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In Innsbruck zeigte sich das herrlichste Alpenpanorama. Über große Strecken war der Wettbewerb war leider im Winterunwetter versunken. (Foto: Vierschanzentournee)
In Innsbruck zeigte sich das herrlichste Alpenpanorama. Über große Strecken war der Wettbewerb war leider im Winterunwetter versunken. (Foto: Vierschanzentournee)
Samstag, 07.01.2012

Vierschanzen-Tournee – keine Chance auf der Schanze

Bischofshofen. Die Vierschanzen-Tournee 2011/2012 ist vorüber, die Resultate sind jetzt amtlich. Die Sieger sind gekürt, und für uns ist es an der Zeit, uns ein Resümee aus Sicht der russischen Teilnehmer zu erlauben.

So langsam ist man ja geneigt, alle Wintersportveranstaltung mit russischer Beteiligung als kleine Generalpröbchen für die Winterolympiade 2014 im südrussischen Sotschi zu betrachten. Bei der Vierschanzen-Tournee richtete sich der Blick nun auf die Skispringer. Eine Sportart, in der Russland jüngst viele Rückschläge einstecken musste.

Bei Russland-Aktuell
• Alpine Ski-WM in Garmisch: Russland fährt hinterher (21.02.2011)
Während im alpinen Skisport noch ein wenig Nachholbedarf innerhalb der russischen Equipe deutlich erkennbar ist, lassen sich die Ergebnisse in den Nordischen Disziplinen durchaus seit langem sehen. Allerdings hieß der bislang letzte Sieger aus Russland auf dieser Königstour im Skisprung Nikolaj Kamenski - und das war bereits 1955/56.

Auftakt zur 60. in Oberstdorf


Pünktlich zu Beginn des ersten Hauptspringens der 60. Vierschanzentournee zeigt sich Oberstdorf von seiner winterlichen Seite. Es schneit und schneit, die Ausrichter starten den Wettbewerb dennoch wie geplant. Die vielen Helfer, die versuchen, mit Laubbläsern die Anlaufspur schneefrei zu bekommen, werden zu den wichtigsten Akteuren. Und dann war erstmal Schluss.

Etwa 6.000 Zuschauer warten im dichten Schneetreiben auf einen Neustart. Die Bedingungen sind jetzt zwar wesentlich besser, nur die Ergebnisse nicht. Am Ende belegt Denis Kornilow den 14. Platz, Wassiljew sogar nur den 41. Das muss noch besser werden.

Denis Kornilow ist die große Hoffnung für den russischen Skisprung für die Olympiade 2014 in Sotschi. (Foto: Vierschanzentournee)
Denis Kornilow ist die große Hoffnung für den russischen Skisprung für die Olympiade 2014 in Sotschi. (Foto: Vierschanzentournee)

Der Klassiker in Garmisch-Partenkirchen


Bei hervorragendem Wetter geht der Klassiker des Skisprungs schlechthin über die Bühne. Das legendäre Neujahrsspringen, um dessen Bedeutung auch Denis Kornilow, die große Hoffnung im russischen Team nach dem Tode von Top-Springer Pawel Karelin, genau Bescheid weiß. Sein erklärtes Ziel: unter die Top Ten zu kommen.

Nach Beendigung der Halbzeit bei der diesjährigen Vierschanzen-Tournee zeigt sich zwar das russische Team mit breiter Brust, es wird aber auch mehr als deutlich, dass noch viel Arbeit für den Betreuerstab notwendig ist, zur Winterolympiade 2014 konkurrenzfähig zu werden. Kornilow wird in Garmisch 15. und Wassiljew 23.

Über dem Goldenen Dachl von Innsbruck


Beim ersten Bergisel-Springen in Innsbruck 1927 betrug die Weite des Siegers 47,5 Meter. Seit 2002 liegt der Schanzenrekord von Sven Hannawald bei 134,5 Metern. Im gleichen Wettbewerb erreichen 2012 Anton Kalinitschenko und Denis Kornilow 133 Meter, bzw. 128 Meter ab dem Schanzentisch.

