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(Foto: www.ntvru.com) |
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Freitag, 18.10.2002
1 Mio Tschetschenen, 10 Skythen, 9 Prozent VerweigererVon Karsten Packeiser, Moskau. Manchen Einwohnern des grauen Wohnblocks in der Heizkörper-Straße im Nordwesten Moskaus fehlt offensichtlich das nötige staatsbürgerliche Bewusstsein. Auch am letzten Tag der ersten russischen Volkszählung seit dem Zerfall der Sowjetunion hängen auf allen Etagen noch die gelben Mahnzettel mit einer stattlichen Anzahl von Wohnungsnummern, deren Türen den Volkszählern bisher verschlossen blieben.
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Auch im lokalen Volkszählungsstab, untergebracht im Gebäude der Hausverwaltung, herrscht gähnende Leere. Vier übermüdete Studenten warten vergeblich auf Nachzügler, die sich erst im letzten Moment zur Teilnahme entschieden haben.
Etwa neun Prozent der Russen haben die Volkszählung aus mancherlei Gründen boykottiert. Rentner fürchteten, falsche Volkszähler könnten sich als Banditen entpuppen. Viele Russen hatten zudem Angst, ihre Angaben könnten in die falschen Hände geraten. Erste CD-ROM auf den Moskauer Märkten für Piratensoftware, die angeblich schon Daten der Volkszählung enthielten, waren jedoch Fälschungen. Die Volkszählung sei erfolgreich verlaufen, lobte dann auch Nationalitätenminister Wladimir Sorin.
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Insgesamt verhielten sich die Russen nämlich durchaus diszipliniert und kamen der Aufforderung nach, sich in die Geschichte einzuschreiben, wie es in der offiziellen Volkszählungs-Propaganda hieß. Die Zahl derer, die sich bei der Frage nach der Nationalität als Hobbits, Marsmenschen oder Skythen bezeichnete, war ebenfalls niedriger, als zunächst befürchtet.
Am diszipliniertesten antworteten die 919.000 Gefangenen der russischen Gefängnisse und Straflager den Volkszählern. 100 Prozent Beteiligung meldeten die Organisatoren.
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Offizielle Ergebnisse der Volkszählung werden erst im kommenden Jahr vorliegen, aber zumindest eine Sensation wurde schon vorab bekannt. In der Bürgerkriegsrepublik Tschetschenien leben wesentlich mehr Menschen, als die Behörden vermuteten. Vorläufigen Angaben zufolge stieg die Bevölkerung der Teilrepublik von 900.000 Menschen Anfang der 90er Jahre auf über eine Million - und das, obwohl seitdem Hunderttausende vor zwei brutalen Kriegen fliehen mussten oder ums Leben kamen. Zudem hatten die Tschetschenen einen großen Teil der russischsprachigen Bevölkerung vertrieben.
Womöglich, spekuliert die Moskauer Zeitung Nesawissimaja Gaseta, müsse man die offiziellen Angaben der Volkszählung in Tschetschenien genauso ernst nehmen wie die ständigen Meldungen der Militärs über ihre Erfolge im Kampf gegen die Rebellen. In anderen Teilrepubliken Russlands entbrannten Konflikte an der Frage nach der Nationalität.
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Vertreter der Moslem-Republik Tatarstan an der Wolga etwa warfen der Zentralmacht in Moskau vor, die Tataren sollten mit allerlei statistischen Tricks ihrer Position als zweitgrößter Bevölkerungsgruppe nach den Russen beraubt werden. Aus Tatarstan wurden Klagen laut, tatarische Volkszähler hätten als Gegenmaßnahme wahllos alle Bürger als Tataren in ihre Listen eingetragen.
Andere heikle Fragen, etwa nach der Höhe des Einkommens, hatten die Organisatoren ohnehin gestrichen. Auch von der Angabe des Glaubens nahmen die Statistiker wieder Abstand, denn Religion sei eine zu intime Angelegenheit. Mit dieser Entscheidung können alle Konfessionen gut leben. Orthodoxe Würdenträger können nun weiter von Russland als einem fast rein orthodoxen Land und islamische Geistliche von 20 Millionen russischen Muslimen reden, ohne einen Nachweis mit aktuellen Zahlen führen zu müssen.
(epd).
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So aufregend kann Kirche sein - zumindest wenn Pastor Zierold am Steuer ist. Der Spezialist für christliche Motorradarbeit ist zurzeit Pastor der lutherischen Petrigemeinde in St. Petersburg und organisiert dort einen Motorradkorso zu Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs.( Topfoto: Zierold/.rufo)
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