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Dienstag, 28.12.2010

Richter: Entlastungszeugen belasten Chodorkowski

Moskau. Der Richter im zweiten Chodorkowski-Prozess hat heute die gestern begonnene Verlesung der Urteilsbegründung fortgesetzt. Dabei wurden auch Aussagen der hochrangigen Entlastungszeugen German Gref und Viktor Christenko als belastend gewertet.

Gestern erklärte Einzelrichter Viktor Danilkin die Angeklagten Michail Chodorkowski und Platon Lebedew bereits für schuldig und begann, seine Urteilsverkündung zu verlesen. Erst wenn er damit fertig ist, wird das Strafmaß genannt. Nach Einschätzung der Verteidigung dürfte dies knapp vor dem Jahreswechsel erfolgen.

Laut Danilkin wurden die erhobenen Diebstahl- und Geldwäschevorwürfe in Milliardenhöhe auch durch die Aussagen des ehemaligen Wirtschaftsministers und heutigen Sberbank-Chefs German Gref sowie des Industrieministers Viktor Christenko bekräftigt.

Chodorkowski im Interview: Putins Parallelwelt (28.12.2010)
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Festnahmen vor Gericht, Chodorkowski schuldig (27.12.2010)
• Urteilsverkündung im Chodorkowski-Prozess beginnt (27.12.2010)
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• Putin über Chodorkowski: Der Dieb sitzt zu Recht (16.12.2010)
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Beide waren allerdings von der Verteidigung aufgeboten worden und hatten vor dem Gericht erklärt, dass sie den angeblichen Öldiebstahl im großen Stil nicht bestätigen können. Christenko hatte dabei dem Gericht sogar erklärt, warum man dem Yukos-Konzern unmöglich Öldiebstahl vorwerfen könne.

Als belastend wurden auch zahlreiche Aussagen von ehemaligen Yukos-Mitarbeitern und Managern der angeblich geschädigten Tochterunternehmen gewertet. Gegen zahlreiche dieser Personen wird oder wurde ebenfalls ermittelt oder sie wurden bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der Richter hatte gestern Chodorkowski und Lebedew bereits für schuldig erklärt, die fördernden Tochterunternehmen durch die angeblich kriminelle Struktur des Konzernaufbaus um Rohöl im Wert von 824 Mrd. Rubel (nach heutigem Kurs 20,5 Mrd. Euro) geprellt zu haben.

Außerdem sollen die Angeklagten illegale Gewinne in Höhe von 487 Mrd. Rubel (12,2 Mrd. Euro) und 7,5 Mrd. Dollar gewaschen haben.



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Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓

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Paulsen-Consult 02.01.2011 - 23:28

Ein Glück,

dass wir wenigstens in Hamburg einen Rechtsstaat haben. Ich bin übrigens Hamburger. Manche Leute sollten sich lieber Petersburg nennen.


hamburg 01.01.2011 - 16:28

chodorkowski urleil

es ist unerheblich ob das urteil
juristisch rechtmäßig war.
sein vermögen kann er nicht ehrlich
erworben haben. ein dieb gehört ins
gefängnis.


Paulsen-Consult 01.01.2011 - 11:59

Populismus und Rache

Populismus hat mit Demokratie nichts zu tun, den gibt es genauso in Diktaturen, wie Putin bewiesen hat. Rache hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun. Somit sind die Schäden die C. in Russland angerichtet hat kein Freibrief für eine politische Justiz. Die Urteilsbegründung ist, wie man aktuell hört, schon akkustisch kaum zu verstehen und wird meines Wissens auch nicht veröffentlicht werden. Der Prozess selbst ist von den westlichen Medien sorgfältig beobachtet worden. Wenn man die Einschätzung der deutschen Justizministerin nicht ernst nehmen will. Bitte sehr. Fakt ist aber, dass das Ergebnis dieses Prozesses vom mächtigsten Mann Russlands öffentlich vorausgesagt wurde. Wie viel Blindheit braucht man eigentlich, um derart diktatorische Verhältnisse noch zu verteidigen?


cwkirchh 30.12.2010 - 21:58

Medien Verwirrungs-Schauspiel!!!

