Donnerstag, 26.04.2012
Verschwiegene Ermittler-Expertise entlastet Pussy RiotMoskau. Eine amtliche psychologische und linguistische Expertise der Aktion der Punk-Gruppe Pussy Riot in der Christ-Erlöser-Kathedrale kommt zu dem Schluss, dass den drei Frauen juristisch nicht viel vorzuwerfen ist.
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Nach Angaben einer Anwältin einer der drei jungen Frauen kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass Pussy Riot außer der möglicherweise empfundenen Beleidigung der Gefühle von Gläubigen, nichts vorzuwerfen sei. Für ein derartiges Vergehen könne man maximal mit einem Bußgeld von 1.000 Rubel (ca. 25 Euro) belegt werden.
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Die Expertise hätte den Ermittlern schon am 2. April vorgelegen, sei ihr aber erst am 24. April zugeleitet worden, so Anwältin Violetta Wolkowa. Dies bedeute, dass die Ermittler das Gutachten beim letzten Haftprüfungstermin am 19. April verschwiegen hätten. Dafür könnte der verantwortliche Beamte disziplinarisch zur Rechenschaft gezogen werden, so Wolkowa.
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Letzte Woche war die U-Haft für die drei unter der Beschuldigung des Rowdytums stehenden Frauen zwei davon Mütter von Kleinkindern - um weitere zwei Monate verlängert worden. Laut Wolkowa sei das von den Ermittlern beauftragte Experten-Gremium zu dem Schluss gekommen, dass das vor dem Altar der russisch-orthodoxen Hauptkirche vorgetragene Anti-Putin-Lied keine Aufforderung zu illegalen Handlungen beinhalte. Auch enthalte es keine Ansätze von Hass oder Feindschaft gegenüber sozialen Gruppen.
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Die maskiert auftretenden Musikerinnen von Pussy Riot hatten in ihrem Punk-Gebet Ende Februar Gott angefleht, Russland von Putin zu befreien.
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Die Frage, ob die Frauen dafür hart bestraft werden müssen oder nicht, entzweit gegenwärtig die russische Gesellschaft.
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Die Kirche sah in der Aktion den Anlass, letze Woche mit einem Massengebet gegen Kirchenschänder und eine angeblich drohende neue Verfolgung der Orthodoxie zu protestieren.
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jich 26.04.2012 - 12:31
Hmm, 1000 Rubel wäre eine lächerlich schwache Bestrafung. Die Provokateurinnen haben bei der Aktion bestimmt das vielfache in $ von ihrem Auftraggeber bekommen, ausschließlich der ganzen Gelder für TV-Auftritte des Ehemanns einer der Pussys.
Ich halte eine dreistellige Zahl an Sozialstunden samt fünfstelligem Bußgeld für eine deutlich angemessenere Bestrafung.
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