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Politkowskaja-Mord: Die Ausführenden sind angeblich gefasst, die Auftraggeber nicht (foto: Archiv)
Politkowskaja-Mord: Die Ausführenden sind angeblich gefasst, die Auftraggeber nicht (foto: Archiv)
Donnerstag, 30.08.2007

Meinungen: Wer hat Anna Politkowskaja umgebracht?

Moskau. Die Ermittler haben angeblich die Mörder von Anna Politkowskaja gefasst. Aber was steckt dahinter? 500 Meter vom Tatort entfernt hat Russland-Aktuell am Weißrussischen Bahnhof Passanten nach ihrer Meinung gefragt.

Nina Jestafiejewna, 50, staatliche Angestellte:


Politkowskaja war Journalistin. Einer der Aspekte ihrer Arbeit waren Artikel über Tschetschenien und Reisen in diese unruhige Region. Sie war da auch während des Krieges. Und Krieg bedeutet Geld. Und Geld kann man nicht kontrollieren. Ich glaube, dass sie etwas erfahren hat, was man besser nicht wissen sollte. Vielleicht hat sie auch irgendwo nachgeforscht oder hatte Informationen über irgendwelche finsteren Machenschaften. Das war dann der Grund für ihre Ermordung. Ein Journalist ist in unserer Gesellschaft eine ungeschützte Zielscheibe.

Swetlana, 48, arbeitslos:


Ich bin so weit weg von all diesem.

Rosa Afanassjewa, 81, Rentnerin:


Ich denke, dass der Mörder aus der Umgebung Politkowskajas kommt – jemand, der sie gut kannte. Das können auch Leute in Uniform gewesen sein. Da könnte jede beliebige Abkürzung in Frage kommen: KGB, MWD, FSB, GUWD. Schauen sie doch nur mal ins Fernsehen: Lauter Filme über Morde. Und wenn es keine Filme sind, dann berichtet man in den Nachrichten darüber. Erst werden Journalisten getötet, dann bringt man überall im Land kleine und völlig unschuldige Kinder um. Die Mörder von Politkowskaja stammen ganz sicher aus ihrem Bekanntenkreis. Und das Motiv kann irgendeine Kleinigkeit gewesen sein.

Maxim, 20, Pädagogie-Student:


Von dem Mord an der Journalistin habe ich gehört, aber ich weiß nicht, wer das getan hat und warum. Der Mörder kann wer auch immer gewesen sein und das aus dem nichtigsten Grund. Raissa Wassiljewna, 78, Rentnerin: Das ist eindeutig die tschetschenische Spur. Genauso wie beim Mord an Paul Chlebnikov, der zu viel schrieb, nachdem er mit ihnen gesprochen hatte. Leider haben die Tschetschenen einen schmählichen Charakterzug: Ihre Rachsüchtigkeit. Und wer dann der eigentliche Killer war – Kriminelle, Polizisten oder sonst wer – das ist dann schon nicht mehr so wichtig.

Fjodor, 28, Ingenieur


Ich weiß nicht, wer Politkowskaja ist. Aber wenn sie Journalistin war, dann gibt es zwei Versionen für den Mord: entweder persönliche Motive oder ihre berufliche Tätigkeit. Im zweiten Fall hätte man sie dafür umbringen können, dass sie über irgendjemanden etwas nicht ganz Wahres geschrieben hat- oder gerade umgekehrt: Sie hat die Wahrheit geschrieben, die dem Auftraggeber des Mordes nicht gefiel.

Maria, 29, Lehrerin:


Wenn es kein Zufall ist, so werden Journalisten immer von der Gesellschaft umgebracht – also von uns. Weil wir angst davor haben und uns schämen, die Wahrheit über uns selbst zu erfahren.

(sm-ld/rufo/Moskau)


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