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Matthias Warnig, Putins deutscher Genosse in der russischen Wirtschaftslenkung, präsidiert jetzt im RusAl-Aufsichtsrat (Foto: Nord Stream)
Matthias Warnig, Putins deutscher Genosse in der russischen Wirtschaftslenkung, präsidiert jetzt im RusAl-Aufsichtsrat (Foto: Nord Stream)
Mittwoch, 03.10.2012

Warnig wird Ober-Aufseher über Deripaskas RusAl

Moskau. Matthias Warnig, Ex-Stasi-Mann und Putin-Vertrauter in höchsten Wirtschaftsebenen, leitet jetzt den Aufsichtsrat des RusAl-Konzerns. Insider sehen ihn dort in der Rolle des Aufpassers und Agenten des Kremls.


Nach Meinung der russischen Ausgabe von "Forbes" gehört Matthias Warnig als einziger Ausländer zu den Top-Ten der Putin-nahen Wirtschaftslenker in Russland. Nun hat der 57 Jahre alte Deutsche noch einen honorigen Posten mehr im Portefeuille: Am Montag wurde er einstimmig zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Aluminium-Holding RusAl gewählt.

Kraft Amtes ist er damit Kontrolleur und Korrektiv für Oleg Deripaska, der Haupteigner und Cheflenker des angeschlagenen Metallurgiekonzerns ist.

RusAl Miteigner Viktor Wechselberg wirft Deripaska vor, den Grosskonzern durch jahrelanges Mißmangement in die Krise gestürzt zu haben.

Deripaskas Holding En+ kontrolliert 47 Prozent an RusAl. Auf Vorschlag von En+ (und wohl auf Bitten des Kremls) konnte Warnig als Krisenmanager schon in diesem Sommer in den Aufsichtsrat einrücken. Als Aufsichtsratsvorsitzender löst Warnig nun auf dem Posten Barry Cheung ab, der Chef der Hongkonger Börse ist.

Deutscher Putin-Kumpel im russischen Big Business


Bisher hatte Warnig, zu DDR-Zeiten ein auf Wirtschaftsfragen und Auslandsaufklärung spezialisierter MfS-Mann (und nach Medienberichten schon damals mit dem in Dresden arbeitenden KGB-Mann Putin bekannt), vor allem im Kreml-nahen bis staatseigenen Sektor der russischen Wirtschaft Karriere gemacht:

Bei Russland-Aktuell
• Ex-Stasi-Agent bleibt Transneft-Aufsichtsratschef (17.07.2012)
• Deripaska setzt auf Ex-Stasi-Agent und Putin-Spezi (15.05.2012)
• South Stream: nicht Voscherau, sondern Warnig Chef? (02.04.2012)
• Matthias Warnig für Aufsichtsrat von Rosneft nominiert (14.07.2011)
• Deripaskas Streit mit Wechselberg spitzt sich zu (02.07.2012)
Seine Hauptaufgaben sind die Leitung von Nord Stream, dem Betreiber der Ostseepipeline zwischen Deutschland und Russland sowie von Gazprom Schweiz, eines als Zwischenhändler im Ukraine-Gastransit fungierenden Unternehmens. Beide Firmen sind Gazprom-Töchter.

Akute Ämterhäufung bei Warnig


Zudem übernimmt Warnig in den letzten Monaten einen Aufsichtsratsposten nach dem anderen in staatseigenen russischen Konzernen: So wurde er im Sommer Aufsichtsratsvorsitzender beim russischen Pipeline-Monopolisten Transneft.

Im September wählte man ihn auch in den Aufsichtsrat des Ölkonzerns Rosneft. Daneben hat er Aufsichtsratsposten bei der Großbank VTB sowie der Putin-nahen Bank "Rossija" von Milliardär Juri Kowaltschuk inne.

Nur einfach ein guter Manager?


Laut RusAl hat Warnig „enorme Erfahrung in der Führung und Aufsichtsratsarbeit von internationalen Aktiengesellschaften, gute Kenntnisse des russischen und ausländischen Business und ein tiefes Verständnis für die geschäftlichen Besonderheiten in den Bereichen Finanzen, Energetik und Rohstoffe“.