Bei Russland-Aktuell
• Russlands Top-Skispringer Karelin tödlich verunglückt (10.10.2011)
• Saisonende: Große Pläne beim Skisprung-Team Russland (03.04.2009)
Und es gibt durchaus interessante KO-Begegnungen, die für Russland einen Gradmesser darstellen sollten. Denis Kornilow muss gleich im ersten Duell gegen den Top-Favoriten aus Tschechien, den Gewinner der Tournee 2005/06, Jakub Janda antreten, Dimitri Wassiljew darf gegen den Deutschen Neumayer springen und Kalinitschenko hat den Lokalmatadoren Hayböck zum Konkurrenten.

Mit strahlendem Alpenpanorama und herrlichstem Wintersportwetter erleben 22.500 Zuschauer im ausverkauften Hexenkessel vom Bergisel einen spannenden Wettkampftag. Die Russen strahlten am Schluss dann doch nicht mehr so ganz, es sollte lediglich für den 15. Platz von Wassiljew und den 20. für Denis Kornilow genügen.

Grande Finale mit Hindernissen in Bischofshofen


Die letzte Station und die letzte Chance, um an der vorläufigen Standortbestimmung noch etwas zu feilen. Allerdings nicht gleich, die Qualifikation ist wegen des über Europa herrschenden Sturmtiefs „Andrea“ erst einmal abgesagt. Vorausgegangen war ein kollegialer Streik der Trainer, die ihre Schützlinge in Gefahr wähnten.

Geduld ist im Schneegestöber von Bischofshofen momentan die oberste Tugend. Es steht eh alles auf der Kippe. Wieder nichts, nach 38 Springern wird die Qualifikation abgebrochen, und eine halbe Stunde später sollen alle 64 Starter zum finalen Hauptspringen antreten. Na dann…

Dimitri Wassiljew sprang auf der Tournee vermutlich die besten Weiten seit seiner Verletzung. Frisch rasiert flöge er aber besser – wird gemunkelt. (Foto: Vierschanzentournee)
Dimitri Wassiljew sprang auf der Tournee vermutlich die besten Weiten seit seiner Verletzung. Frisch rasiert flöge er aber besser – wird gemunkelt. (Foto: Vierschanzentournee)
Das Wetter ist zwar Mist, aber die Optik der Schanze im Flutlicht einmalig, das muss gesagt werden. Unter widrigsten Bedingungen geht diese Tournee zu Ende. Nach dem ersten Durchgang ist sie beendet. Wassiljew auf Platz acht und Kornilow auf dem 18.

Gesamtwertung und Fazit


t Dank der etwas sehr komplexen Punkteregelung, bei der zur Weite und der Haltung auch noch Auf-, Ab-, Rücken- und sonst was für Winde berücksichtigt werden, ergibt sich am Ende folgende Gesamtwertung bei dieser Vierschanzen-Tournee aus russischer Sicht:

Russlands Hoffnung, Denis Kornilow, belegt den 15. Platz mit 806,9 Punkten (der Sieger Gregor Schlierenzauer aus Österreich erreichte 933,8) vor Dimitri Wassiljew (679,6 Pkt.) auf dem 21. Der gerade erst 20-jährige Dimitri Ipatow aus Magadan, der zudem den russischen Kleinbus chauffiert, beendet die Tour als Nachwuchstalent mit dem 55. Rang. Alles in allem sind die russischen Springer ihren Erwartungen nicht hinterher, aber auch nicht voraus gesprungen.

Die Aussichten?


Sicherlich mag der reine Blick auf die Ergebnisse ernüchternd wirken. Berücksichtigt man jedoch die komplette Neustruktur, die der russische Skisprung in der letzten Zeit über sich ergehen lassen musste (der deutsche Erfolgstrainer Wolfgang Steiert trat erst kürzlich aus privaten Gründen vom russischen Verband zurück und Springer-As Pawel Karelin verlor sein Leben bei einem Autounfall), besteht berechtigte Hoffnung für einen Neuanfang.

So sieht das auch Denis Kornilow. „Es wächst etwas nach“, sagt der ambitionierte 25-jährige aus Nischni Nowgorod, „es kommen viele junge Springer hinterher.“ Auch was die Trainingszentren im eigenen Land betrifft, zeigt er sich optimistisch: „Wir können bald erstmals richtig in Russland trainieren und nicht mehr so viel in Europa unterwegs sein.“

Es zeichnet sich ab, dass das Duo Kornilow-Wassiljew momentan die beiden Hoffnungsträger für den russischen Skisprung für die Olympiade vor der Haustür stellen wird. Mal sehen was noch nachwächst, es bleiben ja noch zwei Jahre Zeit…



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