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Wladimir Putins wissenschaftliche Leistungen sind womöglich geringer als bislang vermutet (Foto: www.newsru.com) |
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Dienstag, 28.03.2006
Putin in Bedrängnis: Doktorarbeit ein Plagiat?Moskau. In seiner 1997 verfassten Dissertation soll Wladimir Putin ganze Seiten wortwörtlich aus einem amerikanischen Fachartikel abgeschrieben haben - nach russischen Maßstäben allerdings ein Kavaliersdelikt.
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Die britische Zeitung Sunday Times erhebt schwere Vorwürfe gegen den russischen Staatschef. Wladimir Putin soll in seiner Doktorarbeit 16 Seiten aus einem Artikel zweier Professoren der Universität Pittsburgh abgeschrieben haben.
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Tabellen und Diagramme kopiertPutin hatte seine Dissertation zum Thema Strategische Planung der Reproduktion regionaler Rohstoff-Ressourcen unter Bedingungen sich herausbildender marktwirtschaftlicher Verhältnisse im St. Petersburger Bergbau-Institut verteidigt. Auch bei sieben in der Arbeit verwendeten Tabellen und Diagramme soll es sich den Presseberichten zufolge um Plagiate handeln.
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Für Putins akademische Karriere ist die Entstehungsgeschichte seiner Dissertation nicht der erste große Stolperstein. 2004 platzte die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg an den Präsidenten. Gegen die geplante Würdigung hatte es in der Hochschule massive Proteste unter Studenten und Professoren gegeben.
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Abgeschriebene Arbeiten in Russland ganz normalIn Russland gehört es für Spitzenbeamte seit langem zum guten Ton, mit Doktortiteln zu glänzen. Selbst an den renommiertesten Hochschulen des Landes blüht ein reger Schwarzmarkt für Dissertationen. In geisteswissenschaftlichen Fächern reichten Studenten vor allem in den 1990-er Jahren sogar massenweise gänzlich aus dem Internet kopierte Diplomarbeiten bei ihren Betreuern ein. Da ein Internetzugang damals noch längst keine Selbstverständlichkeit war, fiel der Betrug in den seltensten Fällen auf.
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Öffentliche Diskussionen über Plagiate und erschwindelte akademische Titel gibt es in Russland daher nur selten. Für Furore sorgte allenfalls ein Skandal um die Habilitation des Nationalistenführers Wladimir Schirinowski. Der Politiker erhielt seinen Titel 1998 ausgerechnet an der Soziologischen Fakultät der angesehenen Moskauer Lomonossow-Universität, obwohl er weder eine wissenschaftliche Habilitationsarbeit vorlegte, noch zuvor eine Dissertation verteidigt hatte. Die Entscheidung wurde nicht rückgängig gemacht, lediglich das Image der besten Uni Russlands erlitt durch den Vorfall einige Kratzer.
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(kp/.rufo)
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