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Tschernomyrdin war in den 90er Jahren zeitweise der mächtigste Mann Russlands, auch jetzt ist er noch ein politisches Schwergewicht (Foto: Archiv/.rufo)
Tschernomyrdin war in den 90er Jahren zeitweise der mächtigste Mann Russlands, auch jetzt ist er noch ein politisches Schwergewicht (Foto: Archiv/.rufo)
Aktualisiert 05.11.2010 11:54

Viktor StepanowitschTschernomyrdin

Russischer Ex-Premier

Zitat: „Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer.“

Geboren: 09.04.1938 in der Kosakensiedlung Tscherny Ostrog (Orenburg).

Gestorben: 03.11.2010 in Moskau.

Laufbahn: Absolvent des polytechnischen Instituts in Kuibyschew (heute Samara). Direktor des Orenburger Gasverarbeitungswerks. Minister der Öl- und Gasindustrie. Gazprom-Chef. Russischer Premier. Botschafter in der Ukraine. Präsidentenberater.

Freunde: Rem Wjachirew. Michail Chodorkowski. Anatoli Tschubais. Alexander Schochin.

Feinde: Alexander Korschakow (Ex-Leibwächter Jelzins), Oleg Soskowez (Ex-Stellvertretender Premier) Boris Nemzow.

Skandale: 1997 erschießt Tschernomyrdin bei einer Jagd eine Bärenmutter und ihre zwei Jungen. Umweltschützer waren empört.

Familie: War fast 50 Jahre (seit 1961) mit Walentina Fjodorowna Tschernomyrdina verheiratet. Zwei Söhne, vier Enkelkinder und ein Urenkel.

Hobbys: Jagd. Spielte Akkordeon. Kochte Pelmeni nach eigenem Rezept.

Tschernomyrdin gilt als begeisterter Jäger. (Foto: profil.orc.ru)
Tschernomyrdin gilt als begeisterter Jäger. (Foto: profil.orc.ru)
Laufbahn:

3. November 2010: Tschernomyrdin stirbt nach einer langwierigen Krebserkrankung in Moskau.

11. Juni 2009: Russlands Präsident Dmitri Medwedew ernennt Tschernomyrdin zum Berater für Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der GUS. Zugleich muss Tschernomyrdin seinen Posten als Botschafter in Kiew aufgeben. Das Amt bleibt ein halbes Jahr lang unbesetzt - bis es in Kiew eine neue politische Führung gibt.

Anfang 2009: sorgt Tschernomyrdin mit reichlich undiplomatischen Äußerungen gegenüber der Kiewer Führung für neuen Ärger zwischen Russland und der Ukraine. Der ukrainische Außenminister Wladimir Ogrysko bestellt ihn ein und droht ihm mit Ausweisung. Moskau reagiert empört.

März 2002: Tschernomyrdin wird in der Ukraine zum „Menschen 2001“ gewählt.

Seit Mai 2001: Botschafter Russlands in der Ukraine und Sondergesandter des Präsidenten zur Regulierung der russisch-ukrainischen Wirtschaftsbeziehungen.

1999 - 2000: Aufsichtsratsvorsitzender von Gazprom (Gasprom).

1999: Wahl zum Duma-Abgeordneten für den Autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen. Seine Partei „Unser Haus Russland“ schafft den Sprung über die 5-Prozent-Hürde nicht.

1998: Jelzin versucht nach der Entlassung Sergej Kirijenkos zwei Mal, Tschernomyrdin erneut zum Premier zu ernennen. Beide Versuche scheitern am energischen Widerstand des Parlamentes.

Am 5. November 1996: übernimmt Tschernomyrdin während der Herz-OP Jelzins kurzzeitig die Vollmachten des russischen Präsidenten und erhält auch den „Atom-Koffer“.

1995: Vorsitzender der Partei „Unser Haus Russland“. Die Partei erreicht trotz massiver Unterstützung durch die Medien nur 10,1 Prozent bei den Duma-Wahlen und wird damit hinter KPRF und LDPR nur drittstärkste Kraft des Parlamentes.

1992 - 1998: Premierminister Russlands.

1992: Stellvertretender Premierminister Russlands. Zuständig für die Energiewirtschaft.

1989 – 1992: Vorsitzender von Gazprom, Aufsichtsratsvorsitzender der Gazprombank von 1990 – 1992.

1986 – 1990: Mitglied im Zentralkomitee der KPdSU.

1985 – 1989: Minister für Öl- und Gaswirtschaft in der Regierung Nikolai Ryschkows.

1982 - 1985: Stellvertretender Minister für Öl- und Gaswirtschaft.

1978 – 1982: Arbeit im Apparat des ZK der KPdSU. Verantwortlich für die Schwerindustrie.

1973 – 1978: Direktor des Orenburger Gasverarbeitungswerkes.

1972: Abschluss des Fernstudiums an der Wirtschaftsfakultät des Allunionsinstituts für Polytechnik.

1969 – 1973: Erst Stellvertreter, dann Leiter der Industrie- und Transportabteilung des Parteikomitees von Orsk.

1967 – 1969: Parteiinstrukteur im Stadtkomitee von Orsk.

1962 – 1966: Studium am Kuibyschewer Industrieinstitut für Polytechnik.

1961 – 1991: Mitglied der KPdSU.

1960 – 1962: Aufstieg vom Maschinisten des Orsker Ölverarbeitungswerks zum Direktor der technischen Anlagen.

1957 – 1960: Wehrdienst bei der Luftwaffe.

1957: Nach Schulabschluss Arbeit als Schlosser im Orsker Ölverarbeitungswerk.


