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Jubelt hier Medwedew persönlich? Nein, nur ein russisches WM-Bewerbungs-Model (Foto: Russia 2018)
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Donnerstag, 02.12.2010

Fußball-Jubel! Russland gewinnt die WM 2018

Zürich/Moskau. Russland wird innerhalb eines Jahrzehnts zwei Sport-Großereignisse ausrichten: Nach den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wird 2018 auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft im Lande stattfinden.

Der Welt-Fußball-Verband FIFA hat erstmals eine Weltmeisterschaft an ein osteuropäisches und ein arabisches Land vergeben: Bei der Doppelkür der Ausrichter der WM-Endrunden 2018 und 2022 bekamen Russland und - noch viel ungewöhnlicher - Katar den Zuschlag.

Spanien/Portugal war der stärkste Rivale


Russland hat sich mit seiner Bewerbung gegen das Fußball-Mutterland England sowie die Bewerber-Tandems Spanien-Portugal und Belgien-Niederlande durchgesetzt. Welcher Bewerber wie viele Stimmen erhielt, will die FIFA heute noch später bekannt geben. Nach inoffiziellen Angaben schieden im ersten Wahlgang zunächst Belgien und die Niederlande aus und dann England. Die entscheidende Abstimmung der 22 FIFA-Wahlmänner fiel dann zwischen Russland und Spanien-Portugal.

Putin fliegt nach Zürich, Medwedew twittert Hurra


In Moskau stand zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Flughafen Wnukowo ein Regierungsflugzeug bereit, mit dem Premierminister Wladimir Putin bei einem Zuschlag noch am Abend nach Zürich zum Gratulieren (und einer Pressekonferenz) fliegen wollte.

Präsident Dmitri Medwedew ließ seiner ersten Begeisterung wie üblich zunächst per Twitter freien Lauf: „Hurra! Sieg! Wir richten die WM-2018 aus!“ schrieb er. Jetzt gelte es, sich darauf nicht nur angemessen vorzubereiten, sondern dabei – sportlich gesehen – auch „würdig aufzutreten“.

Das war ein hoheitlicher Wink mit dem Zaunpfahl an den nationalen Fußballverband: Schließlich hatte das russische Team die Qualifikation zur diesjährigen WM in Südafrika verpasst.

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Russland hat damit nach dem Zuschlag für die Ausrichtung der Winter-Olympiade 2014 im südrussischen Sotschi nun einen weiteren sportlichen Prestige-Sieg errungen. Verdient wurde dieser einerseits mit den Erfolgen russischer Fußball-Clubs auf europäischer Ebene in den letzten Jahren – aber auch aufgrund der Struktur der russischen Bewerbung, bei der die Nachteile kurzerhand in Vorteile umdefiniert wurden.

Fast alle Stadien noch auf dem Papier


Denn 13 der notwendigen 16 WM-Stadien müssen noch geplant und gebaut werden, da fast alle existierenden Fußball-Arenen im Land den hohen FIFA-Ansprüchen nicht genügen. 3,82 Mrd. Dollar will sich das Land dieses Super-Bauprogramm kosten lassen - und dann aber alles vom Feinsten bieten.

Nur ein Stadion, die Luschniki-Arena in Moskau existiert bereits. Das Haupt-Stadion der Olympischen Spiele von 1980 soll zur WM renoviert werden und wird dann mit 89.000 Sitzplätzen wohl der Austragungsort des Finales sein.

Zwei hochmoderne Stadien nach FIFA-Standard sind gegenwärtig bereits in Bau: In St. Petersburg entsteht die Gazprom-Arena mit 62.000 Plätzen als neues Domizil des vor wenigen Tagen gekürten neuen russischen Saison-Meisters FC Zenit. Und in Kasan wird an einer 45.000 Plätze bietenden Arena gearbeitet, die 2013 Schauplatz der Universiade sein wird. Außerdem soll das in Sotschi ohnehin geplante Olympiastadion ebenfalls Austragungsort der WM werden.

Russlands WM-Geografie: Von der Ostsee zum Ural


Weitere Spielorte werden Kaliningrad (das ehemalige Königsberg), Jaroslawl, Nischni Nowgorod, Saransk, Kasan, Jekaterinburg, Samara, Wolgograd, Krasnodar und Rostow-am-Don sein. In Moskau bzw. dessen Umland werden vier WM-Stadien platziert.

Theoretisch hätte Russland die Spielstätten ja über 10.000 Kilometer Distanz zwischen der Ostsee und dem Pazifik verteilen können. Doch auf ein solches Wagnis ließen sich die russischen Event-Strategen nicht ein: Sibirien bleibt bei der WM außen vor – sieht man einmal von Jekaterinburg ab, dass aber nur einen Steinwurf entfernt hinter dem Höhenzug des Ural liegt.

Freie Fahrt für WM-Schlachtenbummler


Dennoch sind die Distanzen zwischen den einzelnen Spielstätten für europäische Verhältnisse ziemlich groß. Dies wurde in einer FIFA-Expertise auch als größter Nachteil der Bewerbung genannt. Russland versprach dafür aber, alle WM-Besucher mit Spiel-Tickets kostenlos nicht nur innerhalb der Städte, sondern auch überregional zu transportieren.

„Russland liebt und kennt den Fußball. Unser Land hat alles, um die Weltmeisterschaft würdig zu veranstalten“, erklärte Wladimir Putin in einer ersten Reaktion „an diesem großen Feiertag“.

Riesige Infrastruktur-Investitionen werden fällig


Vor allem hat es dank seiner stetig fließenden Öl- und Gaseinnahmen genug Geld, um innerhalb von sieben Jahren auch alle anderen Anforderungen an einen WM-Ausrichter zu bewältigen: Dabei geht es vor allem um den dringend nötigen Ausbau der regionalen Flughäfen, die Erneuerung von Bahnlinien und Straßen sowie des Hotel-Angebots. Die WM wird nun zum Anlass für ein großes staatliches Infrastruktur-Ausbauprogramm - wie Putin erklärte, "zum Wohle aller Bürger".

Ein anderes Dauer-Manko für ausländische Russland-Besucher hat die Staatsführung bereits pauschal ad acta gelegt: Unabhängig davon, ob bis 2018 mit der Schengen-Zone visafreier Reiseverkehr vereinbart wird oder nicht, sollen alle WM-Gäste ohne Visen ins Land gelassen werden.



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