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Die Protzchaussee der neuen Russen in einem Filmportrait. Auch der neue Zar Russlands, Wladimir Putin, hat ein Haus in der Rubljowka. (Foto: Lichtfilm)
Die Protzchaussee der neuen Russen in einem Filmportrait. Auch der neue Zar Russlands, Wladimir Putin, hat ein Haus in der Rubljowka. (Foto: Lichtfilm)
Montag, 18.07.2011

TV-Tipp: Rubljowka – Die Straße zur Glückseligkeit

Bonn. Phoenix sendet im Rahmen seines Sommerprogramms eine Dokumentation über eine der „teuersten“ Straßen der Welt. Die Rubljowka-Chaussee vor den Toren Moskaus – eine Welt der Dekadenz, in der es alles zu kaufen gibt.

Ja, man kann wirklich alles kaufen, hier auf und entlang der Rubljowka. Villen, Pelzmäntel und auch Verkehrsregeln. Wir, also Hinz und Kunz, müssen uns jedoch nicht grämen, den wir Normalsterblichen haben eh kaum Zutritt zur Straße der Reichen. Der Straße der Oligarchen, der Emporkömmlinge und – des Präsidenten.

Eine Welt aus Geld


Eine Welt für sich, eine Welt des Geldes und nicht etwa der Moral. Eine Welt, die nur wenigen Elitären vorbehalten und in sich abgeschlossen ist. 30 Kilometer lang ist diese „Straße zur Glückseligkeit“, hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Die Reichen möchten dann doch lieber ganz gerne unter sich sein.

Bereits am, mit einem Sicherheitsposten bewehrten Einlass in die Rubljowka wird deutlich: Hier verläuft die am strengsten überwachte Landstraße Russlands. Nicht selten konnte das Filmteam um Irene Langemann nur mit der versteckten Kamera arbeiten.

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• TV-Tipp: In der Polarschule der Nomadenkinder (04.02.2011)
„Hier zu wohnen ist ein Renommee. Eine sichere, von der Polizei bewachte Gegend“, sagt die Blondine aus dem feschen Anwesen mit dem barocken Garten, ohne ihren Namen zu nennen.

Teures Pflaster in der Provinz


„In der Rubljowka-Gegend beginnen die Preise mit drei Millionen Dollar für ein Grundstück. Aber das ist dann schon Massenware. Die üblichen Preise liegen zwischen zehn bis 20 Millionen. Darüber habe ich noch nichts gehört. Die gibt es aber sicher auch, man redet nur nicht drüber.“

So spricht der Immobilienmakler – seinen Namen verrät auch er besser nicht –, der durch gute Beziehungen hier ein Standbein gefunden hat. In der „kleinen Oase der Diamanten und des Goldes, mit ihren eigenen Gesetzen“, wie er die Rubljowka nennt.

Jelena Dawidowna verkauft Zobelpelze in ihrer Boutique. „Einen Zobel muss man lässig tragen, aber auf keinen Fall ironisch“, weiß sie. Die selbsternannte „Pelztherapeutin“ weiß aber auch: „Man kann als Frau nie genug Zobel haben. Mit so einem Geschenk kann sich jeder Mann bei seiner Gemahlin von seiner besten Seite zeigen.“

Künstler, Politfunktionäre und die neuen Reichen


Schostakowitsch, Stalin, Molotow, Sacharow und Boris Jelzin besaßen hier ihre Datschas. Und noch heute bevölkern die „Straße der Glückseligkeit“ Künstler und Politfunktionäre, aber eben auch einfach nur die Neureichen, die sich in ihrem erworbenen Glück suhlen.

Der 12-jährige Roma, Abkömmling der Romanows, erzählt mit den Augen eines Kindes von „seiner Straße“, die sich inzwischen sehr verändert hat. (Foto: Lichtfilm)
Der 12-jährige Roma, Abkömmling der Romanows, erzählt mit den Augen eines Kindes von „seiner Straße“, die sich inzwischen sehr verändert hat. (Foto: Lichtfilm)
Wenn jedoch der Präsident in die Rubljowka einfährt, geht erst einmal gar nichts mehr. Die Straße ist für die Eskorte weiträumig gesperrt. Der Nachwuchs der Rubljowka vergnügt sich derweil mit teuren Motorrädern im Gelände. Ein kostspieliges Vergnügen zwar, aber es vereint die Rubljowka-Jugend – zumindest solange die Eltern bezahlen.

