Mittwoch, 10.10.2012
Pussy Riot-Prozess: Eine Frau kommt auf Bewährung freiMoskau. Im Revisionsprozess der Frauenband Pussy Riot ist das Urteil gefallen: Nur Jekaterina Samuzewitsch kommt auf Bewährung frei. Die beiden anderen Angeklagten müssen ihre zwei Jahre Lagerhaft absitzen.
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Der Straferlass von Samuzewitsch zeichnete sich gleich zu Beginn Verhandlung ab: Die von ihr neu bestellte Anwältin legte dar, dass ihre Mandantin an dem Punk-Gebet gar nicht aktiv teilgenommen hat. Sie habe es nicht einmal geschafft, ihre Gitarre auszupacken, als Wachleute sie schon ergriffen und aus der Kirche geworfen hätten.
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An dem, was später als Rowdytum aus Motiven der anti-religiösen Feindschaft eingestuft wurde, sei sie also gar nicht beteiligt gewesen. Das Gericht in der ersten Instanz habe sich nicht hinreichend mit der Frage der persönlichen Schuld jeder Angeklagten beschäftigt.
Samuzewitsch hatte zum Auftakt des Berufungsverfahrens sich von dem dreiköpfigen Anwaltsteam getrennt, dass die oppositionellen Musikerinnen bisher gemeinsam verteidigt hatte.
Nadeschda Tolonnikowa und Maria Aljochina müssen dem Urteil zufolge die zwei Jahre Lagerhaft absitzen, zu denen sie in der ersten Instanz verurteilt worden waren. Die Verteidigung hat jetzt nur noch die Möglichkeit, das bereits rechtskräftige Urteil vor dem Obersten Gericht anzufechten.
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Am Morgen hatten Angeklagte, Kläger und Verteidiger noch einmal ihre Positionen dargelegt. Die Anwälte der drei Frauen sprachen von juristischer Unschuld und forderten die Annullierung des Urteils. Niemand habe die Gefühle der Gläubigen verletzen wollen.
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Die Angeklagten nutzten ihre Stellungnahmen auch für politische Aussagen. So rief Tolokonnikowa aus: Wir gehen für zwei Jahre ins Lager, und hier beginnt ein Bürgerkrieg! Putin tut alles, damit es soweit kommt.
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Paulsen-Consult 11.10.2012 - 09:31
Mag sein,
aber wenn man mal nicht der von ihnen vertretenen Grundmeinung folgt, dass in Russland alles anders ist, kommt man schnell zu der einfachen Feststellung, dass Jugend überall auf Unterdrückung und ausgeprägte Ungerechtigkeit sehr radikal reagiert. Insbesondere dann, wenn Chancenlosigkeit hinzu kommt. Das ist dann die Geburtsstunde von Aufständen und terroristischen Keimzellen. Übrigens auch in Deutschland. Warum nicht in Russland?
Uwe Niemeier 10.10.2012 - 17:31
... eine rethorische Frage an Sie, Paulsen-Consult
... haben Sie sich schon mal in der russischen Gesellschaft persönlich umgehört zum Thema: \"Pussy\"? Sie werden dabei feststellen, dass es eine Reihe von jungen und weniger jungen Leuten gibt, die bereit sind auf die Strasse zu gehen und im Interesse der \"Pussys\" zu demonstrieren. Aber es gibt eine riesige Anzahl von jungen und älteren Russen die mit der Vorgehensweise gegen diese Damen völlig einverstanden sind. Hier werden keine Terroristen herangezogen und keine Jugend ist hassgeladen. Ich denke mal, da schätzen Sie einiges nicht realpolitisch ein.
Paulsen-Consult 10.10.2012 - 17:16
Dumm
Russland zieht sich mit solchen Urteilen gerade die nächste Generation von Terroristen heran. Gnade diesem Land, wenn ein so verstörte und hassgeladene Jugend plötzlich zuschlägt.
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