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Von den Geheimdiensten zufällig gefasst? Terrorist Ossambajew wird von einem ukrainischen SBU-Sicherheitsmann abgeführt. (Foto: TV) |
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Montag, 27.02.2012
Terrorpläne gegen Putin: selbstgemachter Wahlkampfgag?Gisbert Mrozek, Moskau. Es ist sicher wie das Amen in der Kirche, dass die Terrorpläne im Endspurt des Präsidentenwahlkampfs eine Rolle spielen werden. Nicht zufällig berichtet jetzt das Fernsehen. Aber daraus folgt nicht zwangsläufig, dass der Kreml dahinter steckt.
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Es gibt wahrhaftig mehr als genug Verrückte auf der Welt, die blutige Terroranschläge planen und verüben. Man muss sie nicht erst erfinden oder aufbauen.
Manche greifen in den armen Ländern zum Terror als äusserstes Instrument des Kampfes, manche werden auch von der Internationale der rivalisierenden Geheimdienste zum Terror verführt, um sie als billige Werkzeuge zu nutzen.
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Wer erinnert sich nicht daran, dass sogar Osama Bin Laden seinerzeit von der CIA zum Kampf gegen die sowjetische Okkupation Afghanistans aufgebaut wurde, lange bevor dieselbe CIA seine Liqudierung vorbereitete.
Terroristen an der langen Leine
Manche der Terroristen werden an der langen Leine geführt, aber nicht alle. Und selten weiss man, an wessen Leine sie eigentlich hängen. Aber der Generalverdacht besteht, zumal auch jeder Geheimdienst es gerne hat, wenn man ihn für allwissend und allmächtig hält.
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Im Dunst der Gerüchte und Geheimnisse lässt sich die Schuld an fast jedem Blutbad dem jeweiligen Gegner in die Schuhe schieben. Siehe auch die bekannten CIA-Lehrbücher zu "Counter Insurgency".
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Wusste nicht vielleicht Roosevelt vom Überfall der Japaner auf Pearl Harbour und schwieg? Wer überfiel 1939 den Sender Gleiwitz? Was war da eigentlich am 11.September 2001? Wusste der FSB von den Bombenanschlägen auf Moskauer Wohnhäuser im September 1999? Wer hat Anna Politkowskaja oder Alexander Litwinenko auf dem Gewissen? Vielleicht Kreml-Gegner, um diese Schandtaten dem Kreml anzulasten?
Der russische Nordkaukasus ist jedenfalls einer der Druckkessel, die immer wieder von aussen angeheizt werden, sowie der Innendruck zu sinken droht.
Von der gegenwärtigen Entwicklung in Syrien weiss man, dass die aus der Türkei oder dem Libanon operierenden oppositionellen Kampfgruppen auch mal in syrischen Uniformen auftreten - mal um den Hass auf Assad zu schüren, mal um sich als Deserteure auszugeben.
Und bei den Fernsehbildern aus Syrien stellt sich noch öfter als seinerzeit bei den Lybien-Reportagen für den des Arabischen Unkundigen die Frage, was da eigentlich zu sehen ist. Pro- oder Contra-Demonstrationen? Oder vielleicht nur filmische Inszenierungen a la "Wag the dog"? Denn Assad steht einer "Neuen Ordnung" im Nahen Osten im Wege.
Aber das führt jetzt zu weit. Wenden wir uns wieder Russland zu, wo allerdings von vielen auch solche Ereignisse auf der internationalen Bühne mit der Entwicklung im eigenen Lande verknüpft werden.
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Jedenfalls gab es in Moskau sehr reale Befürchtungen, der Präsidentenwahlkampf könnte von blutigen Anschlägen begleitet werden, die man dann mit einer gewissen Plausibilität "den anderen" anhängen kann.
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Da ist es doch wirklich besser, wenn es durch einen glücklichen Zufall so relativ unblutig abläuft, wie jetzt in Odessa. Egal, wer das Terrortrio geschickt hat und wer eigentlich die Explosion in ihrem Wohnhaus ausgelöst hat.
