Freitag, 27.04.2012
Deutsche Firma baut an neuer Tschernobyl-Hülle mitKiew. 26 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl baut eine deutsche Firma in der Ukraine an dem neuen Schutzmantel um den explodierten Reaktor mit. «Es gibt weltweit kein Bauwerk, das mit der künftigen Hülle vergleichbar wäre», sagt Joachim Wolke vom Unternehmen Kalzip in Koblenz in einem Gespräch mit der dpa.
|
|
Was macht den Auftrag so einzigartig?
Wolke: «Mit 109 Metern Höhe, 260 Metern Breite und 150 Metern Länge wird die 29.000 Tonnen schwere Edelstahlschutzhülle die größte bewegliche Halle der Welt sein. Im Herbst 2014 wollen wir unseren Job getan haben. Bis dahin müssen alle Eigenschaften des Sarkophags getestet sein, denn wenn der Schutz installiert ist, wird es wegen der extremen Strahlung keine Möglichkeit der Nachbesserung geben.
|
Nach den Auflagen der ukrainischen Behörden muss die Hülle tornadosicher sein, und der Sturz eines 20 Kilogramm schweren Eisblocks aus fünf Meter Höhe darf auf der Oberfläche höchstens eine Beule hinterlassen. Ausgelegt ist der Shelter (Mantel) für 100 Jahre.»
Welche Technik schützt vor der Strahlung des explodierten Reaktors?
Wolke: «Wir stellen die äußere und innere Hülle des Sarkophags her. Er soll sich bogenförmig über dem zerstörten Block und den alten Betonsarkophag spannen. Dafür haben wir auf der Basis eines sogenannten Stehfalzsystems besondere Bauteile entwickelt. Insgesamt verbauen wir 4800 Profiltafeln mit einer Länge bis zu 100 Metern. Die Tafeln produzieren wir in der Ukraine auf eigens entwickelten mobilen Anlagen. Für die Innenbekleidung stellen wir Steckpaneelen her.»
|
Wie kommt eine Firma aus Koblenz an einen Auftrag in der Ukraine?
Wolke: «Anfang 2010 hatte Novarka - das ist ein französisches Konsortium, das sich zum Bau der neuen Hülle gegründet hat - das Projekt ausgeschrieben. Im Anschluss wurde unser Unternehmen und seine Partner zu weiteren Gesprächen eingeladen. Wir haben alle geforderten Tests nicht nur bestanden, sondern zum Teil übertroffen.»
|
(Gespräch: Wolfgang Jung, dpa)
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓
Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Sie können hier oder im Forum (www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Bisher gibt es zu diesem Artikel noch keine Leserkommentare
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>