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| Sergej Boschenow ist seit zwei Monaten Gouverneur. Eine Reise nach Italien bringt den ersten Skandal. |
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Dienstag, 10.04.2012
Gouverneur auf Dienstreisen-Picknick in ItalienWolgograd. Frisch ernannt und schon im Zentrum eines Skandals: Wolgograds Gouverneur Sergej Boschenow ist mit einer Politiker-Delegation zur Dienstreise nach Italien geflogen just zu Ostern und seinem Geburtstag.
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Irina Gussewa fühlt sich missverstanden und beleidigt von den Medien. Tränen der Empörung will die Leiterin des Sozialausschusses in der Wolgograder Duma eigenen Angaben nach vergossen haben, als sie die Beiträge zweier staatlicher Fernsehsender über ihre Reise nach Italien sah.
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Mit Charter und Familie zur Arbeit in die Toskana
Die Medien hatten darüber berichtet, dass Gouverneur Sergej Boschenow am 5. April mit einer rund 50 Köpfe zählenden Delegation eine Chartermaschine Richtung Italien bestieg. Unter den Fluggästen waren Politiker aus der Gebietsduma und ihre Familien. Ziel der Reise war die Toskana. Im Grand Hotel Tamerici & Principe im berühmten Heilbad Montecatini Terme auf halbem Weg zwischen Pisa und Florenz fand die Gruppe Unterkunft. Doch auf wessen Kosten und zu welchem Zweck, fragen sich die Medien.
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Das war eine Dienstreise zum Erfahrungsaustausch in der Landwirtschaft. Die Abgeordneten werden über den Bau eines Schweinezuchtkomplexes für 115 Tiere im Gebiet Wolgograd verhandeln, zitiert die Tageszeitung Komsomolskaja Prawda den Pressedienst der Wolgograder Gebietsduma.
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Weinverkostung als Erfahrungsaustausch
Was aus diesem Projekt geworden ist, konnte freilich keiner der in der Nacht zum Dienstag nach Wolgograd zurückgekehrten Politiker sagen die meisten flüchteten ohnehin vor den Kameras. Die übrigen betonten noch einmal Wert des Erfahrungsaustauschs der Reise: In einer Winzerei z.B. hat zwar niemand gearbeitet, aber wir wurden dennoch zu einer Exkursion in die Produktionshallen und den Verkostungsraum eingelassen. Daher seien Gerüchte über den Urlaubscharakter der Reise falsch, sagte der Abgeordnete Andrej Popkow.
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Aufgetaucht waren die Spekulationen, weil in Italien zum Zeitpunkt der Reise Osterferien sind und daher niemand arbeitet. Konkrete Angaben über die Betriebe, die sie während des Italien-Aufenthalts besichtigt hatten, konnte ohnehin niemand machen: Es gab nur allgemeine Worte über Tomaten, Wein und Kapern, berichtet die regionale Nachrichtenagentur Wysota 102
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Zwei Fliegen mit einer Klappe
Der Abgeordnete Wladimir Popow räumte immerhin ein, dass er das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und Urlaub gemacht habe auf eigene Kosten, wie er sagte. Auch Gussewa erklärte, sie habe den Trip zum Wohl der Region aus eigener Tasche bezahlt.
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Nicht alle sind von der Ehrlichkeit der Politiker überzeugt. Nachdem zunächst der oppositionelle Blogger Alexej Nawalny die Staatsanwaltschaft aufforderte, die Reise auf Anzeichen der Korruption zu prüfen, haben sich inzwischen auch mehrere Abgeordnete der Staatsduma an die Behörden gewandt, um eine Überprüfung der Reise zu fordern.
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Erfolgreicher Wahlkampfmanager
Boschenow, der pikanterweise während der Reise seinen 47. Geburtstag feierte, ist erst seit zwei Monaten Gouverneur von Wolgograd. Er löste den erfolglosen Anatoli Browko nach dem verheerenden Ergebnis der Kremlpartei Einiges Russland bei der Dumawahl im Dezember 2011 ab (42 Prozent). Boschenow zeigte seinen Wert für den Kreml, als er den Wahlsieg von Putin in Wolgograd mit 63 Prozent sicher stellte.
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Zuvor hatte Boschenow mit der Gehaltserhöhung für hochgestellte Beamte seiner Administration und der Anschaffung mehrerer teurer Luxuslimousinen eher für Ärger unter der Bevölkerung gesorgt. Auch in Astrachan, wo Boschenow zuvor Bürgermeister war, gab es einige Korruptionsgerüchte um den Politiker.
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Medien drohen Konsequenzen
Boschenow kann sich gegen die neuen Angriffe der Medien nicht verteidigen. Im Gegensatz zum Großteil der Delegation ist er noch nicht nach Wolgograd zurückgekehrt, sondern nach Baden-Baden weitergereist. Dort will er die Region Wolgograd beim Petersburger Dialog präsentieren.
Einen Verteidiger hat der Gouverneur aber noch: Irina Gussewa verspricht wegen der Geschichten um den Urlaub auf Steuerzahlerkosten ein Nachspiel freilich nicht für Boschenow, sondern für die regionalen Medien, die darüber berichtet haben:
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Wir werden auf jeden Fall über die Innenbehörde Wolgograds mit denen abrechnen, die sich nicht nur erlaubt haben, uns zu kritisieren, sondern auch da herum zu stochern, wo sie nichts verloren haben, mit den Medien, die das Volk eigentlich betrogen haben, als sie erklärten, wir sind auf Erholungsreise gefahren. Das ist nicht wahr, sagte sie.
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