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Das 55 Jahre alte Motorschiff "Bulgaria" hatte keine wasserdichten Schotten (Foto: mk.ru) |
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Montag, 11.07.2011
Aktualisiert 11.07.2011 14:33
Tragödie bei Wolga-Vergnügungsfahrt - über 100 ToteMoskau/Kasan. Am Tag danach wird gerätselt, warum das Wolga-Ausflugsschiff Bulgaria mit fast 200 Menschen an Bord so schnell sinken konnte und warum es anfangs keine Hilfe für die wenigen gab, die rechtzeitig an Deck kamen.
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Augenzeugen berichtem im russischen Fernsehen, das 56 Jahre alte Motorschiff "Bulgaria" sei bereits mit leichter Schlagseite ausgelaufen. Nach fast drei Stunden Vergnügungsfahrt auf einem der grössten Stauseen am Laufe der Wolga seien dann bei einem Wendemanöver Wellen an Deck geschwappt. Die Bulgaria sank im Laufe von nur acht Minuten, drei Kilometer vom nächsten Ufer entfernt. Einige Augenzeugen sagen, das Schiff sei in nur zwei bis drei Minuten untergegangen.
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Die meisten der wohl fast 200 Menschen an Bord (die Angaben schwanken zwischen 183 und 199) befanden sich unter Deck, als die Katastrophe begann. Es soll zu dem Zeitpunkt ein schwares Gewitter mit starkem Regen gegeben haben. Der Wellengang sei allerdings nicht besonders hoch gewesen, berichten Bewohner des nächstgelegenen Dorfes, die die Katastrophe beobachteten.
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Fast die Hälfte der Passagiere seien Kinder gewesen, die meisten der Kinder seien zu einer Musikstunde in einem Raum im Inneren des Schiffes gewesen. Sie hatten keine Zeit mehr, an Deck zu kommen.
Gerettete Passagiere erzählen, es habe keine Warnungen der Schiffsführung gegeben, keine Anweisungen für die Rettung. Schwimmwesten, Rettungsringe oder Boote habe man nicht gefunden. Viele konnten sich buchstäblich in letzter Sekunde aus dem bereits gesunkenen Schiff unter Wasser retten - und trieben dann fast zwei Stunden lang auf der Wolga.
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Einer der Geretteten berichtet, zwei an der Unglücksstelle vorbeilaufende Schiffe, ein WolgaNeft-Öltanker und ein Frachtkahn hätten die im Wasser treibenden, winkenden und schreienden Schiffbrüchigen ignoriert.
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www.wolga.ru
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Erst das Passagierschiff "Arabella" habe sie aus dem Wasser gefischt. Die meisten der inzwischen 80 Geretteten sind Erwachsene. Hoffnung, weitere Überlebende im Wrack in 20 Meter Tiefe - oder auf kleinen Inseln im Stausee - zu finden, sind gering. Das gesunkene Wrack werde von der Strömung immer wieder gedreht, heisst es.
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Das Motorschiff "Bulgaria" war 1955 in der Tschechoslowakei vom Stapel gelaufen und auf "Ukraine" getauft worden. Im Unterschied zu den meisten anderen Wolgadampfern wurde die "Bulgaria" nicht komplett modernisiert. So hatten die Kajüten keine eigenen Toiletten. Die Fahrten auf der "Bulgaria" waren darum deutlich billiger, als auf anderen Schiffen.
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Vor allem aber verfügte die "Bulgaria" nicht über eine Unterteilung mit wasserdichten Schotten.
Das Schiff hatte aber erst vor einigen Wochen eine technische Überprüfung erfolgreich bestanden.
Zu ihrer letzten Fahrt war die "Bulgaria" aus der Stadt Bolgar in Tatarstan ausgelaufen.
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