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Nachdem Demonstranten in der Menschenmenge vor der Metrostation Majakowskaja Leuchtraketen gezündet hatten, wurden etwa zwei Dutzend festgenommen. (Foto: Mrozek/.rufo) |
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Sonntag, 14.12.2008
Aktualisiert 14.12.2008 17:54
Unzufriedenen-Märsche: 90 Festnahmen in MoskauSt. Petersburg/Moskau. In beiden russischen Metropolen sollten heute oppositionelle Märsche der Unzufriedenen abgehalten werden. Die Moskauer Demo war nicht genehmigt und wurde deshalb von der Polizei vereitelt.
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Dass es zu Konfrontationen kömmen würde, war eigentlich schon im Vorfeld klar: Die Veranstalter hatte auf ihren Demonstrationsplänen trotz des Verbots beharrt, während die Moskauer Behörden klar machten, dass sie keine Verstöße gegen Recht und Ordnung tolerieren würden.
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Limonow wieder einmal festgenommen
In Moskau wurden nach Angaben eines Polizeisprechers 90 Teilnehmer der diversen Aktionen festgenommen. Unter den Arrestierten ist auch eine der Führungsfiguren des radikalen Oppositionsbündnisses Anderes Russland, Eduard Limonow. Er wurde samt seiner Leibwächter festgenommen, als er zum Treffpunkt der Demonstranten am Majakowski-Denkmal auf dem Triumph-Platz ging.
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Schon vor Beginn der Kundgebung war der gesamte Platz rund um das Majakowski-Denkmal abgeriegelt. Vor den Polieziabsperrungen sammelten sich einige Dutzend Schaulustige und Demonstrationswillige.
Nachdem Demonstranten in der dichten Menschenmenge vor der direkt anliegenden Metrostation einige Leuchtfackeln gezündet hatten und skandierten "Wir wollen ein anderes Russland", wurden etwa 20 vor allem junge Menschen zum teil rabiat festgenommen und in Polizei-LKWs abgefahren.
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Leuchtfackeln und Chopins Trauermarsch - Mini-Gegendemonstration gegen die verbotene Mini-Kundgebung der "Unzufriedenen" in 50 Meter Höhe (Foto: Mrozek/.rufo) |
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Gegendemonstranten in 50 Meter Höhe
Noch bevor es zu diesen Festnahmen kam, hatten Vertreter der Jungendorganisation "Junge Garde" versucht, den Veranstaltern die Show zu stehlen.
Sie hatten sich in unerreichbaren fünfzig Meter Höhe auf einem Haussims postiert, wetterten von dort gegen den Marsch der Unzufriedenen und die "amerikanischen Marionetten Kasparow, Limonow und Nemzow", die gerade jetzt in der Krise versuchten, "das gemeinsame Boot Russland zum Kentern zu bringen". Unter den Klängen von Chopins Trauermarsch zündeten auch sie Leuchtfackeln.
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Medwedew-Störer dürfen auch nicht Puschkin rezitieren
´Derweil wurden am Boden auch etwa zehn Aktivisten der Bewegung My (Wir) festgenommen. Darunter ist auch deren Anführer Roman Dobrochotow, der am Freitag einen Auftritt von Präsident Dmitri Medwedew gestört hatte. Während einer Rede des Präsidenten auf einem Forum zum 15. Jahrestag der Annahme der russischen Verfassung war Dobrochotow aufgestanden und hatte die angelaufenen Verfassungsänderungen lautstark als Schande bezeichnet.
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Bei uns gibt es keine Freiheit und keine Wahlen, hatte er noch gerufen, bevor er vom Kreml-Wachdienst aus dem Saal geschleift wurde und dies, obwohl Medwedew inzwischen gerufen hatte, man solle den jungen Mann ruhig da lassen, schließlich gebe es in Russland Meinungsfreiheit. Strafrechtliche Folgen hatte das Störmanöver für Dobrochotow nicht, allerdings wurde er prompt von seinem Arbeitgeber, einem Moskauer Lokalradio, entlassen.
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My hatte für heute zu einer Aktion unter dem Motto Puschkin statt Putin aufgerufen. Die Teilnehmer sollten laut Puschkin-Verse aus mitgebrachten Büchern deklamieren. Doch auch dies wollte die OMON nach dem zweiten Gedicht nicht länger tolerieren.
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Offiziersrang und Orden sind auch kein Demo-Freibrief
Ebenfalls mit Gewalt von der Polizei aufgelöst wurde eine Demonstration von etwa 50 hochrangigen Offizieren im Ruhestand auf dem Puschkin-Platz. Die Ex-Generale der "Union der sowjetischen Offiziere" hatten eigentlich vorgehabt, sich dem Marsch der Unzufriedenen anzuschließen. Die hochrangigen Militärs waren davon ausgegangen, dass die Miliz nicht gegen hochrangige Veteranen der Sttreitkräfte vorgehen würde.
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Überraschende Demonstration der Unzufriedenen am anderen Ende der Stadt blockiert Stadtautobahnring
Die Hauptkräfte der "Unzufriedenen" wurden derweil im Stadtzentrum gar nicht gesehen. Nach Angaben der Organisatoren trafen sich 150 Demonstranten am Pawelezker-Bahnhof und marschierten einige hundert Meter weit über den Stadtautobahnring, der deshalb für etwa 15 Minuten blockiert war.
Die Aktionen in Moskau hatten damit im Katz-und-Maus-Spiel mit der Miliz ihr Ziel erreicht: Die richtigen Fernsehbilder wurden produziert.
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St. Petersburg: Viel Polizei wegen kleiner legalen Demo
In St. Petersburg fand eine genehmigte Oppositions-Demonstration mit etwa 200 bis 250 Teilnehmern im Tschernyschewski-Garten statt. Allerdings war auch hier der eigentlich geplante Marsch über den Newski Prospekt verboten worden.
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Während der größte Teil der Demonstranten unbehelligt, aber von starken Polizeikräften begleitet und beobachtet den relativ abgelegenen Veranstaltungsort erreichte, kam es dennoch zu einige Verhaftungen. So entzündeten Nationalbolschewisten vor dem als Treffpunkt angegebenen Gostiny Dwor Signalfackeln. Auf der Kundgebung wurde gesagt, dass das Polizeiaufgebot zehnmal größer gewesen sei als die Zahl der Demonstranten.
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Die oppositionellen Veranstaltungen waren auf den 14. Dezember als dem Tag des Dekabristen-Aufstandes gegen das Zarenregime 1825 gelegt worden - nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender wäre allerdings der 26. Dezember der richtige Jahrestag.
(ld/.rufo/Petersburg),
(mig/.rufo/Moskau)
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