Er werde das Corporate Management (auf Deutsch "Unternehmensführung") des Konzerns im Interesse aller Aktionäre verbessern und RusAls Geschäfte in Europa vorantreiben, verlautet der Konzern.

Troubleshooter für Aktionäre und Kreml


Die Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ sieht hingegen als Warnigs Hauptaufgabe die „Versöhnung der Hauptaktionäre von RusAl“: Schließlich wird der Konzern durch einen tiefen Konflikt zwischen Deripaska und dem Großaktionär Viktor Wechselberg erschüttert, der kein gutes Wort an Deripaskas Führungsstrategie und –stil lässt. Wechselberg hält 16 Prozent, Ex-Präsidentschaftsbewerber Michail Prochorow 17 Prozent an RusAl.

Putin-Spezi Warnig kann in seiner neuen Rolle dem „Diktator“ Deripaska das Heft bei RusAl zwar nicht aus der Hand nehmen. Aber – um im Stasi-Jargon zu bleiben - „Auge und Ohr“ des Kremls in dem Alu-Imperium ist er nun allemal, vermutet beispielsweise „Forbes“.

So übernimmt der Kreml mit Warnig zwar nicht gleich die Lenkung über den kriselnden Konzern, doch immerhin weiß die Staatsführung nun dank ihres treuen deutschen Zuträgers immer genau, wo es im Deripaska-Imperium lang geht.

Und im Bedarfsfall hat sie ihren einflussreichen Mann schon am Ort des Geschehens installiert.



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Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓

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Uwe Niemeier 07.10.2012 - 13:03

Royaler, um Ihr Wissensbedürfnis zu befriedigen ...

Als «Genosse Hauptmann Warnig» am 07.10.1989 die Medaille für treue Dienste in Gold verliehen wurde, (übrigens eine automatische Medaille für 15 Jahre Dienst in der NVA) erhielt ich am gleichen Tag den Dienstgrad Oberstleutnant der NVA. Die bereits genannte Medaille erhielt ich schon 1988 – dafür brauchte man nichts Besonderes zu tun – nur treu seinem Staat dienen. Es gab damals in den staatlichen Organen ausreichend Leute der jüngeren Generation, die anders dachten, insbesondere in ökonomischer Hinsicht, als die «Genossen» der älteren Generation. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Es war nur nicht so einfach diese Gedanken umzusetzen. Es war ähnlich wie heute, in der freien Wirtschaft. Wenn man als Angestellter einen interessanten Gedanken hat und dem Vorgesetzten dieser Gedanke aus irgendwelchen Gründen nicht passt, hat man schlechte Karten. Aufmucken könnte mit Kündigung enden. Also versuchte man damals sich «im Rahmen der Möglichkeiten» einzubringen. Auch ich war im ökonomischen Bereich der NVA tätig und weiß, wie viele Möglichkeiten wir «verpasst» haben. Ich bin 1992/1995 wieder im Osten/Russland gelandet (Studium 1980-1984 in Leningrad) und freue mich, dass meine russischen Geschäftsfreunde mich immer wieder gerne zum interessanten Gedankenaustausch einladen und ich mich besser einbringen kann, als noch bis 1989. Ähnlich wird es sicherlich Herrn Warnig gehen. Wenn Sie weitere Fragen haben, können wir dies gerne im RusslandForum (hier angegliedert) in besserer Form (auch öffentlich) tun. Die hiesigen Kommentarmöglichkeiten sind doch sehr beengt.


Royaler 07.10.2012 - 00:28

Damit uns nichts entgeht

http://www.welt.de/print-welt/article184251/Die-Stasi-Akte-des-deutschen-Pipeline-Chefs.html

Ich wäre mal interessiert, wer von den in Russland heutzutage agierenden Deutschen eine ähnlich interessante Ost-Vergangenheit hat?
Wie man erkennt, zumindest,
was die Welt so zusammengetragen hat, war ja Herr Warnig nur etwas frühreif, was den Aufbau Ost angeht. Nur schade, dass die DDR es nicht durch seine Wirtschaftshilfe geschafft hat,
zu überleben.
Mal sehn, wie sich jetzt seine umfassendere Russlandhilfe im reifen Alter in von Putin gern gesehenen Führungspositionen auf das Sytem auswirkt.


