht jetzt allerdings zu Ende: Bykow begründet dies u. a. mit Meinungsverschiedenheiten seiner beiden Vorgesetzten um die Linie der Polit-Show.

Keine Zeit zum Teetrinken mit Putin


Aufsehen erregte Bykow, als er im Oktober 2009 und im April 2011 Einladungen von Wladimir Putin zu einem Gespräch mit Kulturschaffenden ausschlug. Offiziell hieß es, er habe keine Zeit, aber diese Begründung wurde allgemein als Ausrede aufgenommen.

Bykows Fuck-Off-Bewegung gescheitert


Wenig Begeisterung löste es auch in der liberalen Szene aus, als Bykow zusammen mit Boris Nemzow eine Aussteiger-Bewegung mit dem sinnreichen Namen „Nach-Nach“ (russisch Hax-Hax) aufrief, die zum Boykott der Partamentswahlen aufrief. „Nach“ bzw. HAX ist eine Abkürzung für einen üblen, sexistischen Fluch, der noch etwas härter ist, als das englische „Fuck off“.

Bei Russland-Aktuell
• Neuer Roman von Boris Akunin in Moskauer Buchläden (22.11.2006)
• Akunin und Zereteli als Opfer des Georgien-Konflikts? (06.10.2006)
• Boris Akunin, russischer Karl-May-Verschnitt (11.03.2005)
• Boris Akunin:
Der intelligente Spieler und die Utopie vom freien Individuum (03.10.2003)

• Boris Akunin. Russisches Poker (03.10.2003)
Nach seinen Auftritten bei den Dezember-Protesten in Moskau wurde Bykow neben dem Krimiautor Boris Akunin, dem Journalisten Leonid Parfjonow, dem Rocksänger Juri Schewtschuk und der Krimi-Schreiberin Ludmila Ulizkaja Mitbegründer der oppositionellen „Wähler-Liga“.

Laut Parfjonow setzt sich die Bewegung das Ziel, „pflichtbewusste Wähler zu mobilisieren, die bereit sind, die politische Konkurrenz im Lande unabhängig von persönlichen Überzeugungen zu verteidigen“.

Bykow erklärte, auf Grundlage der Liga könnte in Perspektive eine Partei der Mittelklasse gegründet werden.



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Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓

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Avantart 01.02.2012 - 14:02

Frau Ulitzkaja eine Krimi-Autorin?`

So kann mans auch sehen. Dann ist \"Verbrechen und Strafe\" auch ein Krimi.

Wie gebildet sind Sie denn??? Ich dachte Russen seien bessere Literaturkenner ;=(


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