Freunde und Team:


Zu seinem Team gehören Alexej Bolschakow, Wladimir Babitschew und Anatoli Kulikow. Der Ex-Vorsitzende von Gasprom Rem Wjachirew hat ebenfalls lange Zeit unter Tschernomyrdin gedient und ist ein guter Vertrauter.

Gute Beziehungen unterhält Tschernomyrdin zu Anatoli Tschubais und Alexander Schochin, der Fraktionschef von „Unser Haus Russland“ war.

Ein vertrauliches Verhältnis pflegte Tschernomyrdin auch zu Ex-Oligarch Michail Chodorkowski. Doch während der einstige Ölmagnat wegen Betrugs und Steuerhinterziehung im Gefängnis sitzt, wurde der 70. Geburtstag Tschernomyrdins (der vielen Russen als Hauptverantwortlicher für die korrupten 90er Jahre gilt) pompös von der Moskauer Führung gefeiert.


Feinde:


Die Clique um den früheren Jelzin-Leibwächter Alexander Korschakow. Dazu zählen noch Oleg Soskowez und Viktor Iljuschin, die beide auch Vertraute Jelzins waren.

Der ehemalige Wirtschaftsberater Putins Andrej Illarionow bezichtigt Tschernomyrdin 1994 des „Versuchs eines wirtschaftlichen Umsturzes“. Illarionow ist bis zu diesem Zeitpunkt Berater Tschernomyrdins, danach nicht mehr. Kündigung wegen „Verstoßes gegen die Arbeitsdisziplin.“

1990 – 1991 wendet sich Tschernomyrdin gegen das „500-Tage-Programm“ von Grigori Jawlinski.

Jegor Gaidar, der Vorgänger Tschernomyrdins als Premier sagt über ihn: „Tschernomyrdin hat schließlich die Regeln der Makroökonomie begriffen, aber dem Land kam dieser Unterricht teuer zu stehen.“

Boris Nemzow forderte als Gouverneur von Nischni Nowgorod die Regierung auf, Wolgas als Dienstfahrzeug zu nutzen, um den russischen Autokonzern GAZ zu stützen. Nachdem ihn Jelzin zum Vize-Premier machte, meinte Nemzow zu Tschernomyrdin, dass seine Forderung wohl etwas voreilig gewesen sei. Tschernomyrdin darauf: "Wir werden weiterhin Mercedes fahren, du aber wirst mit dem Wolga fahren"
"Geben oder nicht geben?" Die Karrikatur verdeutlicht die Macht Tschernomyrdins, der ein Lobbyist der Gaswirtschaft war. (Zeichnung: Natalia Logwanowa)
Skandale:


1997 erschießt Tschernomyr-din bei der Jagd eine Bärenmutter und ihre zwei Jungen. Umwelt-schützer waren empört.

1997 wird Igor Golembiowski wegen kritischer Berichte über das milliardenschwere Privatvermögen des damaligen russischen Premierministers Viktor Tschernomyrdin als Chefredakteur der Moskauer „Iswestia“ entlassen. Die Iswestia hatte die Aussagen eines Senatshearings in den USA widergegeben, in denen Tschernomyrdin beschuldigt wurde, 4,7 Milliarden Dollar beiseite geschafft zu haben.


Drei Jahre später steht Tschernomyrdin wegen des gleichen Vorfalls wieder im Licht der Öffentlichkeit. Diesmal beschuldigt ihn der amerikanische Präsidentschaftskandidat George W. Bush jr. in seinem Wahlkampf, Kreditgelder veruntreut zu haben. Tschernomyrdin droht daraufhin mit einer Klage.

Tschernomyrdin verhilft seinen Söhnen zu einflussreichen Posten bei Gazprom. Es gibt Gerüchte, dass er ihnen sogar half, günstig größere Aktienpakete zu erwerben.


Familie und Eltern:


Tschernomyrdin war fast 50 Jahre (seit 1961) mit Walentina Fjodorowna Tschernomyrdina verheiratet. Seine Frau starb ein halbes Jahr vor ihrem Ehemann.

Hat zwei Söhne. Beide schlossen das Moskauer Insitut für Öl- und Gasindustie ab und arbeiteten dann im Ölministerium unter ihrem Vater. Von 1985 – 1989 waren sie bei Gasprom und sie besitzen bis heute Aktienpakete an dem Unternehmen.

Tschernomyrdin hat vier Enkelkinder: Mascha, Andrej, Anastasia und Viktor sowie einen Urenkel: Dmitri.

Der Vater Tschernomyrdins war Fahrer in einer Maschinen- und Traktorstation. Der Ex-Premier hat zwei Brüder und zwei Schwestern.


Hobbys und Charakter:


Tschernomyrdin liebte die Jagd und Waffen. Schoss sowohl große Kaliber als auch Makarow gern. Spielte Akkordeon. Kochte Pelmeni nach eigenem Rezept und trank „wie jeder normale Russe“ Wodka. In seiner Kindheit war er leidenschaftlicher Taubenliebhaber.

Er stotterte, war dafür bekannt, dass er nicht reden kann, ohne Schimpfwörter zu gebrauchen.


Zitate:

«Der Winter hat wie jedes Jahr unerwartet begonnen.»

«Ich bin für den Markt, aber nicht für einen Basar.»

„Wenn es jemanden juckt, soll er sich woanders kratzen.“

„Wir haben alle Punkte erfüllt: von A bis B.“

„Wir haben das gleiche Schicksal, die gleiche Pipeline und die gleichen Lieder.“ (Über das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine)

„Immer steht in Russland das, was nicht stehen soll.“


Weitere Quellen im Internet:


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