Paulsen-Consult 04.10.2012 - 21:46

Matthias Warnig

Ich habe einige Artikel über Warnig gelesen und einige Intervies und kann nichts schlimmes an dem Mann entdecken. Er redet vernünftig, er denkt vernünftig und beschränkt sich auf das, wovon er was versteht.


Uwe Niemeier 04.10.2012 - 18:24

Eine ergänzende Frage, Pauk-Friedrich

... was hätten denn Ihrer Meinung nach solche Leute wie Warnig und z.B. ICH (Niemeier) tun sollen? Ein Warnig und ein Niemeier sind in den Osten gegangen, dahin, wo sonst niemand hin wollte und wir haben uns eine neue Existenz aufgebaut. Und gleichzeitig haben wir keinem anderen Ostdeutschen in Deutschland einen Arbeitsplatz weggenommen und dem deutschen Staat und seinen Steuerzahlern liegen wir auch nicht auf der Tasche. Was sollen wir noch tun?
Wenn Sie wollen bin ich sofort bereit meinen Arbeitsplatz in Kaliningrad zu räumen und ihn einem Verfolgten des SED-Regimes zur Verfügung zu stellen.


Pauk-Friedrich 04.10.2012 - 17:23

\"... somit dem deutschen Steuerzahler heute auf der Tasche liegen – als Hartz V – Empfänger.\"
Somit kann man sich sein Gewissen auch \"rein lügen\"!
Wie schreib ein anderer großer:
\"Sie predigten öffentlich Wasser und soffen heimlich Wein!\"
Sind wir alles gewohnt!


Pauk-Friedrich 04.10.2012 - 17:13

koktem
Ich bin nicht neidisch, sondern wütend!
Diese Herren haben im Real-Sozialimus die einfachen Menschen verdummt, belogen, eingesperrt und ausgebeutet, und dabei in Saus und Braus gelebt, während sie den Mangel verwalteten. Und dann als sie den Real-Sozialimus an den Baum gefahren haben, schnellstens den Kapitalismus wieder restauriert um ihre Reichtümer zu mehren.
Und heute, heute füllen Sie sich wieder auf Kosten des einfachen Menschen ihre Taschen. Es hat sich nichts geändert.
Noch nie in der Geschichte der Menschen wurde soviel Volkseigentum geraubt wie in der Wendezeit. Wo kommen den die Milliarden her? Alles geraubtes Volksvermögen!
Was wir brauchen ist ein Lenin und ein Trotzki!


koktem 04.10.2012 - 12:48

Matthias Warning

Es sollte endlich Schluss sein nach so langer Zeit mit der Verurteilung von Menschen. Egal, ob Ex-Stasi, er hat es geschafft sich enormes Vertrauen und Durchsetzungskraft zu erarbeiten, nicht weil er die Vergangenheit hatte, sondern weil er sich mit der Materie und dem Land auseinander setzt und es erfolgreich umsetzt. Solche Positionen bekommt man auch nicht in Russland einfach so, da gehört weit mehr dazu! Ich verfolge die Berichterstattung schon eine ganze Weile und bin der Meinung, da sehr viel Neid raus zuhören.
So mancher deutscher Aktionär würde verzweifeln, wenn er wüsste wie viel an Geldern in Russland verbrannt wird, aus Arroganz und Unfähigkeit diverser „Führungskräfte“. In Russland bekommt man prinzipiell nichts geschenkt! Herr Warning hat seine 2.Chance erfolgreich genutzt und man sollte das lieber anerkennen, als immer wieder in der Vergangenheit zu graben. Meinen Respekt hat er, egal wie die Mehrzahl hier denkt.


Walter Nothaft 04.10.2012 - 11:54

Russenmafia

Man spricht immer viel vom zunehmenden Einfluss der Russenmafia der unsere Gesellschaft untergräbt. Eine tatsächliche Gefahr für alle abendländischen Gesellschaften sind Vorgänge wie diese. Das ist die eigentliche Mafia.


