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Der alte Doktor Schiwago gehört zur Grundausstattung der Filmgeschichte (Foto: Kinoplakat) |
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Samstag, 08.04.2006
Raubkopie: Russischer Doktor Schiwago auf DVDMoskau. Der russische Doktor Schiwago ist da. Er kam nicht wie angekündigt via Fernsehen, sondern sozusagen durch eine Hintertür, auf DVD, lange vor der eigentlichen Premiere. Erst als Raubkopie, jetzt auch legal.
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Der Fernsehsender NTW wollte die aus elf Folgen bestehende Serie schon im März ausstrahlen, doch wurde die Vorführung aus unerfindlichen Gründen auf die kommenden Maifeiertage verschoben. Kurz nach dieser Programmumstellung wurde der auf Eis gelegte Film als Raubkopie für 100 Rubel in Moskauer Unterführungen angeboten.
Den Produzenten blieb nichts anderes übrig, als eine legale Lizenzausgabe auf den Markt zu bringen. Acht Stunden Kino auf vier DVDs kosten knapp 800 Rubel (23 Euro). Die Ausgabe lohnt sich.
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Erste russische Romanverfilmung
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In Russland war der berühmte Roman, für den Boris Pasternak den Literaturnobelpreis erhalten hatte, bisher nicht verfilmt worden. Das Buch selbst kursierte in der Sowjetunion im Samisdat-Untergrund. Es erschien erst 1989 legal in russischer Sprache.
Es gab nur eine Schiwago-Inszenierung am Taganka-Theater, die während der Sowjetzeit aber verboten wurde. Juri Ljubimow gab ihr den Namen Schiwago, Doktor, um den Unterschied zu der literarischen Vorlage zu betonen. Als erstes drängt sich deshalb jetzt der Vergleich des neuen russischen Schiwago-Films mit dem schon 1965 gedrehten Film von David Lean auf.
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Das Epische im Mittelpunkt und mit Blut wird nicht gegeizt
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In der russischen Fernsehproduktion vermisst man zwar die weiße Schneewüste, die berühmte Melodie (Lara`s Theme) von Maurice Jarre und Omar Sharifs Schlafzimmerblick. Dafür bietet sie das, was nur im Roman zu finden war: die Epik.
Die Handlung führt den Zuschauer durch die gesamte erste russische Revolution von 1905, den Ersten Weltkrieg, die revolutionäre Anarchie im Februar 1917, die Oktoberrevolution und den unvorstellbar grauenvollen Bürgerkrieg.
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Regisseur Alexander Proschkin geizt nicht mit Blut, sei es bei Erschießungen, sei es im Zelt an der Front, wo der Doktor verletzte Soldaten operiert.
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Der beste Schiwago und eine Anti-Lara: Lara verführt Komarowski
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Im filmischen Blutbad geht aber die romantische Liebesgeschichte keineswegs unter. Die zentralen Figuren sind über jede Kritik erhaben. So, wie Oleg Menschikow den Schiwago spielt, muss sich Pasternak seinen russischen Hamlet vorgestellt haben. In dem neuen Film kommt allerdings dem ruchlosen Verführer, Anwalt Komarowski, eine unerwartet wichtige Rolle zu. Der Darsteller Oleg Jankowski steht seinem großen Vorbild Alec Guinness in Nichts nach.
Auch Lara ist anders: Tschulpan Chamatowa (kein unbeschriebenes Blatt in Deutschen Landen) spielt eine Art Anti-Lara. Eigentlich ist sie es, die den Bösewicht Komarowski verführt. Der neuen, russischen Lara sieht man auch ihre französische Abstammung klar an.
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Hie und da werden Zeilen aus Juri Schiwagos Gedichten eingeflochten: Hamlet, Winternacht (Die Kerze brannte auf dem Bord) u.a. Wie Pasternak lässt Proschkin seinen dichtenden Doktor den bitteren Kelch der Erkenntnis bis zur Neige trinken. Die Unentrinnbarkeit der vorgezeichneten Schicksalsfügung (...Nichts, das sich dem End entgegenstellt) wirkt faszinierend.
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Echt Moskau und original Russland
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Obwohl ein Fernsehfilm dem Regisseur von Haus aus bescheidenere Möglichkeiten bietet, als ein vollwertiger Spielfilm, gelang Proschkin ein authentisches Moskau-Bild. So und nicht anders muss die russische Hauptstadt Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesehen haben. Auch das aberwitzige Haus in Warykino mit Zwiebeltürmchen über dem Dach aus Leans Film bleibt dem Zuschauer erspart. Diesmal ist es wirklich Russland wie es leibt und lebt.
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Moskauer Prominenz ist begeistert
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Als erster Moskauer Promi hatte der bekannte Theaterregisseur Michail Kosakow den DVD-Schiwago entdeckt. Abends setzte er sich vor den Bildschirm und erhob sich erst am anderen Morgen in der Frühe aus dem Sessel. Statt schlafen zu gehen, rief er aufgeregt den Filmkritiker Andrej Plachow an. So etwas Grandioses habe er seit Sergej Bondartschuks Krieg und Frieden nicht erlebt, behauptete er.
Tags darauf bestätigte Plachow diese Ansicht. In einem Artikel der Rossijakaja Gaseta informierte er alle Cineasten über das klammheimliche Erscheinen des neuen Films.
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Eine gestraffte Leinwandversion wäre denkbar
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So manchem Zuschauer dürfte Proschkins Schiwago vielleicht zu lang erscheinen. Ursprünglich sollte der Film ja Abend für Abend in kurzen Folgen vorgeführt werden. Man könnte sich eine etwas gestraffte Leinwandversion vorstellen. Es ist aber ein verdammt guter Film. Obwohl Drehbuchautor Juri Arabow mit dem Roman frei umgeht. Er hat ihn gelesen und sehr spannend nacherzählt.
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Alexander Dubatow (adu/.rufo)
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