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Ein Dorfbahnhof als politischer Knackpunkt: Die ukrainische Station Sorinowka an der russischen Bahnlinie (Foto: poezd-photo.ru)
Ein Dorfbahnhof als politischer Knackpunkt: Die ukrainische Station Sorinowka an der russischen Bahnlinie (Foto: poezd-photo.ru)
Mittwoch, 11.07.2012
Aktualisiert 11.07.2012 14:24

Russische Bahn will ukrainische Grenze verschieben

Moskau. Russlands Bahn will ein 20 Jahre altes Problem mit einer Bahnlinie lösen: Auf 30 Kilometer verläuft sie über ukrainisches Gebiet. Am liebsten wäre der RZD eine Grenzverschiebung. Die strittige Seegrenze wird hingegen morgen abgesteckt.

Von einem winzigen Schlenker nochmal zurück auf russisches Gebiet einmal abgesehen, verläuft die Bahnstrecke von Woronesch nach Rostow-am-Don über 30 Kilometer durch den östlichsten Zipfel der Ukraine.

Es handelt sich dabei um eine von nur drei Bahnlinien, die den russischen Süden mit dem Kernland verbinden – wobei eine weitere in ähnlich unglücklicher Art seit dem Zerfall der Sowjetunion abschnittsweise über kasachischen Boden verläuft.

Durchfahrt ohne Halt im exterritorialen Bahnhof


Für die Eisenbahn, aber auch die örtliche Bevölkerung bringt dies einiges Ungemach: Der einzige Bahnhof auf der Strecke im ukrainischen 300-Seelen-Grenzdorf Sorinowka wird zwar von der RZD unterhalten, darf aber nicht für den Passagierverkehr genutzt werden: Es gibt dort keine Grenzkontrollen.

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• Brückenprojekt von der Krim nach Russland liegt auf Eis (28.10.2008)
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• Lettland will Grenzvertrag mit Rusland unterzeichnen (25.01.2007)
• Tusla: Versuch zur Einigung und hohe Kunst (24.10.2003)
Gegenwärtig mietet die RZD den Bahnhof von der Dorfverwaltung, doch auch dies geschieht letztlich nicht offiziell: Wem das Bahnhofsareal eigentlich gehört, geht nämlich aus keinem amtlichen Dokument hervor.

Aufgrund der verfahrenen Situation erwog die RZD auch schon, die exterritoriale Bahnstrecke durch einen Neubau auf russischem Gebiet zu ersetzen. Doch die Idee wurde als zu teuer verworfen.

Vermietung der Strecke - oder besser Grenzkorrektur?


Nun bemühen sich Russlands Bahner wieder um eine Lösung des Problems – auf höchster Ebene: Wie die Zeitung RBK Daily heute berichtet, hat die Bahn der russisch-ukrainischen Grenzdemarkations-Kommission vorgeschlagen, die Strecke samt dem östlich davon gelegenen Gebiet im Rahmen eines Gebietstauschs Russland zuzuschlagen.

Im Prinzip würde die russische Bahn den ganzen Streckenabschnitt auch gerne von der Ukraine mieten, aber damit gibt es rechtliche Probleme: In der Ukraine ist die Vermietung von Bahnanlagen gesetzlich nicht vorgesehen.

"Gebietsabtretung an Russland" - ein heißes Eisen


Eine gemeinsame Arbeitsgruppe wurde auch schon gebildet, doch wollen die Außenministerien beider Länder die Situation gegenwärtig nicht kommentieren. Klar ist, dass die Lösung des Problems wohl noch lange dauern wird.

Die Zeitung zitiert ukrainische Experten, die es kaum für möglich halten, dass die ukrainische Politik und Öffentlichkeit ein solches Entgegenkommen gegenüber Russland akzeptieren wird. Abgesehen davon stellt sich die Frage, welche Flächen oder Objekte Russland im Gegenzug anbieten könnte. Kompliziert wird die Situation durch zwei kleine Siedlungen, die nach einer von RBK Daily publizierten Karte in dem Zipfel zwischen Bahnlinie und russischer Grenze liegen.

Streit um Insel Tusla vor Beilegung


Der exakte Verlauf der Grenze zwischen der Ukraine und Russland wird gegenwärtig aufgrund einer erst 2010 geschlossenen Vereinbarung festgelegt. Zuvor war es immer wieder zu kleinen territorialen Konflikten zwischen den beiden GUS-Republiken gekommen.

2003 eskalierten diese beinahe, als Russland mit dem Bau eines Dammes zu der von der Ukraine beanspruchten Insel Tusla in der Straße von Kertsch begann.
Die Frage des Grenzverlaufs und der Hoheit über die Schifffahrtswege im Bereich des Asowschen Meeres steht jetzt aber vor einer einvernehmlichen Lösung: Wie heute der "Kommersant Ukraina" berichtet, werden morgen die Präsidenten Wladimir Putin und Viktor Janukowitsch bei einem Teffen auf der Krim eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen.

Ukraine behält Tusla, Ressourcen werden geteilt


Das Fahrwasser aus dem Asowschen ins Schwarze Meer wie auch die Insel bleiben demnach unter ukrainischer Hoheit, der Wasserweg soll aber gemeinsam verwaltet werden. Die Seegrenze werde in einer Kompromisslösung festgelegt, die beiden Seiten auch die gemeinsame Nutzung eines ÖLfeldes erlaubt.
Unter diesen versöhnlichen Vorzeichen ist nicht auszuschließen, dass die beiden Staatsmänner bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Lösungsweg für das Bahnstrecken-Grenzproblem abstecken.


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