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GAU in der Moskauer Metro: Ein Zug entgleist bei voller Fahrt (Foto: rbk.ru)
GAU in der Moskauer Metro: Ein Zug entgleist bei voller Fahrt (Foto: rbk.ru)
Donnerstag, 17.07.2014

Moskauer Metro-Unglück: Suche nach der Ursache läuft

Moskau. Was hat in der Moskauer Metro einen Zug zum Entgleisen gebracht? Bei der Suche nach den Ursachen für das Unglück mit 22 Todesopfern gibt es jeden Tag eine neue Version. Zwei Metro-Mitarbeiter wurden als Pfusch-Verdächtige festgenommen.

Gleich nach dem Unglück am Dienstag Morgen war von einem Spannungsabfall die Rede, der dazu geführt habe, dass die Signale auf Rot umschalteten, worauf der betroffene Zug bei einer Notbremsung aus den Gleisen gesprungen sei.

Diese Version war aber spätestens ad acta gelegt, als das ganze Bild der Verheerung am Unglücksort offensichtlich war: Der Zug war offensichtlich bei voller Fahrt entgleist, mindestens ein Waggon hatte sich im Tunnel quergestellt und war förmlich zerdrückt worden.

Eine Baustellenweiche - unzulänglich gesichert


Tags darauf schienen die Schuldigen schon so gut wie gefunden: Wie sich herausstellte, befindet sich am Unglücksort eine erst eine Woche zuvor eingebaute Weiche, die in einen blockierten Nebentunnel zur Baustelle einer neuen Linie führt. Die noch nicht funktionsfähige – und deshalb auch noch nicht an die Signalanlagen angeschlossene – Weiche hätte eigentlich mit einem speziellen Bauteil gesichert werden müssen, damit sie sich in keinem Fall unbeabsichtigt verstellen kann.

Statt dieser Klammer wurde die Weiche von den Gleisbauern aber nur mit einem drei Millimeter dicken Draht gesichert. Diesen Draht fand man bei der Untersuchung der Unglücksstelle zerrissen vor. Die Weiche könnte sich also durch die Vibrationen der durchfahrenden Züge verstellt und den heranbrausenden Zug aus den Gleisen geworfen haben, so diese Theorie.

Zwei für die Gleise Verantwortliche in Haft


Die Ermittler nahmen daraufhin einen 66 Jahre alten Streckenmeister der Metro und seinen 43 Jahre alte Gehilfen fest. Sie gelten als die Verantwortlichen für diesen groben Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Beide Männer haben jahrzehntelange Berufserfahrung bei der Moskauer Metro. Warum die Weiche von ihnen nicht in der vorgeschriebenen Weise gesichert worden war, wurde bisher nicht bekannt.

Bei einer weiteren Untersuchung der Unglücksstelle stießen Experten dann jedoch auf Spuren, die darauf hinweisen könnten, dass der Pfusch beim Gleisbau möglicherweise doch nicht die Ursache des schwersten technischen Unglücks in der Geschichte der Moskauer Metro ist.

Neue Spuren: Lag etwas auf dem Gleis?


Bereits 50 Meter vor der Unglücksstelle seien auf 30 Meter Länge an den Schwellen Schrammen zu erkennen, die darauf hinweisen, dass sich irgendetwas unter dem Zug verkeilt haben könnte, schreibt heute die Zeitung „Kommersant“.

Bei Russland-Aktuell
• Viele Tote bei schwerem U-Bahn-Unglück in Moskau (15.07.2014)
• Rentner wird in Moskauer Metro zu Tode geschleift (20.08.2012)
• Tödliches Vergnügen: Fahrt auf dem Dach der U-Bahn (14.02.2011)
• Bereicherungsvorwürfe gegen Moskauer Metro-Chef (14.12.2010)
• Blumenmeer in der Metro: Moskau gedenkt Anschlägen-2010 (29.03.2012)
Um was es sich dabei gehandelt haben könnte, ist völlig offen – am wahrscheinlichsten wäre ein Bauteil eines Metrowaggons, das sich aus dem Unglückszug oder einem vorher durchfahrenden Zug gelöst haben könnte. Es käme gelegentlich vor, dass die Metrozüge unterwegs gewisse Zerfallserscheinungen zeigten, doch üblicherweise handele es sich dabei um Kleinteile, deren Verlust erst bei Prüfungen im Depot auffällt, berichteten Metro-Mitarbeiter der Zeitung.

Außerdem seien an der verdächtigen Weiche keine Spuren des Aufpralls zu sehen, wie sie entstehen würden, wenn ein Zug an dieser Stelle aus dem Gleis katapultiert würde, berichtete einer der Experten. Der Sicherungsdraht könne auch erst durch das Unglück selbst zerrissen sein.

Neue Linie, neuer Zug


Der verunglückte Zug war erst seit 2010 auf der Arbatsko-Pokrowskaja-Linie im Einsatz. Das Streckenstück zwischen den Stationen Park Pobedy und Slawjanski Bulvar, wo sich das Unglück ereignete, ist erst seit 2008 in Betrieb. Anzeichen für eine Deformierung des Tunnels oder der Gleise gibt es nach Expertenmeinung nicht.

Wegen der Aufräumarbeiten und der Suche nach den Unfallursachen ist der betroffene Abschnitt der dunkelblauen Linie 3 immer noch nicht für den Verkehr freigegeben.

Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich zwischenzeitlich auf 22. Etwa 150 Verletzte mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Unter den Toten ist auch der Fahrer des Unglückszuges.



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