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Putin will mit "Dialog der Kulturen" den Vielvölkerstaat wieder immunisieren (Foto: TV/Archiv) |
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Mittwoch, 22.12.2010
Putin will Immunität gegen Fremdenfeindlichkeit stärkenMoskau. Stundenlang redete Wladimir Putin mit Fussballfans - zwei Stunden ohne Presse - legte einen Kranz am Grab eines von Kaukasiern ermordeten Fans nieder - und rief dazu auf, den Vielvölkerstaat Russland gemeinsam zu bewahren.
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Wladimir Putin präsentierte sich dabei wieder einmal als starker Mann, volksnah und weitsichtig. Volksnäher und stärker jedenfalls, als Präsident Dmitri Medwedew. Aber Putin deutete nur an, dass der Staat auch versuchen könnte, die heraufziehenden ethnischen Konflikte mit neuen Gesetzen einzudämmen. Wichtiger ist tatsächlich das, was Putin selbst neu begann: ein "Dialog der Kulturen".
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Zu dem Fan-Treffen, das im Ministerium für Sport und Tourismus (MinSporTur) begann, erschien Putin überraschend. Eingeladen hatte Sportminister Witali Mutko sowohl russische als auch nord-kaukasische Fanclubs und den Dachverband der Fanclubs.
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Putin schlug gleich am Anfang vor, des am 6.Dezember getöteten Spartak-Fans mit einer Schweigeminute zu gedenken. "Der Angriff auf ihn ist ein Angriff auf uns alle, unabhängig von Wohnort, Nationalität oder Relegion. Ein junger Mann, Jegor Swiridow ist ums Leben gekommen. Das ist eine grosse Tragödie."
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Spartak-Fans erzwingen mit Randale Aufmerksamkeit
Bei einer Schlägerei zwischen einer Gruppe von Spartak-Fans und Kaukasiern am 6.Dezember hatte ein junger Mann aus Kabardino-Balkarien aus nächster Nähe aus einer Pistole mit Hartgummigeschossen auf Swiridow gefeuert.
Weil die Polizei zunächst vier von fünf Mittätern wieder freiliess, hatten Spartak-Fans mit Stadion- und Strassenkrawallen Aufklärung und Bestrafung gefordert - und damit eine Welle von Kundgebungen im ganzen Land ausgelöst, die sich meist gegen Arroganz und Aggressivität von Migranten aus dem Kaukasus und zugleich gegen Untätigkeit der Behörden richteten.
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Der Mann, der Swiridow erschossen hatte, habe schon zweimal hinter Gittern gesessen, erzählte Putin den Fans. Einmal wegen Rowdytum und schwerer Körperverletzung, ein zweites Mal wegen Drogenbesitz. Er sei erst 2009 verurteilt worden, darum sei es schon merkwürdig, dass er Ende 2010 in Moskau auftauchen könne, wunderte sich Putin.
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Die Kraft des Vielvölkerstaates Russland
Die Kraft des Vielvölkerstaates Russland habe immer darin bestanden, dass man sich gegenseitig geachtet habe. "Wenn wir das nicht verstehen", warnte Putin, "wenn wir dauernd wie Verrückte mit dem Federmesser rumlaufen, zerstören wir diese Kraft, bekommen kein grosses Russland, sondern ein von inneren Widersprüchen zerrissenes Land, das auseinanderfällt und von jederman auf die Knie gezwungen werden kann."
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Die nationale Vielfalt Russlands sei ein riesiger Vorteil, aber auch eine grosse Gefahr. Die Immunität der russischen Gesellschaft gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit habe in letzter Zeit begonnen, schwächer zu werden.
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Nationale Vielfalt ist ein riesiger Vorteil - aber auch eine grosse Gefahr
Darum dürften sich sowohl die Fussballfans wie auch die Gemeinschaften der Zugewanderten in Moskau, Petersburg oder anderen Städten nicht vor den Karren von Extremisten spannen lassen. Die "Diaspora" der Migranten müsse auf "ihre Leute" einwirken.
Die Fussballfans seien ein Kraft im Lande, sagte Putin. "Die Fan-Clubs waren immer unabhängig, nur in letzter Zeit versuchen Extremisten, sich an sie anzuhängen."
Gegenseitige Achtung fördern - auch der Kaukasier gegenüber dem Rest Russlands
Vielmehr müsse die gegenseitige Achtung gefördert werden. "Ich gebe keinen Groschen für die Gesundheit eines Menschen, der aus Zentralrussland in den Nordkaukasus kommt und dort lästerlich mit dem Koran umgeht", argumentierte Putin. "Aber auch die Menschen aus dem Kaukasus müssen, wenn sie in andere Regionen kommen, die dorige Kultur, Gebräuche und Gesetze achten."
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Wenn das allerdings nicht der Fall wäre, "dann müssen wir eben die Melderegeln in den grossen Städten perfektionieren", warnte Putin.
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Tatsächlich ist bisher nicht zu erkennen, wie die Achtung und Dialogbereitschaft vor allem in den islamischen Republiken im Nordkaukasus gefördert werden könnte.
