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Michail Prochorow braucht eine neue Partei für seine Polit-Ambitionen (Foto: rt.com) |
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Donnerstag, 15.09.2011
Aus der Traum: Prochorow von eigener Partei abgesetztMoskau. Die kleine Kreml-nahe Partei Rechte Sache hat ihren ambitionierten neuen Vorsitzenden Michail Prochorow wieder abgesägt. Der Milliardär will nun eine neue Partei gründen und die Duma-Wahlen ignorieren.
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Es war ein kurzes Intermezzo in der Politik: Nur einen Sommer lang konnte sich der Oligarch und reichste Junggeselle Russlands, Multimilliardär Michail Prochorow, als Politiker von gewisser Bedeutung fühlen.
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Jedenfalls schrieb er selbige sich selbst zu, als er mit dem Wohlwollen des Kremls die Führung in der faktisch unbedeutenden, aber immerhin offiziell registrierten und zu den Wahlen zugelassenen liberalen Partei Rechte Sache übernahm.
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Polit-Debut mit ungewöhnlichen Losungen
Prochorow war daraufhin immer wieder für Schlagzeilen gut: Sei es wegen seiner Ambitionen, wonach seine Partei bei den Duma-Wahlen Anfang Dezember den zweiten Platz einnehmen sollte und er selbst sich schon als zukünftigen Premierminister empfahl. Nebenbei steckt er beträchtliche Summen in das "Yo-Mobil" - ein von Null gestartetes Projekt eines revolutionären Hybridautos.
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Und auch mit überraschenden Reformzielen und Positionen machte Prochorow auf sich aufmerksam: Er empfahl Russland, den Beitritt zur Euro-Zone anzustreben, ein richtiges Streikrecht zu schaffen, die Posten von Premier und Präsident zu fusionieren oder Beamte mit unerklärlichen Reichtümern pauschal als korrupt zu betrachten.
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Polit-Strategen im Kreml organisierten Gegenwind
Das ging offenbar einigen einflussreichen Polit-Strategen im Kreml dann schon wieder zu weit: Vor dem heute anstehenden Parteitag, auf dem die Rechte Sache eigentlich ihre Duma-Kandidaten bestimmen sollte, wurde der Gegenwind in der Partei immer stärker. Wie Prochorow-treue Kader berichteten, wurden regionale Partei-Chefs von der Kreml-Administration eingeschworen, sich gegen den neuen Vorsitzenden zu stellen.
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Zum Stein des Anstoßes wurde dabei die von Prochorow gewünschte Kandidatur von Ewgeni Roisman, dem Chef des wegen seiner recht radikalen Methoden umstrittenen Jekaterinburger Fonds Stadt ohne Drogen. Während viele Parteikader Roisman wegen dessen krimineller Vergangenheit aus der Liste heraushalten wollten, erklärte Prochorow Roismans Kandidatur zur Bedingung für seinen weiteren Parteivorsitz.
Putsch im Parteitag
Doch letztlich kam es gar nicht zu einer Abstimmung in dieser Frage: Schon gestern, als der Parteitag eigentlich nur technisch auf Diskussionsebene ohne Prochorow arbeiten sollten, formierte sich dort eine von Prochorow nicht legitimierte Mandats-Kommission.
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Angeblich sollen Deligierte aufgetaucht sein, die gar nicht stimmberechtigt waren. Prochorow sprach am Abend von einem Putsch in der Partei gegen ihn und entließ einige seiner hochrangigen Gegner.
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Als Strippenzieher des Aufstandes identifizierte er Radi Chabirow, einen Vizechef der Verwaltung für Innenpolitik in der Präsidenten-Administration. Kreml-Insider warfen Prochorow daraufhin "Hysterie" vor, so die Zeitung "Kommersant" heute - und noch schlimmer: Er habe "Selbstständigkeit" bewiesen und "eine andere Partei als abgesprochen" aufgebaut.
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Prochorow vermeidet einen Schlagabtausch
Zum heute zu erwartenden Show-Down kam es dann aber gar nicht erst: Prochorow versammelte sich mit etwa 50 seiner engsten Anhänger an anderem Ort und erklärte dort seinen Austritt aus der Partei. Diese sei eine Marionetten-Partei des Kremls und habe sich nun durch Fälschungen unglaubwürdig gemacht.
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Er selbst werde nicht bei den Duma-Wahlen antreten und nicht einmal zur Wahl gehen, da es nun keine Partei gebe, die seinen Vorstellungen entspräche.
Putschisten-Führer Bogdanow kippte schon Kassjanow
Auf dem Parteitag der Prochorow-Gegner wurde dieser unterdessen als Parteivorsitzender abgewählt. Der Aufstand in der liberalen Partei wird von Andrej Bogdanow, einem Präsidentschafts-Kandidaten von 2008, geleitet. Er hatte bereits den bei der Staatsführung in Ungnade gefallenen Ex-Premier Michail Kassjanow aus dessen liberaler Partei gedrängt und sie dann übernommen. Später war Bogdanows Partei in der Rechten Sache aufgegangen.
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Schon gestern bemerkten Beobachter, dass Prochorow seinen drohenden Rausschmiss aus der eigenen Partei relativ gelassen entgegen sieht. Möglicherweise ist er darüber gar nicht unglücklich, denn Umfragen zufolge waren die angepeilten Wahlziele utopisch: Bestenfalls fünf Prozent billigten ihr Demoskopen zu.
Abgang rechtzeitig vor einer Blamage
Prochorow lief Gefahr, sich bei seinem schwungvollen Seiteneinstieg in die Politik bis aufs Blut zu blamieren.
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Nun hat er rechtzeitig den Absprung geschafft und kann sich sofern es tatsächlich zu einem neuen Anlauf in der Politik kommt auch noch als aufrechter Kämpfer gegen die Bevormundung von oben in Russlands "Gelenkter Demokratie" ausgeben.
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Ganz ohne den Beistand aus der obersten Führungsetage will aber auch Prochorow nicht weitermachen: Er erklärte, dass er anschließend mit der Führung des Landes sprechen werde und sich dann an den Aufbau einer neuen politischen Bewegung machen werde.
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