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Valentina Matwijenkos Personalpolitik erlitt eine erste Schlappe. Foto: www.newsru.com |
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Dienstag, 16.11.2004
Petersburger Kultur-Chefin wirft das HandtuchSt. Petersburg. Gut ein Jahr nach dem Amtsantritt von Gouverneurin Valentina Matwijenko kommt es in ihrer Mannschaft zu einem ersten skandalumwitterten Rücktritt. Am Montag verkündete die Chefin des Kultur-Komitees Nadeshda Kustschenkowa ihr Ausscheiden aus dem Amt. Damit ist Matwijenko eine der ergebensten Personen ihrer Umgebung verlustig gegangen.
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Formell gesehen hat alles seine Ordnung, denn Kustschenkowa hatte einen Einjahres-Vertrag, der am 5. November abgelaufen war. Andererseits war es kein Geheimnis, dass die Kulturamts-Leiterin so manchem ein dicker Dorn im Auge war. Zu denen gehörte auch Vize-Gouverneur Sergej Tarassow. Entgegen aller Erwartungen erwies sich Tarassow als stärker, und er kickte die als Matwijenko-Freundin bekannte Moskauerin letztendlich aus dem Sessel.
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Nadeshda Kustschenkowa war nach den Gouverneurswahlen im Oktober 2003 höchstpersönlich von Matwijenko aus Moskau geholt werden, um der Petersburger Kulturpolitik vorzustehen. Davor war sie Vize-Präsidenten der Russischen Kulturakademie gewesen und hatte sich mit der Verbreitung von Nationalkultur und Volksschaffen befasst.
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Die ganze Kulturöffentlichkeit gegen sich aufgebracht
Die Kulturamts-Chefin fand von vornherein keine gemeinsame Sprache mit den Kulturschaffenden von St. Petersburg. Da man in der Nördlichen Hauptstadt, die sich zudem als Kulturhauptstadt Russlands versteht, sehr peinlich auf Umgangsformen achtet, brachte Kustschenkowa die Kulturöffentlichkeit immer wieder durch ihre „unpetersburgische Umgangsweise“ mit den Menschen ihrer Umgebung gegen sich auf.
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Bei Russland-Aktuell |
Petersburg erteilt Nord-Ost eine Abfuhr (27.08.04)
Aus für Nord-Ost in Petersburg? (19.08.04)
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Doch viel schlimmer wiegen mehrere skandalöse Vorkommnisse unter Beteiligung des Kultur-Komitees. Vor allem muss hier die Absage der Music Hall an das Gastspiel von „Nord-Ost“ im September erwähnt werden (www.aktuell.RU berichtete). Kustschenkowa stellte sich auf die Seite der Music Hall und verschrieb dem Theater eine Generalüberholung. Bis heute ist davon aber nichts zu sehen, und die Vorstellungen auf der anscheinend „baufälligen“ Bühne laufen munter weiter.
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Auch die sehr umstrittene Absetzung des Direktors des Museums in Oranienbaum im Sommer letzten Jahres geht mit auf das Konto der resoluten Dame aus der Hauptstadt. Der jüngste Skandal entbrannte rund um den seit Jahren heiß umkämpften Posten des Zoodirektors. In dieser Sache kam es gar zum Hungerstreik mehrerer Mitarbeiter des Tierparks. Die Liste der Konflikte ließe sich ohne Mühe fortsetzen.
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Eine Schlappe für Matwijenko
Der Rücktritt von Nadeshda Kustschenkowa ist die erste Niederlage für Valentina Matwijenkos Personalpolitik. Eigentlich hatte niemand es für möglich gehalten, dass ein ausdrücklicher Protege der Gouverneurin den Rückzug antreten könnte. Dass es trotzdem passiert ist, sollte dem Stadtoberhaupt zu denken geben. Die Nachfolge für die vakante Stelle ist noch offen. (sb/.rufo)
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