Und so nebenher verschwinden auch die schönen alten Holzhäuser entlang der Rubljowka, weil sie den Villen im Weg stehen und weichen müssen. Regelrechte Villensiedlungen wachsen – von kaukasischen und zentralasiatischen Billiglohnkräften erbaut – aus dem Boden.

Und die Einheimischen?


Es leben allerdings auch ganz gewöhnliche Menschen in den kleinen Ansiedelungen entlang der Protzstraße Russlands. Von der Welt der Haute Volé sind sie dennoch ausgegrenzt. Der 12-jährige Roma aus Nikolina Gora sieht diese Welt noch durch seine kindlichen Augen, erkennt jedoch bereits, dass es nicht seine ist.

Nicht alle sind reich, die in den vier Dörfern entlang der Straße wohnen. Ihre Rente verdingt sich die greise Frau aus der Hausnummer 17 mit dem Straßenverkauf von Brennholz und Birkenzweigbüscheln für die Banja. Ihr „Schönheitssalon“ ist ein zerbrochener Spiegel auf dem Hof.

„Vor unserem Haus war bis vor ein paar Jahren noch ein Wald, da sind meine Mutter und ich immer zum Pilze sammeln hingegangen“, erzählt Roma. „Heute stehen da neue Siedlungen.“ Etwa 200 Familien, arme und reiche, leben entlang der Rubljowka. Und alle sind, dank des Wachpersonals, wohl behütet. Eine denkwürdige Sicherheit in einer Art Reservat…

Rolex war gestern


Bereits im Vorfeld der Rubljowka-Dokumentation zeichnet Phoenix am 19. Juli ab 22.15 Uhr ein weiteres Portrait über den neuen russischen Reichtum. Die russischen Milliardäre, und alle die sich dafür halten, haben sich eine neue Preziose auserkoren: die Kunst.

Im PHOENIX Sommerprogramm:
19.07.2011, 22.15 Uhr – „Russlands Superreiche als Sammler und Mäzene“, Doku 2010
19.07.2011, 23.10 Uhr – „Rubljovwka – Straße zur Glückseligkeit“, Doku 2007
Westeuropäische Auktionshäuser verkaufen inzwischen ihre Kollektionen zu Spitzenpreisen nach Russland, die Kassen klingeln. Die Russen, die es sich leisten können, wissen genau, wie man sich in die Belle Etage der Gesellschaft einkauft.

Unter dem Titel „Russlands Superreiche als Sammler und Mäzene“ nimmt uns ein Film von Elisabeth Weyer aus dem Jahr 2010 mit in die Szene dieser eigenwilligen, oft dubiosen, fragwürdigen und schrillen Figuren, die das neue Russland hervorgebracht hat.

Sammeln zum Wohle der russischen Kunst


Das Kunstsammeln aus Leidenschaft wird, auf Grund der fortwährenden Kürzungen des öffentlichen Kulturetats, in Russland nicht undankbar angenommen. Denn, und das wird den Käufern honoriert, sie kaufen bevorzugt russische Kunstwerke. Somit ist der Film auch eine Art Gesellschaftsportrait des modernen Russlands.

Russisches Geld bewahrt quasi die russische Kunst. So ist es ein Müßiges darüber nachzudenken, ob die neue Sammelwut der neureichen Russen nur eine weitere Marotte von Leuten mit zuviel Geld sein mag, oder ob sich tatsächlich ein hehrer Gedanke dahinter verbirgt, nationale Kunst zu bewahren.

Eine Antwort wird diese Dokumentation sicherlich nicht geben können. Jedoch eröffnet sie einen Blick in eine Welt, die so nicht jedermann beschieden ist.



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