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Dialog der Kulturen mit Baseballschlägern und Pistolen
In ganz Russland häufen sich Fälle, bei denen sich rücksichtslos und oft auch mit brutaler Gewalt vor allem Tschetschenen durchsetzen - für die die Teilrepublik Tschetschenien immer ein sicheres Hinterland und Rückzugsgebiet ist. Dabei handelt es sich oft auch um bewaffnete Vertreter von Staatsorganen.
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- ein russischer Fernsehjournalist war von einem jungen Tschetschenen im Streit im Moskauer Stadtzentrum erstochen worden. Nach Intervention des Vorsitzenden des "Kongresses der Kaukasusvölker" war der Messerstecher freigelassen worden.
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- ein tschetschenischer Student der Diplomatenschule MGIMO kurvte mit seinem Jeep durch den Alexandergarten an der Kremlmauer zum Ewigen Feuer am Grab des Unbekannten Soldaten, um seine Freundin zu beeindrucken. Er wurde zu einem Bussgeld von etwa 50 Euro verurteilt.
- in einem Ferienlager bei Sotschi entwickelte sich eine Massenschlägerei mit 600 Beteiligten, weil tschetschenische Jugendliche ein junges Mädchen angemacht und dann die Lagerleitung verprügelt hatten.
- auf dem Moskauer Autobahnring verprügelte ein tschetschenischer Leibwächter einen Autofahrer, weil der nicht schnell genug Platz gemacht hatte.
- ein russischer Wachmann des Einkaufszentrum Europa (Jewropejski) am Kiewer Bahnhof liegt schwer verletzt im Krankenhaus, weil er einen Vertreter der tschetschenischen Staatsanwaltschaft zur Ordnung gerufen hatte; Tage später wurde er brutal zusammengeschlagen.
- in Rostow am Don fordern Studenten, zwei inguschetische Kommilitonen zu exmatrikulieren, weil sie einen Mitstudenten erstochen hatten.
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Bald gehört uns Moskau und morgen ganz Russland
Wenig Begeisterung bei Moskauer Bürgern ruft allerdings auch nicht hervor, was jüngst Schamil Osmanow, ein Sprecher des "Russischen Kongresses der Kaukasusvölker" in der Zeitung "Metro Moskwa - metronews.ru" erklärte:
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"Man sollte nicht mit dem Messer durch die Hinterhöfe den Skinheads hinterherlaufen. Um die soll sich die Miliz kümmern. Ich sage unseren Jugendlichen: ihr habt andere Aufgaben. Ihr seid hier, um zu lernen und zu arbeiten. Nach dem Koran könnt ihr vier Frauen haben.
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Also heiratet, setzt Kinder in die Welt und arbeitet ehrlich. Dann wird nicht nur Moskau, sondern ganz Russland gehören."
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cccp-yuri 24.12.2010 - 20:34
Nazi-Hooligans sind Täter und keine Opfer!
Entschuldigen Sie bitte, aber die von Ihnen aufgezählten Gewalttaten von kaukasischen Staatsbürgern sind doch eine Verhöhnung der Opfer der russischen Nazis. In den letzten fünf Jahren gab es jährlich 50-150 Tote durch russische Nazis/Rassisten. Da sind doch 4-5 Opfer kaukasischer Gewalttäter sehr wenig dagegen. Heute geht doch kaum ein junger Kaukasier in Moskau oder St. Petersburg ohne ein Messer oder eine Pistole auf die Strasse, weil er Angst haben muss von mehreren Nazis ermordet zu werden. Im Internet findet man dutzende Videos, wo zu sehen ist, wie Kaukasier von mehreren russischen Nazis ermordet werden. Jetzt hat sich mal ein Kaukasier erfolgreich gegen mordende Nazis bzw. Nazi-Hooligans verteidigt und trotzdem findet man wieder verharmlosende Artikel, die die Schuld bei Nichtrussen suchen. Putin hat völlig recht. Russland wird irgendwann auseinanderfallen und eine jämmerliche Kolonie des Westens sein, wenn die Regierung und die Medien sich nicht auf sowjetische Werte, die die Völkerfreundschaft in den Vordergrund stellten, besinnen.
Frohe Weihnachten,
cccp-yuri
Paulsen-Consult 23.12.2010 - 16:31
Expansive Mentalität gegen Wagenburgdenken
Kein Zweifel, dass viele Männer aus dem Kaukasus eine expansive Mentalität haben. Machos und gewaltbereite Radikale gibt es aber auf beiden Seiten. Wir Europäer können durch unsere Organisation und Institutionen sehr mächtig werden und sind es auch. Auf individueller Ebene haben Männer aus dem islamischen Gürtel Europas die Hosen an. Der Machttrieb ist gewaltig und wird tatsächlich von Teilen des Korans kräftig angeheizt. Damit kein unsinniger Bürgerkrieg daraus wird, muss man diese Leute von der Macht des Staates überzeugen. Das muss sehr nachhaltig getan werden, sonst glauben sie es nicht. Genau das ist auch unser Problem in Westeuropa. Es fehlt diesbezüglich an Nachhaltigkeit und Konsequenz. Hier muss mehr Härte her. Aber bitte nur gegen Straftäter!
Norbertas 22.12.2010 - 21:57
Kaukasier
es ist wie bei uns in Deutschland,es wird immer um den heissen Brei geredet, das Problem ist der Islam, nichts weiter
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