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Manege nach dem Brand |
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Freitag, 23.07.2004
Ausgrabungen unter der ManegeMoskau. Der Brand, der die Manege am 15. März vernichtete, beschleunigte die schon lange geplanten archäologischen Ausgrabungen unter dem Gebäude. Im Zusammenhang mit der von der Stadt geplanten Unterkellerung der Manege für eine Tiefgarage bereiteten sich auch die Archäologen auf einen Einsatz vor. Sie waren daher sofort nach der Feuerwehr am Ort des Geschehens und brachten circa 3.000 Fundstücke und einige interessante Neuigkeiten ans Licht.
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„Die Wände waren noch heiß. Es roch nach Rauch, als wir kamen“, erzählte Hauptstadtarchäologe Alexander Wechsler www.aktuell.ru. Parallel zu den Ausgrabungen begannen Bauarbeiter die stehen gebliebenen Grundmauern zu festigen.
Insgesamt legten Wechslers Mitarbeiter zehn Schnitte an, um herauszufinden, welche Schicht am interessantesten sein würde. Bevor die Offiziersreithalle 1825 gebaut wurde, befand sich an dieser Stelle ein normales Stadtviertel und ein Verkehrsknotenpunkt. Die alte Straße, die aus dem Kreml führte, teilte sich in verschiedene Wege auf, die nach Twer und Weliki Nowgorod führten.
„Als wir den Beton vom Fundament der Manege entfernt hatten, lag darunter die erste Schicht, die aus der Zeit des Manegebaus stammt. Einen Meter tiefer entdeckten wir das Straßenpflaster aus Holz des alten Twersker Weges“, erzählte Wechsler. An dieser Straße lagen im 16. und 17. Jahrhundert die Unterkünfte des Strelizen-Regimentes. Die Schützen waren die persönliche Leibgarde des Zaren. Die Keller ihrer Häuser sind erhalten geblieben. Dort fanden die Archäologen überwiegend Gefäße und Haushaltsgeräte, aber auch eine Serie von Fingerringen.
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Zweirubelmünze |
Aus der obersten Schicht stammt auch eine Goldmünze aus dem Jahr 1720. Es handelt sich um die seltene Zweirubelmünze aus der Zeit Peters des Großen, die bisher noch nie bei Ausgrabungen entdeckt worden war. Nur das Historische Museum und die Eremitage besitzen Exemplare dieses Geldstückes. „Diese Münzen waren nicht sehr verbreitet, weil in Russland die Zahl drei bevorzugt wurde wegen der Dreifaltigkeit“, erklärt Wechsler.
Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts blieb nur sehr wenig erhalten. Als der Kreml, der noch heute steht, nach dem Brand 1493 gebaut wurde, befahl Großfürst Ivan III den Platz um den Herrschaftssitz nicht mehr zu bebauen. Aus Feuerschutz und Verteidigungsgründen blieb ein circa 200 Meter breiter Ring um den Kreml lange Zeit ungenutzt.
Vor dem verheerenden Brand hatten an dieser Stelle im 14. und 15. Jahrhundert bereits Wohnhäuser gestanden. Auch ihre Grundmauern blieben stehen. In einem der Haushaltsräume bargen die Archäologen neben Keramik rund 200 Münzen aus dieser Schicht.
Sie fanden außerdem ein doppelseitiges Schwert aus dem Ende des 14. Jahrhundert. Es ist in einem sehr guten Zustand. Lediglich ihr hölzerner Griff fehlt. „Die Form dieser Waffe war in ganz Europa üblich“, erklärt Wechsler. „Bisher haben wir nur ein zweites Schwert dieser Art in Moskau gefunden. Es war von einem bekannten deutschen Meister hergestellt worden und lag im Kreml.“
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Alexander Wechsler |
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Die größte Überraschung für die Archäologen war jedoch eine Nekropole aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit circa 40 Bestattungen. Dort liegen slawische Stadtbewohner aus dem Stamm der Wjatitschi. Die Frauen wurden mit ihrem Schmuck beerdigt: Ringe aus Draht für die Schläfen, Armreifen, Ketten.
Bisher war den Wissenschaftlern nicht bekannt, dass an dieser Stelle eine Kirche gestanden hatte. „Die Bedeutung dieses Fundes liegt darin, dass Moskau damals wahrscheinlich schon größer war, als wir dachten“, erklärt Wechsler. Er vermutet, dass es sich um eine Kirche handelt, das bei der Eroberung Moskaus durch die Tataren niederbrannte: „Die Chronik beschreibt, wie Karl Batyj (der tartarische Khan, der Sohn von Dschingis Khan) in Moskau eingefallen ist und Kirchen und Klöster in Brand setzte.“
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Bei einer zweiten, momentan laufenden Ausgrabung wollen die Archäologen nach den Fundamenten des Gebäudes suchen. Im September zum Stadtgeburtstag sollen alle Funde bei einer Ausstellung präsentiert werden.
(sp/.rufo)
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