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Bei dem Umsturz ist letzte Woche bereits viel Blut in Kirgisien geflossen. Nun droht ein neuer Konflikt mit dem gestürzten Präsidenten Bakijew (Foto: tv/.rufo)
Bei dem Umsturz ist letzte Woche bereits viel Blut in Kirgisien geflossen. Nun droht ein neuer Konflikt mit dem gestürzten Präsidenten Bakijew (Foto: tv/.rufo)
Dienstag, 13.04.2010

Kirgistan: Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd droht

Bischkek. Die provisorische Regierung Kirgistans hat die Immunität des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew aufgehoben. Gegen einen Bruder und einen Sohn ergingen Haftbefehle. Bakijew sammelt seine Anhänger im Süden.

Wie Asimbek Beknasarow, ein Vize-Vorsitzender der neuen Regierung, erklärte, könnte auch gegen Kurmanbek Bakijew ein Haftbefehl ergehen, sofern er nicht von allein in die Hauptstadt zurückkehrt. Sollte er zu einem Bürgerkrieg aufrufen, würde er verhaftet.

Haftbefehle ergingen gegen Schanysch Bakijew, den Chef der Leibwache des Präsidenten und seinen Sohn Marat, der sich in den letzten fünf Jahren in Kirgistan ein großes Wirtschaftsimperium verschaffte.

Auch Ex-Premierminister Daniljar Ussenowa wird nun polizeilich gesucht – ebenso der Ehemalige Verteidigungsminster und der Geheimdienst-Chef. Den Beamten wird vorgeworfen, für das Blutbad vor dem Präsidentenpalast verantwortlich zu sein.

Präsidentenversion: Die Opposition beschoss sich selbst


Bakijew erklärte seinerseits in einem Interview mit der russischen Zeitung „Kommersant“, unter den Oppositionellen seien Scharfschützen gewesen, die als erste selbst in die Menge gefeuert hätten. Die Sicherheitskräfte hätten das Amtsgebäude zunächst nur mit Tränengas und Gummigeschossen verteidigt. Scharf geschossen habe man erst, als seitens der Demonstranten in die Fenster des Präsidentenbüros geschossen wurde.

Bei Russland-Aktuell
• Kirgisien: Zivilisierte Entscheidung zu US-Stützpunkt (12.04.2010)
• Bakijews Bruder als Botschafter in Berlin gefeuert (12.04.2010)
• Kirgistan: Präsident Bakijew lehnt Rücktritt ab (08.04.2010)
• Kirgisische Revolution 2.0: Russland nicht abgeneigt (08.04.2010)
• Opposition ergreift die Macht, Präsident flüchtet (07.04.2010)
„Ich habe über Funk den Befehl „ Feuert auf jene, die bewaffnet sind“, sagte der Präsidentenbruder Schanysch Bakijew der Zeitung. Kurmanbek Bakijew bezeichnete den Umsturz als „bewaffneten Putsch“. Die Gewalt sei zuerst von Seiten der Demonstranten ausgegangen, die schon am Vortag in der Stadt Talas 70 Polizisten zusammengeschlagen hätten.

Die Bakijew-Brüder hielten sich gestern in ihrem Heimatdorf Yrys im Süden von Kirgisien auf, wo sie zahlreiche Sippenälteste um sich versammelten. Heute erschien Bakijew auf einer Kundgebung in der nahen Bezirkshauptstadt Dschalal-Abad. Dort haben sich etwa 3.000 Unterstützer des gestürzten Staats-Chefs versammelt.

Bakijew fordert Blauhelme für den Norden


Bakijew ist nicht bereit, auf sein Amt zu verzichten. Er schlug gegenüber einem UN-Emissär vor, dass im Norden Kirgistans eine internationale Friedenstruppe stationiert werden solle. Auch müsse eine internationale Kommission die Ereignisse vom 7. April untersuchen.

Unklar ist, wie groß der Einfluss und die Macht Bakijews im Süden Kirgistans noch ist. Die Übergangsregierung tauschte auch dort die Provinzgouverneure aus. Aus Bakijews Umfeld verlautete hingegten, man sei in der Lage, diesen Schritt in den drei Südprovinzen Osch, Dschalalabad und Batken auch jederzeit wieder rückgängig zu machen.

Im Süden spricht man von Sezession


Wie der „Kommersant“ berichtet, wird in Bakijews Umgebung darüber gesprochen, den Süden des Landes vom Norden abzuspalten. „Wir sind nicht nur bereit, den Süden abzuspalten, wir haben das auch vor zu tun, sollte die provisorische Regierung Bakijew bedrohen. Und wenn sie versuchen, den Süden zurückzuholen, dann greifen wir zu den Waffen“, so ein Bakijew-Anhänger.

Starke ethnische Gegensätze zwischen dem Süden und dem Norden Kirgistans gibt es nicht – aber ein traditionelles Misstrauen zwischen den kirgisischen Bevölkerungsgruppen hier und dort. Dies geht vor allem darauf zurück, dass der Norden im Lauf der Geschichte von der russischen Kolonialmacht viel stärker beeinflusst wurde als der "wilde" Süden.
Auch leben im Süden im kirgisischen Teil der Fergana-Senke viele Usbeken, die in den 90er Jahren schon einmal den Aufstand probten.



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