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Die Zähler kommen überall hin, auch ins weit entfernte Dorf. (Foto: newsru.com)
Die Zähler kommen überall hin, auch ins weit entfernte Dorf. (Foto: newsru.com)
Montag, 18.10.2010

Volkszählung: Weltraum wirbt für unbeliebte Maßnahme

Moskau. In Russland läuft seit dem 14. Oktober die Volkszählung. Am heutigen Montag nehmen daran drei Kosmonauten auf der ISS teil. Auf der Erde stehen viele Menschen dem Unternehmen eher kritisch gegenüber.

Die drei Kosmonauten Alexander Kaleri, Oleg Skripotschka und Fjodor Jurtschichin, die zurzeit mit der Internationalen Raumstation ISS ihre Runden um die Erde drehen, füllen ihre Fragebogen im Rahmen einer öffentlichen Zuschaltung von der Erde aus.

Jurtschichin macht das übrigens schon zum zweiten Mal – er war bereits bei der letzten Volkszählung von 2002 im Kosmos gewesen. Die publikumswirksame Direktschaltung in den Weltraum soll Werbung machen für ein Unternehmen, dem viele Russen sehr misstrauisch gegenüberstehen.

Zähler-Zwangsrekrutierung


Zwischen dem 14. und 15. Oktober sind etwa 616.000 Zähler im Lande unterwegs, um das Volk zu befragen. Zumeist sind die Zähler Studenten, und längst nicht alle machen diesen Job freiwillig. Erstens wird die Arbeit schlecht bezahlt:

Der Lohn für die anstrengende Arbeit, innerhalb von zwölf Tagen 400 Menschen zu „zählen“, sind schlappe 5.500 Rubel (130 Euro). Zweitens macht längst nicht jeder Student freiwillig mit. In Moskau wurden Fälle bekannt, bei denen Verweigerern mit der Exmatrikulierung gedroht wurde.

Russische Volkszählung beginnt auf Kamtschatka (30.09.2010)
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Für 2010 geplante Volkszählung stößt auf Widerstand (19.12.2008)
Bei Russland-Aktuell
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Wer steht da vor der Tür?


Das zu zählende „Volk“ ist auch nicht durchweg glücklich mit der Tatsache, völlig fremde Menschen einzulassen, zumal es schon genug Beispiele dafür gibt, wie die Volkszählung zu unguten Zwecken missbraucht wird.

Wenn sich der vermeintliche Volkszähler als Vertreter eines neuen Supermarkts entpuppt, der auf diese Art Werbung machen will, dann ist das ärgerlich, aber nicht weiter schlimm. Unangenehm wird es, wenn sich Diebe als Zähler ausgeben und sich unter diesem Deckmantel Zugang zu Wohnungen verschaffen.

Manche misstrauischen Zeitgenossen machen die Tür erst gar nicht auf, weil ein „kaukasisch aussehender“ Zähler davorsteht, dem man in Mittelrussland nicht viel Vertrauen schenkt. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass die Befragung am Telefon vonstatten ging, was völlig gegen die Regeln verstößt.

Analphabeten unterwegs


Im Internet tauchen derweil „Erfahrungsberichte“ von Gezählten auf. Eine Bloggerin beschreibt ihr Erlebnis mit einem des Schreibens nicht sonderlich mächtigen Zähler, der die Wörter „Russin“, „italienisch“ und „französisch“ nicht richtig schreiben konnte. Dabei war der junge Mann Student einer Business-Akademie…

Informationen zur Volkszählung für Ausländer

www.aktuell.RU ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Im Internet
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Auch Ausländer werden gezählt


Gezählt werden übrigens alle, die sich im Zeitraum zwischen dem 14. und dem 25. Oktober 2010 in Russland aufhalten. Also müssen auch alle Ausländer, die hier arbeiten, die Prozedur über sich ergehen lassen.

Dafür gibt es im Internet in verschiedenen Sprachen Vordrucke. Die deutsche Variante ist z.B. satte 13 Seiten lang. Zu finden sind da neben genauen Personenangaben etwas seltsam anmutende Dinge wie Fragen nach der Beschaffenheit der Wände des Hauses oder ob sich die Toilette außerhalb der Wohnung befindet.

Staatsführer mit gutem Beispiel voran


Für die Zählung wird viel Werbung gemacht. So bekam jeder Handy-Besitzer eine SMS zugeschickt, in der zur Teilnahme aufgefordert wird. Selbst bei Sportsendungen im Fernsehen verlesen die Kommentatoren Aufrufe, sich an der „Russland braucht jeden!“ betitelten Kampagne zu beteiligen.

Mit gutem Beispiel voran gingen letzten Samstag die beiden starken Männer Russlands. Wladimir Putin gab an, er könne Deutsch als Fremdsprache, während seine Frau außer Deutsch noch Spanisch und Französisch beherrscht. Sein Einkommen bezieht Putin aus „Arbeit“, „andere Einkommensquellen“ hat er keine.

Dmitri Medwedew gab zu, er habe bei der Volkszählung 1989 selbst als Zähler gearbeitet. Auch da wollten nicht alle die Tür öffnen. Aber Medwedew zeigte Charakter – er kam einfach noch einmal wieder und bewegte die misstrauischen Leningrader, ihn einzulassen.



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