Vermutlich haben die Geheimdienste FSB und SBU zwar u.a. auch Putin informiert, ansonsten aber eine Informationssperre verhängt, um Spuren in die Tiefe verfolgen zu können.
Dass jetzt die Geschichte dem publikumsstarken 1.Kanal des russischen Fernsehens gesteckt wurde, ist natürlich auch kein Zufall. Hat man schon mal so eine Geschichte, muss sie auch genutzt werden!
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Jedenfalls hätte es Wladimir Putin, den jüngsten Umfragen nach zu urteilen, auch wenn man ihm die allerfinstersten Untaten zutrauen würde, gar nicht mehr nötig, selbst für eine terroristische Bedrohung zu sorgen. Er gewinnt sowieso.
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Die Explosion in Odessa, das Wetterleuchten des Terrors am fernen Horizont, könnte höchsten noch als Nachbrenner für Putins Endspurt wirken.
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Trickster 28.02.2012 - 09:55
Vitaly
Mach Dir nichts aus Uwe, das ist nur ein Pro-Putin-Bot. Die spammen damit das ganze russischsprachige Internet zu. Aber jetzt also auch noch auf Deutsch?
Ich meine - dieses Mär, dass Russland in schweren Zeiten eine starke Persönlichkeit braucht... ist echt zum Kopfschütteln. Russland braucht zu jeder Zeit mindestens 450 starke Persönlichkeiten. *Wir haben in Deutschland auch schwere Zeiten. Ich glaube, wir brauchen auch einen Starken... ähm... Persönlichkeit.*
Und dann \"das liberale Lager\". In einem totalitär regierten Staat ist alles was sich in der Opposition befindet zwangsläufig entweder liberal (relativ zu den Machthabern gesehen) oder verfassungswidrig.
Uwe, denk mal über dein Leben nach und ob du weiterhin für wenig Geld so nen S*** schreiben willst hinter dem du nicht mal stehst.
Vitaly 27.02.2012 - 22:07
Uwe
Nicht für Putin zu sein, heisst längst nicht für Scheißliberalen zu sein. Denn die sind keine Liberalen, sondern Chaoten. Ich bin bestimmt viel älter als Du und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Unablösbaren Kremlherren von Stalin bis Gorbatschow immer für Instabilität und Wirren im Lande gesorgt haben. Putin ist leider keine Ausnahme. Er ist keine starke Persönlichket. Die wirlich Starken machen dem Volk nichts vor.
Uwe64DD 27.02.2012 - 15:06
Vitaly
Ich finde es schon hart PUTIN als Sicherheitsrisiko einzustufen, Du kommst bsetimmt aus dem liberalen Lager was vom Ausland unterstützt wird. In der russischen Geschichte war es immer schon das in schweren Zeiten auch eine starke Persönlichkeit benötigt wird und dies ist einfach Putin und man kann nur hoffen das kein anderer Kandidat die Chance bekommt in den Kreml einzuziehen. Es kann in keinen russischen Interesse sein das irgend ein gesponserter Gegenkandidat die Interessen des Landes vertreten darf.
Vitaly 27.02.2012 - 12:04
Putin - ein Risiko für Russland
Es läuft wahrlich wie in einem Holywood-Film: Putin erwarten einen zusätzlichen Sympatieschub durch seine Anhängerschaft, um schon im ersten Wahlgang als siegreicher Held hoch zu weißem Roß in den Kreml einziehen zu können. Abgesehen von der Abgeschmacktheit seines Stils, die diesmal wie schon mehrere Male vorher - zuletzt bei seinem marktschreierischen Pop-Auftritt im Lushniki-Stadion - ins Auge und Ohr sticht, ist diese Zweckmeldung vom angeblich vorbereiteten Terroranschlag eine weiteres Argument, Putin nicht zum Präsidenten zu wählen. Denn Putin hat sich zu viele Feinde gemacht, als dass sich die Russen in komplizierten Krisenzeiten leisten können, eine so risikobehaftete Person an der Spitze des Staates zu haben. Damit wäre Putin als Präsident ein Unsicherheitsfaktor ersten Ranges für Russland. Ein Grund ihn allein aus dieser Überlegung heraus zu schonen und damit sich selbst.
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