Uwe Niemeier 04.10.2012 - 09:42

… Pauk-Friedrich, teilweise bin ich

… einverstanden mit Ihrer Meinung: Es gab nie einen real existierenden Sozialismus, geschweige denn Kommunismus. Es gab real existierende theoretische Vorstellungen wie eine kommunistische Gesellschaft aussehen könnte. Aber niemand hat je versucht, diese theoretischen Vorstellungen mit praktischen Erfahrungen ernsthaft umzusetzen. Die, die es angeblich ernsthaft versucht haben, haben (meiner Meinung nach), die theoretischen Grundlagen vermutlich nie gelesen (… setzen, Note 5 –würde mein Lehrer gesagt haben …). Aber, und hier gehen unsere Meinungen auseinander, all diejenigen, die in den Ländern des „unvollendeten Sozialismus/Kapitalismus“ gelebt und gearbeitet haben, als Stalinisten zu bezeichnen – nein, das trifft nicht den Kern des Problems. Wir (ich schließe mich da ein), haben geglaubt, dass es eine gute Sache ist und haben uns dafür eingesetzt. Das dies vergebliche Liebesmüh gewesen ist … tja, das wissen wir heute. Und das wir (die ehemaligen „Kommunisten“) lernfähig sind – natürlich, alle Menschen sind lernfähig – der Eine mehr, der Andere weniger. Wenn Herr Warnig und andere (z.B. ICH) nicht nach 1990 Deutschland Richtung Osten verlassen hätten, würden wir vielleicht dem deutschen Staat und somit dem deutschen Steuerzahler heute auf der Tasche liegen – als Hartz „V“ – Empfänger. Heute versuchen diese Leute Mittler zu sein – in dem anscheinend nicht immer einfachen West-Ost-Verhältnis.
Hoffentlich konnte ich mich richtig erklären?


Pauk-Friedrich 04.10.2012 - 08:06

Stoll

\"Der Mann ist lernfähig, wie so viele Kommunisten.\" Falsch!
Der Satz muss heißen: Der Mann ist lernfähig, wie so viele Stalinisten!
Soz./Komm. hat es noch nie gegeben, nach nicht einmal Ansatzweise!
Soviel Zeit muss sein!
Ich kenne viele Warnig, und keiner war Kommunist!


Stoll 04.10.2012 - 07:48

Der Mann ist lernfähig, wie so viele Kommunisten. Außer ein paar Unverbesserliche, die nie Kommunisten waren sondern immer nur Unterdrücker und Helfer von Mördern und Sklavenhalter. Wer in der Sowjetunion zum KGB gehörte, wußte von jeder Schandtat und war bereit dieses menschenfeindliche System mit aller Kraft zu unterstützen. Eine richtige Aufarbeitung zur Tätigkeit des KGB hat es nie gegeben, sonst wäre Putin heute nicht an der Macht.


Pauk-Friedrich 04.10.2012 - 07:33

Matthias Warnig

Irgend jemand hat vor langer Zeit geschrieben:\\r\\nWenn es der russischen Arbeiterklasse nicht gelingt, durch eine Revolution, die Stalinisten zu entmachten, werden diese letztendlich den Kapitalismus selbst wieder restaurieren\\\\\\\", und ich füge hinzu, die besten aller Kapitalisten sein. Waring gehört dazu!\\r\\nFrüher strammer Stasi-Mann - heute strammer Kapitalist.\\r\\nWie recht der Schreiber doch hatte!


Uwe Niemeier 04.10.2012 - 07:13

... wissen Sie, was mich wundert?

… dass im Zusammenhang mit Herrn Warnig immer vom „Ex-Stasimann“ gesprochen wird. Was will man dem Leser damit mitteilen? Wenn wir schon Bestandteile des Lebenslaufes – egal aus welchen Gründen – immer wieder hervorheben, so schlage ich vor, dies grundsätzlich zu tun: z.B. „… die Ex-FDJlerin, Frau Angela Merkel“, oder „…der Ex-DDR-Bürger Herr Joachim Gauck …“, oder „… der Ex-Bausoldat der NVA, Werner Schulz.“


Wellness 03.10.2012 - 19:47

Falscher Vorname

Der Mann heisst nicht Martin Warnig sondern Matthias Warnig, bitte in Zukunft genauer recherchieren, danke!


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