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Tausende sollen sich in Nasran zu einer Protestkundgebung versammelt haben (Foto: Ingushetiya.ru)
Tausende sollen sich in Nasran zu einer Protestkundgebung versammelt haben (Foto: Ingushetiya.ru)
Dienstag, 02.09.2008

Polizei treibt Protest-Meeting für Jewlojew auseinander

Nasran. Mit Schlagstöcken hat die Polizei im inguschetischen Nasran eine Gedenkfeier für Magomed Jewlojew aufgelöst. Der Betreiber des Internetportals „Ingushetiya.ru“ war am Sonntag von Polizisten erschossen worden.

Das Meeting im Zentrum von Nasran hatte bereits gestern begonnen. Mehrere tausend Menschen sollen sich laut russischen Medien dort versammelt haben, um des erschossenen Juristen und Medien-Unternehmers Magomed Jewlojew zu gedenken. Auf einem Teppich war dass Leichnam aufgebahrt.

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„Ihre Mütter werden weinen“


Mit Plakaten und Sprechchören riefen Demonstranten zum Sturz des amtierenden Präsidenten Murat Sjasikow und des inguschetischen Innenministers Mussa Medow auf. Die Tageszeitung Kommersant zitiert einen der Redner auf der Tribüne in Nasran: „Keiner der Täter soll glauben, dass er ein süßes Leben haben wird. Ihr Märtyrium hat begonnen. Ihre Mütter und Frauen werden sie beweinen, wie heute Magomed (Jewlojew, die Redaktion) beweit wird. Wir schwören, wir werden dich rächen, Magomed.“

Am Dienstag rückten dann Polizeieinheiten an, um die nicht genehmigte Demonstration aufzulösen. Die Zahl der Polizisten soll die Zahl der Demonstranten um ein Vielfaches übertroffen haben: Nach Angaben der Behörden waren 800 Polizisten im Einsatz. Ihnen standen laut Augenzeugen 150 bis 200 Demonstranten gegenüber.

Keine Verletzten


Ein Mitarbeiter des Innenministeriums in Inguschetien erklärte, dass bei der Auflösung der Demonstration Schlagstöcke eingesetzt wurden. Auch sei zur Abschreckung in die Luft geschossen worden. Verletzte habe es aber weder auf der Seite der Polizei noch auf der Seite der Demonstranten gegeben. Festnahmen von Demonstranten wurden nicht gemeldet.

Der Jurist und Medien-Unternehmer Magomed Jewlojew war am Sonntag kurz nach seiner Ankunft auf dem Flughafen der inguschetischen Hauptstadt Magas von Polizisten verhaftet und in einem Auto abtransportiert worden. Später konnten Freunde herausfinden, dass Jewlojew im Zentralkrankenhaus an den Folgen einer Schussverletzung verstorben war.

Staatsanwaltschaft und Innenministerium der russischen Kaukasusrepublik erklärten, bei der Verhaftung sei es zu einem Handgemenge gekommen. Dabei habe sich ein Schuss gelöst, der Jewlojew tötlich verletzt habe.

Schuss in die Schläfe


Die Opposition zweifelt diese Version an. Freunde Jewlojews erklärten gegenüber den Medien, die Leiche weise eine Kugeleintrittsstelle an der einen Schläfe und eine Austrittsstelle an der anderen Schläfe auf. Ein so gezielter Schuss sei kaum bei einem Handgemenge abgegeben worden.

Jewlojew war spätestens 2001 bei den Mächtigen in Inguschetien in Ungnade gefallen. Damals startete er seine Internetzeitung „Ingushetiya.ru“. Die regierungskritischen Artikel mißfielen dem amtierenden Präsidenten Sjasikow. Im Sommer vergangnen Jahres gab ein Moskauer Gericht einer Klage statt und ließ die Internetzeitung wegen schließen.

Kurz darauf beantragte die Chefredakteurin von „Ingushetiya.ru“ politisches Asyl in Frankreich. Auch Gründer und Betreiber Jewlojew hielt sich seitdem die meiste Zeit im Ausland auf. Am vergangenen Wochenende war er für einen Kurzbesuch in seine Heimat gereist.




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