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Nach der Attacke auf das Parlament in Grosny wurde dort ein Großaufgebot an Bewaffneten zusammengezogen (Foto: Itar-Tass/rbc.ru)
Nach der Attacke auf das Parlament in Grosny wurde dort ein Großaufgebot an Bewaffneten zusammengezogen (Foto: Itar-Tass/rbc.ru)
Dienstag, 19.10.2010

Grosny: Angreifer töten drei Menschen im Parlament

Grosny. Terrorüberfall auf Tschetscheniens Parlament: Drei oder vier Angreifer haben sich dort heute Morgen in die Luft gesprengt. Geiseln wurden nicht genommen, nach einer guten Viertelstunde war der Spuk vorbei.

Zwei Polizisten und der Wirtschaftsdirektor der Parlamentsverwaltung wurden bei dem Terrorakt getötet. 17 Menschen, darunter sechs Polizisten, erlitten bei den Explosionen und Schusswechseln Verletzungen.

Am Morgen gegen 8.30 Uhr war ein Auto mit den Terroristen auf das Parlamentsgelände vorgedrungen. Der Fahrer hatte sich in die Autos eingereiht, mit denen in diesem Moment Mitarbeiter und Abgeordnete zur Arbeit kamen.

Keine Geiselnahme


Einer der Terroristen sprenge sich anschließend mit dem Fahrzeug vor dem Gebäude in die Luft. Zwei oder drei Angreifer mit Schusswaffen stürmten in das Gebäude. Anfangs gab es Berichte, wonach sie möglicherweise Geiseln genommen hätten. Dies war aber nach Angaben des Innenministeriums nicht der Fall.

Auch berichteten Agenturen, das tschetschenische Landwirtschaftsministerium sei ebenfalls angegriffen worden. Dies war aber offenbar ein Missverständnis, denn das Parlament der Kaukasusrepublik befindet sich in einem Gebäude, das früher dieses Ministerium einnahm.

Zweiter direkter Angriff auf das System Kadyrow


Der Angriff auf das tschetschenische Parlament ist in einer Reihe mit dem Überfall auf das Heimatdorf des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow Ende August zu sehen: In Zentoroi ließen dabei sechs Angehörige der Sicherheitskräfte und zwölf Angreifer ihr Leben.

Tote bei Schiesserei im Parlament in Grosny (19.10.2010)
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Nach einer Spaltung in der Hierarchie der kaukasischen Islamisten und Separatisten versuchen die tschetschenischen Untergrundkämpfer nun offenbar verstärkt, die ihnen verhasste Republikführung direkt zu attackieren. Bis dato waren vorrangig Polizeistreifen, Polizeiwachen oder einzelne Personen im Dienst der russischen Staatsmacht Ziel der Terrorangriffe. Die Kommandeure der tschetschenischen Untergrund-Gruppen haben unlängst dem „Emir des Kaukasus“ Doku Umarow die Gefolgschaft aufgekündigt.

Innenminister mit seinen Truppen zufrieden


Russlands Innenminister Raschid Nurgalijew, der sich zufällig zu diesem Zeitpunkt in Grosny aufhielt, lobte das professionelle Vorgehen der Sicherheitskräfte. Die Angreifer seien schnell im Gebäude blockiert und dann „vernichtet“ worden, bevor sie ihre weiteren Pläne hätten umsetzen können.

Unklar blieb allerdings, ob sich die Terroristen im Gebäude selbst in die Luft gesprengt haben oder von den Sicherheitskräften getötet wurden. Nach Angaben von Republikchef Kadyrow dauerte der Einsatz zur Unschädlichmachung der Angreifer und Evakuierung des Gebäudes nur etwa 15 bis 20 Minuten. Angeblich leitete Kadyrow die Antiterror-Aktion selbst.
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Parlaments-Gebäude ist lädiert, aber benutzbar


Das Parlamentsgebäude soll allerdings einigen Schaden davon getragen haben: An der Vorderfront sind die Scheiben eingedrückt und die Fassadenverkleidung ist abgefallen. Im Innern sollen an den Stellen der Explosionen Fußböden eingestürzt sein. Der Sitzungssaal wurde allerdings nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dort fand später am Dienstag dann auch eine Budget-Debatte statt. Allerdings war das Gebäude zuvor gründlich von Experten mit Spürhunden auf eventuell von den Terroristen zurückgelassene Sprengsätze untersucht worden.

Ende 2003 hatte sich in Grosny bereits ein Terrorakt nach ähnlichem Schema ereignet, der aber bedeutend mehr Opfer forderte: Zwei mit Sprengstoff beladene Lastwagen waren auf das Gelände des Regierungssitzes durchgebrochen und wurden von Selbstmordattentätern in die Luft gesprengt. Dabei waren 72 Menschen getötet und 310 verletzt worden.



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