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Barbusig für die politische Freiheit - FEMEN vor dem KGB-Gebäude in Minsk. (Foto: newsru.com)
Barbusig für die politische Freiheit - FEMEN vor dem KGB-Gebäude in Minsk. (Foto: newsru.com)
Dienstag, 20.12.2011

Nach Protestaktion: Feministinnen in Minsk verschwunden

Minsk. Drei Aktivistinnen der bekannten ukrainischen Frauengruppe FEMEN sind nach einer Protestaktion in Minsk spurlos verschwunden. Sie hatten am Montag vor dem KGB-Gebäude halbnackt gegen Lukaschenko protestiert.

Am Montag hat es in der weißrussischen Hauptstadt am ersten Jahrestag der Massendemonstrationen nach der Präsidentenwahl im Dezember 2010 zwei Protestaktionen gegeben. Dutzende Menschen, die ihre Solidarität "mit den politischen Gefangenen des Lukaschenko-Regimes“ bekunden wollten, wurden festgenommen.

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• Feministinnen: Sex-Boykott gegen ukrainische Regierung (22.03.2010)

Dem Zugriff zunächst entgangen


Die drei Aktivistinnen der durch ihre frechen Oben-Ohne-Aktionen bekannten Kiewer Feministinnengruppe FEMEN hatten sich für die Bekundung ihrer Solidarität eine ganz besonders heikle Bühne ausgesucht – sie entblößten sich vor dem Gebäude des weißrussischen KGB.

Dabei hatten sie sich Schnurrbärte „a la Lukaschenko“ angeklebt, eine der drei hatte sich eine Maske mit den Gesichtszügen des weißrussischen Staatschefs aufgesetzt. Sie hielten Plakate hoch, auf denen „Es lebe Weißrussland!“ und „Freedom to political prisoners“ zu lesen war.

Wie es in Presseberichten aus Minsk heißt, griff die Polizei ein und verhaftete mehrere Journalisten – die drei Aktivistinnen und ihre Kamerafrau, die die Aktion gefilmt hatte, konnten dem Zugriff aber entgehen. Im Blog von FEMEN tauchte später die Information auf, bis 18 Uhr hätten die Frauen sich frei in der Stadt bewegt, aber nach 18 Uhr seien plötzlich ihre Handys abgeschaltet gewesen.

Spurlos verschwunden


„Die Telefone unserer Mädchen sind immer noch aus“, erklärte eine Vertreterin von FEMEN am Dienstagmittag gegenüber Interfax. „Sie waren fünf, sechs Stunden in Freiheit, wollten dann nach Hause fahren und sind spurlos verschwunden. Alles spricht dafür, dass sie beim KGB sind.“

Von offiziellen Stellen in Minsk sind bisher nur wenige Informationen zu hören. An der Grenze zur Ukraine seien die Frauen nicht festgenommen worden, verlautet aus der Pressestelle der Grenzschutzbehörde. Der KGB weigert sich, zu der Vermutung Stellung zu nehmen, die Frauen würden dort festgehalten.

Auch der weißrussische Außenminister hält sich bedeckt. Sein Pressesprecher beschränkt sich auf die übliche Floskel: „Die ukrainischen Diplomaten in Minsk sind in ständigem Kontakt mit den kompetenten Behörden Weißrusslands, um Informationen zu erhalten.“



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Paulsen-Consult 20.12.2011 - 20:47

Mit Öl übergossen und in der Kälte ausgesetzt

Vom KGB entführt, mit Öl übergossen und nackt in einem Waldstück 300 km von Minsk bei eisiger Kälte ausgesetzt. So lautet die brutale Realität, zu der ein Sprecher des KGB jede Stellungnahme verweigert. Die Demonstrantinnen hätten provoziert.
Egal ob Femen oder Timoschenko, ganz gleich ob Politkowskaja oder Natascha vom Plattenbau um die Ecke. Gewalt gegen Frauen ist in den GUS-Staaten ein legitimes Mittel der Einschüchterung. Egal, ob vom Ehemann oder vom KGB-Oberst oder einem verdingten Killer ausgeführt.
Man hat derzeit den Eindruck, dass von Minsk über Kiew und Asthana bis nach Wladiwostok die alte Sowjetunion fröhliche Auferstehung feiert.
Ein deprimieredes und unverholenes Spiel der alten Mächte ist zurückgekehrt, Politik mit Angst, Unterdrückung und Einschüchterung zu machen.
Die Staaten östlich der EU-Grenzen fallen zurück in ihr altes Muster und wer den Finger darauf legt, erntet gespielte Empörung von den Mächtigen. Diese Lug und Trug-Mentalität kennen wir aus kommunistischen Zeiten noch bestens und sie zeigt an, dass der demokratische Frühling und Sommer in diesen Ländern vorbei ist.
Die Menschen in den Übergangsgesellschaften können einem Leid tun, weil sie nach den Umwälzungen der neunziger Jahre nichts, aber auch gar nichts bekommen haben, was von Wert ist. Weder Freiheit, noch Sicherheit, noch Wohlstand.
In allen Analysen von Osteuropa-Instituten taucht nicht die Spur einer Idee auf, wer diese zerstörten Länder wieder aufbauen könnte. Es gibt dort keinerlei funktionierende Zivilgesellschaft neben korrupten und unterdrückenden Behörden. Ein Trauerspiel, gefolgt von unendlicher Ratlosigkeit, so weit die Webcams reichen.
Fast ist man versucht, den Putinismus festzuhalten, weil man danach noch schlimmeres befürchten muss. Kommunisten und Geheimdienste haben sich schon immer gut verstanden. Einer erneuten Umverteilung des Reichtums stünde da nichts im Wege. Einstweilen werden Journalisten aus den Ländern gejagt und wenn sie sich nicht einschüchtern lassen, verprügelt oder verunfallt.
Was für eine Barbarei! Man möchte sich angewidert abwenden, wenn die Lage nicht so inakzeptabel wäre.
Gibt es nicht irgendwo eine Stiftung, die einen hochdotierten Preis für die beste Idee zur Vermenschlichung der postsowjetischen Staaten ausloben könnte? Noch nie stand dieses Problem so trostlos einsam ohne Lösung dar.


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