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Phobos-Grunt: 120 Millionen Euro für einen Schlag ins Wasser - und hoffentlich nicht auf Land (Foto: lenta.ru)
Phobos-Grunt: 120 Millionen Euro für einen Schlag ins Wasser - und hoffentlich nicht auf Land (Foto: lenta.ru)
Freitag, 13.01.2012

Neue Daten: Phobos-Grunt stürzt in den Südatlantik

Moskau. Die 13 Tonnen schwere Raumsonde «Phobos-Grunt» soll nach neuesten Berechnungen über Südamerika in die Atmosphäre eintreten. Ihre harten Überbleibsel sollen aber erst über dem Südatlantik niedergehen.


«Phobos-Grunt» wird vermutlich über dem dünn besiedelten Süden von Argentinien in die Erdatmosphäre eintreten. Die dabei nicht verglühenden Teile werden nach jüngsten Berechnungen am Sonntag um 20.22 Uhr Moskauer Zeit in den Atlantik stürzen, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos heute mit.

Letzte Flugbahn fast nur über Wasser
Sollten die Moskauer Experten den \"wahrscheinlichsten Absturzpunkt\" nördlich der Falkland-Inseln schon recht genau errechnet haben, dann ist die Gefahr sehr gering, das Phobos-Grunt irgendjemanden auf den Kopf fällt.

Die letzte Bahnparabel führt von Japan einmal quer über den weiten Pazifik bis Südchile. Nach einer Querung des dünnbesiedelten Süden Patagoniens führt die Kurve dann über den Atlantik nordwärts, um im Bereich von Liberia auf die afrikanische Küste zu treffen.

Von den am meisten \"gefährdeten\" Punkten auf einer Strecke von gut 15.000 Kilometer befinden sich damit nur etwa 1.000 Kilometer über Land. (ld/rufo)
Eine Gefahr für bewohnte Gebiete sei nicht völlig auszuschließen, sagte der Moskauer Raumfahrt-Experte Alexander Ilin. Details seien aber erst kurz vor dem Absturz berechenbar.

Die Giftstoffe im Tank sowie das radioaktive Kobalt an Bord verglühten wohl, sagte Ilin. «Die rund 13,5 Tonnen schwere Raumsonde wird von der Hitze förmlich zerrissen.» Nur rund zwei Tonnen der Raumsonde seien aus Metall, davon könnten voraussichtlich 200 Kilogramm als Trümmer zur Erde fallen.

Ein paar Fruchtfliegen und Bakterien müssen sterben


Der am «Phobos-Grunt»-Projekt beteiligte Forscher Wladimir Sytschjow sagte, an Bord des 120 Millionen Euro teuren Flugkörpers befänden sich auch Mikroorganismen und Fruchtfliegen. «Sie befinden sich in hermetisch abgeschlossenen Titankapseln und stellen keine Bedrohung für die Bevölkerung dar - falls sie den Absturz überhaupt überstehen», wurde der Wissenschaftler vom Institut für Biomedizinische Probleme (IMBP) zitiert.

Schwere Vorwürfe gegen Roskosmos erhob der Flugpionier Wladimir Bugrow. «Wenn einigen Ingenieuren vor dem Start von "Phobos-Grunt" tatsächlich klar war, dass die Mission nur 50 Prozent Erfolgschancen hat - warum haben sie dann ihre nötige Unterschrift geleistet?», sagte der 78-Jährige der Zeitung «Rossijskaja Gaseta».

Bei Russland-Aktuell
• Marsmond-Sonde Phobos-Grunt stürzt am Sonntag ab (11.01.2012)
• Wieder Raketen-Pech: Satelliten-Start missglückt (23.12.2011)
• Mars-Mission gescheitert, Absturzgefahr umstritten (21.11.2011)
• Russische Mars-Mission Fobos Grunt droht zu scheitern (09.11.2011)
• Russische Marsmond-Mission widersetzt sich Neustart (11.11.2011)

Heftigste Pannenserie seit 1962


Bugrow sprach von der «schwersten Pannenserie in der russischen Raumfahrt seit 50 Jahren». Zuletzt seien 1962 fünf Raketenstarts gescheitert. Russland benötige dringend ein Raumfahrtprogramm mit klarer Perspektive, forderte Bugrow. Diese könne nur heißen: Mars-Expedition. Im vergangenen Jahr waren bei fünf Pannen russische Trägerraketen abgestürzt oder teure Satelliten verlorengegangen.

Die am 9. November 2011 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartete «Phobos-Grunt» sollte bis 2014 im All bleiben und Gestein vom Marsmond Phobos zur Erde holen. Wegen einer technischen Panne blieb die Raumsonde aber in der Erdumlaufbahn hängen. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren wollte die Raumfahrtnation Russland nach Rückschlägen wieder international Eindruck machen.

ISS muss Weltraumschrott ausweichen


Die Raumflugzentrale bei Moskau kündigte unterdessen an, dass die Internationale Raumstation ISS erneut ein Ausweichmanöver fahren müsse. Am Freitagabend werde die Flugbahn der ISS leicht verändert, um Trümmern des US-Kommunikationssatelliten Iridium-33 auszuweichen.
Der US-Apparat war 2009 in einem spektakulären «Weltraum-Crash» mit einem ausgedienten russischen Militär-Sputnik kollidiert.

(dpa)


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