Freitag, 02.03.2012
Webcams: 500.000 Menschen wollen Wahlen online sehenMoskau. Eine halbe Million Internet-User haben sich bereits auf dem Webportal angemeldet, über das am Sonntag die meisten der 95.000 russischen Wahllokale per Webcams beobachtet werden kann.
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Um den Gang der Wahlen zu verfolgen, muss man sich bis Samstag auf dem Portal www.webvybory2012.ru anmelden. Für Mitglieder der großen sozialen Netzwerke geht dies mit einem Mausklick.
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Nach Angaben des staatlichen Kommunikationsdienstleisters RosTelekom sind bereits über 500.000 Nutzer angemeldet. Dies ist auch für Internetnutzer im Ausland möglich. Die Installation von Webcams war eine Initiative von Premierminister Wladimir Putin angesichts der massiven Vorwürfe von Wahlfälschungen bei der Dumawahl Anfang Dezember.
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Das gewaltige Projekt kostete RosTelekom 25 Mrd. Rubel (ca. 640 Mio. Euro), von denen der Staatshaushalt nur 13 Mrd. trägt. Allerdings erhalten dadurch viele abgelegene Orte erstmals Internetverbindungen und viele Schulen auch Kameras, mit denen in Zukunft zum Beispiel Prüfungen überwacht werden sollen.
Allerdings ist das System nicht völlig flächendeckend: In Nordwestrussland wurden beispielsweise 6949 von 7797 Wahllokalen angeschlossen. Die restlichen befinden sich in isoliert gelegenen Ortschaften. Dort wurden zwar ebenfalls Kameras installiert, doch können diese Bilder erst später in Form von Aufzeichnungen abgerufen werden.
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Landesweit sind deshalb ca. 10.000 der 95.000 Wahllokale nicht per Internet live einsehbar. In 22.000 weiteren Wahlbezirken wird wegen mangelnder Übertragungsqualität nur jeweils eine der beiden Webcams im Wahllokal online sein.
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Grundsätzlich sollen die Kameras so installiert sein, dass eine das Geschehen an der Wahlurne beobachtet und die andere den Bereich im Auge hat, wo die Wähler anhand der Wählerlisten ihren Stimmzettel ausgehändigt bekommen.
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In geheimen Militäranlagen, wo zum Teil ebenfalls Wahllokale eingerichtet sind, gibt es allerdings nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine Webcams. Insgesamt sind 100.000 Militärangehörige an solchen geheimen Orten wahlberechtigt. Wahlbeobachter können dort aber unter strengeren Voraussetzungen tätig werden.
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In der Protestbewegung "Für ehrliche Wahlen" glauben allerdings viele, dass Webcams und die ebenfalls neu eingeführten Glasurnen nur Augenwischerei sind weil die entscheidenden Fälschungen später unsichtbar mit den Auszählungs-Ergebnissen vorgenommen werden.
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