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Rechte Gewalt ist in Russland ein Alltagsphänomen (Foto: Denejka/.rufo) |
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Montag, 21.11.2011
Syndrom Zwickauer Zelle: Rechte Gewalt in RusslandMoskau. 19 Ausländermorde wurden in Russland seit Jahresbeginn registriert. Die Gewaltbereitschaft russischer Neonazis ist extrem hoch. Immerhin aktivieren die Behörden ihren Kampf gegen die rechte Gefahr.
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Die Mordserie der so genannten Zwickauer Zelle, die das Ausmaß des rechtsextremen Netzwerks in Deutschland offen legt, hat das Land erschüttert. Russland hat einen derartigen Skandal bereits hinter sich:
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Mordserie an Ausländern in Russland
2007 wurden zwei junge Männer unmittelbar nach dem Mord an einem Armenier von der Polizei gefasst. Bei der Befragung machte einer der beiden Angeklagten ein erschütterndes Geständnis: Der 18-jährige Moskauer Artur Ryno brüstete sich vor den Beamten, 37 Menschen getötet zu haben die Opfer stammten aus dem Kaukasus oder den zentralasiatischen GUS-Republiken.
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Der Skinhead war kein Einzeltäter. Ende 2008 wurden in einem Aufsehen erregenden Prozess sechs Neonazis wegen dieser Taten verurteilt. Zwei Männern, die ebenfalls zu der Gruppe gehört haben sollen, wurden freigesprochen.
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Das weitverzweigte Gewaltnetz der Neonazis wurde dann noch einmal im vergangenen Jahr offensichtlich. Vier Tage, nachdem der Richter des Moskauer Stadtgerichts, das Urteil gegen die beiden Haupttäter Ryno und Pawel Skatschewski bestätigt hatte, wurde er ermordet. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.
Gewalt gegen Ausländer bleibt auf hohem Niveau
Laut Natalja Judina, der Expertin für Rechtsextremismus am Sova-Zentrum, hat sich die Lage inzwischen etwas stabilisiert. Sie ist aber noch weit davon entfernt, ideal zu sein, sagte sie Russland-Aktuell. In diesem Jahr wurden ihren Angaben nach 19 Menschen aufgrund ihrer fremden Herkunft in Russland getötet und 113 Personen verletzt.
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Gegenüber früheren Jahren ist dies zwar ein Rückgang, doch zeugt die Zahl von der immer noch hohen Gewaltbereitschaft in der rechten Szene. Organisiert ist der rechte Untergrund in kleinen Gruppierungen. Über die genaue Anzahl der Banden und ihrer Mitglieder ist nichts bekannt. Frühere Schätzungen von rund 70.000 Skinheads in Russland weist Judina allerdings als überhöht zurück.
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Hochburgen der rechten Gewalt sind Moskau, St. Petersburg und Nischni Nowgorod. In Woronesch, einst ebenfalls wegen ständiger Überfälle auf Ausländer in den Negativschlagzeilen, hat sich die Lage durch aktives Vorgehen der Polizei gegen die Täter inzwischen beruhigt.
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Kampf gegen rechte Gewalt fällt den Behörden schwer
Für die Behörden ist der Kampf gegen die rechte Gewalt allerdings schwer. Oft kennen sich die Mitglieder der einzelnen Gruppen gar nicht, erläutert Judina das Organisationsprinzip. Sie verabreden sich übers Netz zu Überfällen auf Ausländer und erst dort lernen sich viele der Gewalttäter von Angesicht zu Angesicht kennen. Gefasst werden daher in der Regel nur einzelne Schläger, selten die Hintermänner.
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Trotzdem gibt es erste Erfolge im Kampf gegen den rechten Terror. Die Ausschreitungen am Kreml im Dezember vergangenen Jahres haben die Behörden aufgeschreckt. In diesem Jahr wurden 32 rechte Straftäter verurteilt, ein Großteil der bekannten Banden zerschlagen.
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Gesellschaft muss zu Toleranz erzogen werden
Das Problem reicht allerdings tiefer. Laut Judina teilt der russische Durchschnittsbürger die xenophoben Ansichten der rechten Szene, vor allem wenn die Behörden diese aus politischen Gründen schüren, wie Judina betont. Die Expertin verweist dabei auf verschiedene medial unterstützte Kampagnen der russischen Führung gegen einzelne Nachbarländer, sei es Georgien oder aktuell Tadschikistan.
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Diese Kampagnen sind Gift auch für das innerrussische Klima, weil sie Vorurteile gegenüber Fremden anheizen statt Toleranz zu fördern. Ein Vielvölkerstaat wie Russland kann allerdings nur mit einer toleranten Gesellschaft überleben.
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