Warum werden denn Schlüsse von westlichen Demokratien --- eventuell nur von pubertierenden Medien, die Geld scheffeln wollen --- gezogen, bevor überhaupt die Urteils \"Begründung\" von 800 Seiten fertig verlesen wurde?
Wer weiss denn so genau, was in Russland vorgegangen ist in den Jahren \"Chodorkowski .....\"?
Wissen diese Unwissenden denn überhaupt, wie die Aktienmehrheiten von den Oligarchen zustande gekommen sind?
Haben sie miterlebt, wie die Fabrikarbeiter vor dem Werkstor gebeten wurden, ihre \"Volksaktien\" doch lieber schnell an die Herren in den grossen Mercedes - Autos --- mit dezent dargebotenen Maschinenwaffen --- schnell zu verkaufen?
Wissen diese Besserwisser eigentlich, wieviele \"Volksaktieninhaber\" einfach erschossen wurden, weil sie ihre Aktien nicht freiwillig verkauft haben?
Wissen sie , wie ein Herr Chordokowski in einem kurzen Zeitraum von wenigen Jahren zu Eigentum von mehreren Milliarden EURO !!! , ohne Idee, Entwicklung oder Innovation kommen kann?
Wissen sie wirklich, wieviel Blut an dessen Händen klebt oder nicht?

Erklären sie mal dem Bildzeitungleser, der im Dreischichtbetrieb im Stahlwerk arbeitet, ca. 45 Jahre, der dann mit 1600€ Rente lebt, wie ein Herr Chordorkowski in weniger als 8 Jahren zum Eigentümer eines Milliardenvermögens wird!!!


Ich bitte dringend um Aufklärung!!!


Warum wird nicht ein wenig demokratisch verfahren, um nicht zu sagen OBJEKTIV!!!, warum nimmt man zunächst nicht die Urteilsbegründung zur Kenntnis,
will man die Wahrheit oder die Realität gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen???

Was , oh Schreck, wenn der Richter recht hat und die Wahrheit aufgedeckt hat?
Die Aussagen von absolut Unwissenden sind zum Kotzen, was hat das noch mit Politik oder freiem Journalismus zu tun???








Paulsen-Consult 30.12.2010 - 15:50

In West und Ost

Obwohl Chodorkowski nach meiner Kenntnis alles andere als ein sympathischer Waisenknabe ist und Russland tatsächlich schwer geschädigt hat, schwerer, als andere Oligarchen, die die Wertschöpfung des Landes dem russischen Volk entzogen haben und das immer noch tun. Obwohl dies eine Krankheit der ehemaligen Sowjetstaaten ist, von der auch die Ukraine schwer betroffen ist. Mit einer derart verdrehten Justiz ist Russland nun am plakativen Ende seiner Rechtsstaatsillusionen angekommen. Was in diesem Prozess lief ist nichts anderes als eine Restauration des Sowjetsystems. Die Staatsanwaltschaft gibt die Richtung vor, der Richter zieht nach, die Verteidiger haben keine Chance-Schluss.
Selbst für die wohlwollendsten Russland-Freunde ist dies das absolute Ende jeder Illusion.
Putin und Medwjedew sind Diktatoren, die auf dem Level von Stalin angekommen sind. Lukaschenko ist da schon gelandet. Janukowitsch in der Ukraine bewegt sich geradewegs dorthin und Kasachstan und und und. Östlich der EU-Grenzen werden Demokratie und Rechtsstaat gerade ausgemerzt. Was kommt als nächstes?
Furchtbar, mit anzusehen, dass Menschen mit ihrer Freiheit nicht umgehen können und sich unter einem Diktator wohler fühlen.
Am Ende dieses Jahrzehntes bleibt nur ein düsterer Blick nach Osten, der menschlich gesehen mehr frösteln lässt, als die eisigen Temperaturen dieses Winters.


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