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In Moskau wird viel Geld "zersägt", meint Ex-Bürgermeister Luschkow. (Foto: newsru.com)
In Moskau wird viel Geld "zersägt", meint Ex-Bürgermeister Luschkow. (Foto: newsru.com)
Mittwoch, 26.10.2011

Luschkow: ungeheure Vermögens-Umverteilung in Moskau

Moskau. Moskaus Ex-Bürgermeister Juri Luschkow gießt Öl in den Wahlkampf zur Duma. Auf die Aufforderung, eine Aussage vor Gericht zu machen, antwortete er mit einer Tirade gegen die neue Macht in Moskau und Medwedew.

Juri Luschkow, der einst omnipotente Chef der russischen Hauptstadt, hatte vor wenigen Tagen in einem Interview für „Radio Free Europe“ kein gutes Haar an Dmitri Medwedew gelassen, der ihn vor genau einem Jahr nach 18 Jahren im Moskauer Bürgermeisteramt mit Schimpf und Schande entlassen hatte.

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Unter einem Premierminister Medwedew werde es „genauso dramatisch und negativ zugehen“ wie unter ihm als Präsident, hatte es da geheißen. „Medwedew als Regierungschef wird sehr schwach sein“, prognostiziert der für seine Direktheit und Derbheit bekannte Luschkow.

Auge um Auge, Zahn um Zahn


Beobachter der Szene waren sich einig, dass Luschkow wegen dieser und ähnlicher früherer Äußerungen umgehend zu einer Aussage nach Moskau zitiert wurde, wo vor Gericht der Fall um die verschwundenen Milliarden der skandalösen „Bank Moskwy“ verhandelt wird.

Luschkow erschien nicht, weil er „gerade zu Vorlesungen in Österreich weilt“. Prompt ordnete Dmitri Medwedew an, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, die für Botschaftsbauten vorgesehene Grundstücke in Moskau an die Firma Inteko übereignet hatten.

Bei Russland-Aktuell
• Luschkow-Gattin Baturina verkauft ihr Inteko-Imperium (07.09.2011)
• „Inteko“: Durchsuchung bei Luschkow-Gattin Baturina (17.02.2011)
Das Pikante an der Sache: Das Unternehmen gehört Luschkows Ehefrau Jelena Baturina, und die Übereignung ging natürlich während dessen Amtszeit als Moskauer Stadtoberhaupt über die Bühne.

Moskau wird zersägt


Der Konflikt schaukelt sich langsam immer höher, und nun hat Luschkow das Heft wieder in die Hand genommen. In einem Telefoninterview für den Fernsehsender „Doschd“ (Regen) erklärte er am Dienstag, in Moskau sei „eine ungeheure Umverteilung des Vermögens“ in Gange, und genau das hätten alle Interessierten einschließlich Medwedew mit seiner Absetzung erreichen wollen.

„In Moskau geschieht ein ungeheures Zersägen der Vermögenswerte“, so Luschkow wörtlich. Er benutzt das im Moment sehr moderne neurussische Wort „raspil“, das sehr anschaulich die illegale Um- und Neuverteilung von Geldern bezeichnet.

„Moskau war für diese Leute, die in Russland schon viel zersägt haben, natürlich ein Sahnestückchen, und das kommt noch zu den politischen Unbefriedigtheiten hinzu, die unser Präsident gegenüber dem Moskauer Bürgermeister empfand; all das konnte den Wunsch des Präsidenten verstärken, mich zu entlassen“, so Luschkow wörtlich.

Der falsche Zeitpunkt?


Eine Rückkehr in die Mannschaft von Wladimir Putin, „der ihm als Bürgermeister Vertrauen geschenkt hat“, ist für Luschkow „unwahrscheinlich“. Und mit einem Blick auf seinen Busenfeind: „Wenn die Regierung von einem Menschen geleitet wird, den ich schon genannt habe, ist das einfach unwahrscheinlich. Ich meine Medwedew.“

Im Kreml nimmt man Luschkows Schimpftirade anscheinend gelassen hin. Ein Informant aus der Präsidialverwaltung sagte gegenüber Gaseta.ru, Luschkow hätte „zur falschen Zeit begonnen, seine eigenen angeblichen Errungenschaften und vermeintliche Niederlagen des Präsidenten zur Schau zu stellen“.

Der Wahlkampf habe begonnen, und der Staatschef stünde an der Spitze der Partei „Einiges Russland“: „In dieser Situation sehen die provokativen Äußerungen von Luschkow, den die Partei als unwürdig befunden hat, einfach albern aus.“



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