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Russland unter Volldampf. Die Wirtschaft brummt (Foto: Archiv/.rufo)
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Russische Wirtschaft auf Wachstumskurs

André Ballin, Moskau. „Es geht voran“. Mit diesem alten Songtitel der deutschen Rockgruppe „Fehlfarben“ lässt sich die derzeitige Entwicklung der russischen Wirtschaft am besten beschreiben.

Das Bruttoinlandsprodukt Russlands ist innerhalb der vergangenen fünf Jahren um gut 40 Prozent gewachsen. Dabei lagen die Steigerungsraten pro Jahr stets über sechs Prozent. Auch in diesem Jahr erwartet das Wirtschaftsministerium ein robustes Wachstum von 6,4 Prozent. Der reibungslose Machtwechsel an der Spitze Russlands verspricht zudem Kontinuität und Stabilität in der Politik.

Hoffnung auf Medwedew


Die deutsche Wirtschaft setzt große Hoffnungen in den neuen Kremlchef, Dmitri Medwedew. „Ich hoffe, dass der Führungswechsel sich auf die künftige Wirtschaftspolitik positiv auswirkt“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Auslandshandelskammer in Russland, Michael Harms.

Vor allem das angekündigte liberale Wirtschaftsprogramm Medwedews stößt dabei auf Anerkennung. Mittelstands- und Innovationsförderung, Korruptionsbekämpfung und Abbau der Bürokratie sind Schlagworte, mit denen Medwedew die deutsche Wirtschaft für sich eingenommen hat.

Zerschlagung der Staatsmonopolisten gefordert


Zudem hoffen die deutschen Unternehmer auf eine deutliche Belebung der Konkurrenz und mehr Wettbewerbschancen durch die Zerschlagung der staatlichen Monopole. Derzeit bestimmen die staatlich kontrollierten Holdings noch in vielen Bereichen das Bild.

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In der Energiebranche beispielsweise sind dies Rosneft (Öl), Gazprom (Gas), RosAtom (Atomenergie) und RAO „EES Rossi“ (Stromversorger), im Flugzeugbau ist dies die kürzlich gegründete OAK. Im Transportsektor haben Aeroflot, RZD und Sowkomflot eine dominierende Position auf dem russischen Markt.

„Medwedew hat aber deutlich gemacht, dass er die riesigen Staatskonzerne in Russland nur als Übergangslösung sieht“, erklärt Harms und hofft auch in diesem Bereich auf eine Liberalisierung. Dies seien günstige Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Wachstums, betont der AHK-Vorsitzende.

Seit 1998 geht es ständig bergauf


Ein Wachstum, das bereits zehn Jahre anhält. Seit der Finanzkrise 1998 geht es ständig bergauf. Chaos und Unberechenbarkeit in Russland gehören weitgehend der Vergangenheit an.

Helmut Hoffmann kann sich noch gut an diese Zeiten erinnern. Er ist 1995 nach Russland gekommen. „Das war damals schon ein ziemliches Chaos hier“, sagt der Leiter der EADS-Vertretung in Moskau. „Das Land wurde von den eigenen Leuten ausgeraubt.“

Der Kreml hatte keine Kontrolle über seine Oligarchen. Die unsichere Rechtslage, Korruption und Bürokratie verschreckten viele ausländische Investoren. Wie sehr Russland auf westliches Know-how angewiesen ist, hat der Kreml erst unter Putins Regie erkannt. Investitionen wurden vereinfacht, Zollvorschriften vereinheitlicht. „Der Zoll in den 90er Jahren war eine absolute Katastrophe, jetzt ist zumindest ein System erkennbar“, meint Hoffmann.

Korruption bleibt ein Problem in Russland


Schlaglöcher gibt es natürlich immer noch und zwar nicht nur in Russlands desolatem Straßensystem. Nach Schätzungen von Transparency International ist die Korruption in Russland in den vergangenen Jahren nicht zurückgegangen. Vor allem die mittlere Beamtenschicht sei nach wie vor „verfilzt“, bestätigt Hoffmann. „Aber im Vergleich zu früher hat Russland einen gewaltigen Sprung gemacht“, hebt er hervor.

Einen Sprung machen will Russland auch beim Aufbau seiner Infrastruktur. Dank voller Haushaltskassen sind in den vergangenen Jahren einige milliardenschwere Projekte angeschoben worden. Der Autobahnring um die Hafenstadt St. Petersburg ist inzwischen ebenso realisiert worden wie die durchgehende Straßenverbindung von Moskau zum Pazifik. Viele Häfen und Flughäfen wurden modernisiert. Andere Projekte, wie die Autobahn Moskau – St. Petersburg stehen noch vor dem Anfang.

Exportboom vor dem Ende?


Der Transportsektor ist einer der größten Profiteure des stabilen Wachstums. Russlands Im- und Export sind in den letzten Jahren jeweils zweistellig gewachsen. Angetrieben von den rasant wachsenden Ölpreisen stieg der Export im vergangenen Jahr auf die Rekordsumme von 345 Mrd. USD.

2002 lag der Wert gerade mal bei knapp einem Drittel. Allerdings scheint nun auch das Ende des Exportbooms erreicht. Sollte der Ölpreis nicht wider Erwarten noch einmal deutlich steigen, so rechnen die Volkswirte mit einem Anstieg von lediglich zwei Prozent in diesem Jahr.

Russlands Wirtschaft muss sich umstellen


Dies macht die größte Schwäche der russischen Wirtschaft deutlich. Immer noch ist die russische Wirtschaft stark rohstoffgeprägt. „Mittelfristig ist es sehr wichtig, dass Russland eine verarbeitende Industrie entwickelt, um nicht zu sehr von Rohstoffen abzuhängen“, erklärt Harms. Befürchtungen, dass die amerikanische Finanzkrise den Ölpreis in den Keller drückt und damit die russische Wirtschaft ins Trudeln bringt, teilt er allerdings nicht. „Der Ölpreis wird nicht so tief fallen, dass es Russland wirklich trifft“, sagt er.

Ein Land im Einkaufsfieber


Und so ist das Land weiter in Einkaufslaune. Die Importe steigen munter an und sollen bereits 2010 das Volumen der Ausfuhren übersteigen. Qualität „Made in Germany“ hat dabei in Russland einen guten Ruf. Maschinen und Anlagen, aber auch Luxusgüter, wie z.B. Flügel des sächsischen Klavierbauers Blüthner, sind gefragt.

Seit 2003 haben die Leipziger eine Filiale in Moskau. In der Zeit hat sich der Umsatz vervierfacht. „Im Jahr 2007 haben wir etwa 200 Instrumente verkauft“, berichtet Maria Iwanowa, die Filialleiterin. Dabei kommen nicht alle Käufer aus Moskau.

Chancen für die deutschen Transportunternehmen


Selbst in die entlegene sibirische Gebirgsregion Altai sei ein Klavier versandt worden, berichtet sie. Die russische Eisenbahn brachte das teure Stück wohlbehalten an seinen Bestimmungsort.

Deutsche Transportunternehmen und Spediteure haben die Chancen auf dem russischen Markt ebenfalls längst erkannt. Vor allem DHL expandiert mit aller Macht. Innerhalb der nächsten vier Jahre will das Unternehmen 250 Mio. Euro in Russland investieren. Konzernchef Dr. Frank Appel setzt dabei vor allem auf organisches Wachstum. „Für DHL ist Russland wie China, nur direkt vor der eigenen Haustür“ – mit diesen markigen Worten hatte Appels Vorgänger Dr. Klaus Zumwinkel schon im Vorjahr auf das enorme Potenzial des Landes hingewiesen.



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