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Es wird weiter über die Ursache des Absturzes der ATR-72 bei Tjumen gemutmaßt. (Foto: TV/.rufo)
Es wird weiter über die Ursache des Absturzes der ATR-72 bei Tjumen gemutmaßt. (Foto: TV/.rufo)
Montag, 09.04.2012

Flugzeugabsturz in Tjumen: machte VIP-Passagier Druck?

Tjumen. Der Grund für den Flugzeugabsturz in Tjumen könnte die Forderung eines VIP-Passagiers nach einem schnellen Abflug gewesen sein. Derweil ist ein tot geglaubter Passagier nach einer Woche lebend gefunden worden.

Wegen eines übereilten Abflugs könnten die Tragflächen nicht enteist worden sein, war am Sonntag in einer Sendung des Fernsehkanals NTW zu hören. An Bord sei Nikolai Medwedew, der Chef des Ölkonzerns „Surgutneftegaz“, gewesen. Das Unternehmen besitzt die Aktienmajorität bei der Fluggesellschaft UTAir, der die abgestürzte ATR-72 gehörte.

Bei Russland-Aktuell
• Überlebende des ATR-Absturzes: Lärm – und Blackout (05.04.2012)
• Absturz in Tjumen: Wegen Vereisung aus Sparsamkeit? (03.04.2012)
Diese Vermutung äußerte Alexander Kossolapow, ein ehemaliger Mitarbeiter von UTAir: „Entweder hat irgendwer Druck auf den Piloten ausgeübt oder er war sich hundertprozentig sicher, dass kein Eis da ist. Eine andere Erklärung gibt es nicht.“

Ihm widerspricht allerdings der Gouverneur des Gebiets Tjumen, Wladimir Jakuschew. Er habe noch nie erlebt, dass jemand „den Abflug eines vollbesetzten Flugzeuges beschleunigt hat“.

Derweil soll eine Woche nach dem Absturz in Westsibirien ein bisher vermisster Passagier des Unglücksfluges vom 2. April lebend aufgetaucht sein. Das berichtet ein ehemaliger Dozent des 25-jährigen Dmitri Iwanjuta auf seiner Seite im sozialen Netzwerk „vkontakte“.

Der Mann soll eine Woche unter falschem Namen auf der Intensivstation eines Krankenhauses gelegen haben. Offiziell wurde dies zwar bisher nicht bestätigt, aber es war auch schon vorher von Verwechslungen auf den Listen der Todesopfer und der Überlebenden berichtet worden.



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Paulsen-Consult 09.04.2012 - 22:26

Echo-Effekt?

Die Vereisungstheorie erscheint mir ziemlich wahrscheinlich. Flugzeugtyp, Wetterbedingungen und die schlichte Tatsache, dass das Flugzeug nicht enteist wurde, sprechen dafür. Auch die Aussage eines Passagiers, vorangegangener Artikel, das Flugzeug habe heftig vibriert und sich dann ungewöhnlich geneigt, spricht für einen Kampf des Flugzeugs gegen den Strömungsabriss, welcher leider nicht gewonnen werden konnte. Traurig.
Die Enteisung hätte vorher durchgeführt werden müssen. Ich glaube kaum, dass ein Konzernchef, der mit an Bord ist, so eine Sicherheitsmaßnahme verhindert hätte, wenn er doch selbst an Bord ist.
Allerdings stand ja auch beim Absturz des polnischen Präsidenten im Raum, dass der Pilot Druck bekommen habe, trotz widriger Bedingungen zu landen.
Als Außenstehender fragt man sich, ob so etwas tatsächlich sein kann.
Wer macht schon freiwillig Druck, damit er schneller ins Gras beissen darf. Ich glaube das nicht. Was ich aber bei in Bezug auf den Absturz der Maschine des polnischen Präsidenten sehr wohl glaube, dass es ein typisches Echophänomen in der Befehlskette gegeben hat, welches unter hierarchischen Bedingungen nicht selten vorkommt, aber meines Wissens psychologisch bisher kaum untersucht wurde.
Die dezente Äußerung einer Autoritätsperson oder eines hohen Vorgesetzten wird dabei auf dem Weg durch die Befehlskette wie in einem Echo immer mehr verstärkt, bis sie unten bei dem ausführenden Untergebenen überlaut ankommt. So kann es geschehen, dass Äußerungen, die ursprünglich als Wunsch oder auch nur als Hoffnung geäußert wurden, über mehrere Stationen wandern und zuletzt als scharfer Befehl beim letzten in der Kette ankommen. Das wäre im damaligen Falle der Pilot des Präsidenten gewesen. Dieses Phänomen ist ubiquitär und hat etwas mit der Beschaffenheit von Hierarchien zu tun. Man braucht dafür nicht mal einen autoritären Vorgesetzten, sondern nur autoritätsgewohnte Untergebene. Es ist erstaunlich, was autoritätsgewohnte Menschen so alles anstellen, wenn sie auch nur vermuten, dass ihr Vorgesetzter das wünscht.
Somit könnte die fehlende Enteisung des Flugzeuges auch auf einem Echo-Effekt oder einer Art von vorauseilendem Gehorsam entstanden sein.
Autoritäten leben jedenfalls gefährlich und ihre unmittelbare Umgebung auch.


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