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Usbekische Flüchtlinge an der Grenze von Kirgisien zu Usbekistan (Foto: rian.ru)
Usbekische Flüchtlinge an der Grenze von Kirgisien zu Usbekistan (Foto: rian.ru)
Mittwoch, 16.06.2010

100.000 Flüchtlinge aus Kirgisien nach Usbekistan

Bischkek. Nach den Unruhen und Pogromen in Südkirgisien hat die usbekische Regierung die Grenze faktisch geschlossen. Jedoch wollen bis zu 100.000 Menschen das Gebiet verlassen. Die Zahl der Toten ist offen.

Die letzte Nacht verlief in den Städten Osch und Dschala-Abad nach Agenturberichten relativ ruhig. Die Polizei von Osch berichtete allerdings, dass Unbekannte ein usbekisches Stadtviertel im Zentrum mit einem Granatwerfer beschossen hätten. Die mit Stöcken, Lanzen und sonstigen Waffen ausgerüsteten Kampfgruppen beider Seiten sind aus dem Stadtbild wieder verschwunden.

Verbliebene Usbeken verbarrikadieren sich


Die usbekische Minderheit hat sich allerdings in ihren Vierteln und Siedlungen weitgehend eingeigelt und blockiert aus Angst vor neuen Übergriffen die Zufahrtsstraßen auch für Behörden und medizinische Hilfsdienste.

Die Usbeken betrachten das inzwischen an den Brennpunkten aufgezogene kirgisische Militär dabei weniger als Schutz denn als weiter bestehende Bedrohung, da auch viele Soldaten an den Pogromen teilgenommen hätten, berichtet heute die Moskauer Tageszeitung „Kommersant“.

Eventuell vierstellige Zahl von Toten


Wieviel Todesopfer die Zusammenstöße vom Wochenende gekostet haben ist nach wie vor unklar. „Die offizielle Zahl von 170 nach Angaben der Gesundheitsbehörden im Süden kann man einige Male multiplizieren“, so die Interims-Regierungschefin Rosa Otunbajewa gestern in Bischkek. Die meisten Toten seien nach islamischen Brauch noch am gleichen Tag vor Sonnenuntergang bestattet worden.

Staatstrauer in Kirgisien


In Kirgisien beginnt heute eine offizielle dreitägige Staatstrauer für die Opfer der ethnischen Zusammenstöße zwischen Usbeken und Kirgisen.

Rosa Otunbajewa nannte die Zahl von 70.000 Flüchtlingen, die ihre Häuser und ihr Eigentum in Kirgisien verloren oder aufgegeben haben. Die Masse der Flüchtlinge sind Frauen, Kinder und Alte. „Wir werden dafür Bedingungen schaffen, dass sie zurückkehren können“. Andere Quellen nannten die Zahl von 83.000 oder bis zu 100.000 Flüchtlingen.

Usbekistan dosiert die Flüchtlingszahl


Usbekistan schloss gestern allerdings wieder die Grenze für den Flüchtlingsstrom und ließ nur etwa 60 Verletzte durch. Im benachbarten usbekischen Fergana-Gebiet wurden mehrere Zeltstädte für Flüchtlinge errichtet.

Bei Russland-Aktuell
• Kirgisien: Bakijew-Familie verantwortlich für Pogrome? (15.06.2010)
• Unruhen in Kirgistan: Usbeken sprechen von 700 Toten (14.06.2010)
• Blutbad in Kirgisien, Russland schickt Truppen (14.06.2010)
• Opferzahlen bei Unruhen in Kirgisien steigen rasant (11.06.2010)
• Kirgistan: Straßenkämpfe im Süden mit Bakijew-Anhängern (14.05.2010)
Amnesty international forderte Usbekistan auf, die Grenze wieder zu öffnen und den Weg für internationale Hilfe für die Flüchtlinge frei zugeben.

Die US-Regierung erklärte, dass sie mit internationalen Hilfsorganisationen, und der kirgisischen wie der russischen Regierung in Gesprächen sei, um die Lage zu beruhigen und Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Die USA würden aber eine Politik der Nichteinmischung betreiben und wollen sich nur über internationale Hilfsorganisationen in der Krisenregion engagieren.

Aus Russland starten heute drei Hilfsflüge mit 100 Tonnen Nahrungsmitteln und sonstigen Hilfsgütern für die Opfer des Bürgerkriegs in Kirgisien.



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