Montag, 10.09.2007
Ermittlergruppe im Fall Politkowskaja neu formiertMoskau. Die Staatsanwaltschaft hat auf die Ermittlungspannen im Fall Politkowskaja reagiert und die Untersuchungskommission neu formiert. Eine Brigade zusätzlicher Fahnder wurde eingestellt. Presseberichte, wonach der Leiter der Kommission, Pjotr Garibjan, entlassen worden sei, dementierte die Generalstaatsanwaltschaft allerdings.
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Weil es großen Arbeitsaufwand bedeute, die am 29. August präsentierten Beweise zu untermauern, sei die Untersuchungskommission unter Leitung Garibjans mit einer weiteren Brigade von Fahndern verstärkt worden, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung. Auf die offensichtlichen Ermittlungspannen ging die Behörde nicht ein.
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Intern soll Generalstaatsanwalt Juri Tschaika seine Untergebenen wegen der schlechten Aufklärungsarbeit scharf kritisiert haben. Tschaika hatte am 27. August auf einer Pressekonferenz erklärt, dass der Mordfall Politkowskaja faktisch aufgeklärt sei und bereits zehn Personen verhaftet seien.
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Kurz darauf tauchten die Namen der Verdächtigen in der Presse auf. Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit, woher die Informationen kamen.
Anschließend mussten jedoch zwei Personen wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Zudem gibt es starke Zweifel an der Tatbeteiligung der übrigen Verhafteten. Einer von ihnen befand sich zur Mordzeit im Oktober 2006 bereits zwei Jahre im Gefängnis. Weitere Verdächtige haben ebenfalls Alibis präsentiert.
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Unterdessen kritisierte Reporter ohne Grenzen die russischen Ermittlungen. Zahlreiche Widersprüche über die Festnahme von zehn Verdächtigen im Mordfall Politkowskaja lassen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ermittlungsergebnisse der russischen Behörden aufkommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am 5. September.
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Machtkämpfe und Umstellungen innerhalb der Staatsanwaltschaft seien der Aufklärung des Mordes nicht zuträglich. Bei aller Verwirrung dürfe jedoch nicht aus den Augen verloren werden, dass Staatsbeamte und Polizisten den Tätern offenbar bei der Vorbereitung des Mordes geholfen hätten, betonte die Organisation.
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Die Drahtzieher der Tat dürften nicht im Dunkeln bleiben. Sich auf Feinde außerhalb Russlands zu beschränken, wie es Generalstaatsanwalt Tschaika nahegelegt habe, sei absurd, so Reporter ohne Grenzen. Diese Art der Spekulation erinnere an Sowjetzeiten und sei in hohem Maße unprofessionell.
(ab/rid/epd/.rufo)
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