|
|
|
|
Die Haftstrafe für Julia Timoschenko isoliert die Ukraine auch gegenüber den Nachbarn in Ost und West (Foto: 5tv.com.ua) |
|
Mittwoch, 12.10.2011
Timoschenko-Urteil: Ukraine sitzt zwischen den StühlenKiew/Moskau. Die EU droht, Russland schäumt: Der Schuldspruch gegen die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko stößt international auf Empörung. Die Führung in Kiew bemüht sich um Schadensbegrenzung.
|
|
Während sich die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko im Gefängnis einrichtet, steht die Führung in Kiew vor einem Scherbenhaufen. «Politisches Erdbeben in Kiew, Schockwellen in Brüssel und Moskau», titeln Zeitungen der Ex-Sowjetrepublik am Tag nach dem harten Urteil von sieben Jahren Haft für Timoschenko wegen Amtsmissbrauchs.
|
EU-Daumenschrauben drücken Kiew wieder ostwärts
Sieben Jahre nach der prowestlichen Orangen Revolution in der Ukraine drohe der zweitgrößte Flächenstaat Europas zum Spielball der Machtinteressen zu werden, kommentiert das Blatt «Segodnja». Falls Brüssel als Reaktion auf das als politisch motiviert geltende Urteil das geplante Assoziierungs- und Freihandelsabkommen auf Eis lege, bleibe als Partner für Kiew wohl nur Moskau doch auch im Kreml wurde der Schuldspruch heftig kritisiert.
|
Das Urteil gegen Timoschenko sei gesprochen, auf die dringendste Frage aber hätten die rund 46 Millionen Ukrainer keine Antwort erhalten, sagt der Politologe Andrej Jermolajew: «Wohin steuert das Land?» Nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stagnation benötige die Ukraine einen Neubeginn.
|
Janukowitsch enttäuscht Bürger wie Nachbarn
Viele hätten mit dem Sieg des Timoschenko-Rivalen Viktor Janukowitsch bei der Präsidentenwahl 2010 die Hoffnung auf eine Wende verbunden, meint Jermolajew. Nun wirke es so, als ob sich der Staatschef mehr auf das «Kaltstellen» seiner Gegner konzentriere als auf die Modernisierung des Landes.
|
Schon in den nächsten Tagen will sich Janukowitsch um Schadensbegrenzung bemühen - und dabei wohl auch seinen politischen Spielraum ausloten. Der Staatschef trifft sich am 18. Oktober in Donezk mit seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew, anschließend wird er in Brüssel erwartet sofern hier wie dort der Besuch jetzt nicht demonstrativ abgesagt wird.
|
Nachkarten in Moskau, Bluffen in Brüssel
Janukowitsch wolle jedenfalls in beiden Fällen nicht mit leeren Händen nach Kiew zurückkehren, meint Michail Pogrebinski vom ukrainischen Zentrum für Politikstudien. Von Medwedew werde der Präsident vermutlich erneut eine Abänderung jener Gas-Verträge fordern, für die Timoschenko verurteilt wurde. Und bei der Europäischen Union werde Janukowitsch wohl versuchen, die Kritik am Timoschenko-Prozess zu zerstreuen.
|
Brüssel verurteilt die Haftstrafe für Timoschenko scharf. Der Kiewer Politologe Sergej Fessenko erwartet aber nicht, dass die EU die Tür für die Ukraine zuschlagen wird. «Die EU braucht die Ukraine - und umgekehrt.» Eine Annäherung der Ukraine, die seit 2009 Mitglied der EU-Ostpartnerschaft ist, an Russland könne die EU kaum wollen. Aber der «Sirenengesang» Russlands gegenüber früheren Sowjetrepubliken werde immer lauter.
Moskau möchte die Ukraine wieder in seinen Dunstkreis holen
Erst vor kurzem hat Moskaus Regierungschef Wladimir Putin, der im nächsten Jahr in den Kreml zurückkehren will, sein Projekt einer Eurasischen Union auf dem Territorium der 1991 untergegangenen Sowjetunion vorgestellt. «Putin will Russland stärker als Regionalmacht etablieren», urteilt Fessenko.
|
Über Jahre hinweg galt die seit 1991 unabhängige Ukraine als eine der Ex-Sowjetrepubliken mit den größten demokratischen Freiheiten - trotz aller innenpolitischen Krisen. Die ersehnte Stabilität in dem für die EU wichtigen Energie-Transitland dürfte aber weiter auf sich warten lassen.
|
Freilassung von Timoschenko nicht ausgeschlossen
Beobachter in Kiew halten es für möglich, dass Timoschenko durch eine Gesetzesänderung oder Begnadigung vorzeitig freikommen könnte. Das Gericht hatte es gestern als erwiesen gesehen, dass die heute 50-Jährige während ihrer Amtszeit als Regierungschefin 2009 der Ukraine durch Gasverträge mit Russland Schaden zugefügt habe. Moskau wertet das Urteil deshalb auch als Affront gegen Timoschenkos damaligen Verhandlungspartner Putin.
Die von vielen als «Schauprozess» kritisierte Verhandlung gegen Timoschenko sorge für eine weitere Polarisierung des ohnehin in einen proeuropäischen Westen und einen russischsprachigen Ost- und Südteil gespaltenen Landes, betont der Politologe Igor Schdanow.
|
Massenproteste wie bei der Orangenen Revolution erwarten Medien in Kiew aber nicht. «Die Ukrainer sind von den politischen Grabenkämpfen schlicht müde», bringt es etwa «Segodnja» auf den Punkt.
(Wolfgang Jung und Nina Jeglinski, dpa)
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓ Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Sie können hier oder im Forum (www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Bisher gibt es zu diesem Artikel noch keine Leserkommentare
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>
|
|
Kitsch-as-kitsch-can: auch im Nordwesten Russlands geht die Sonne inzwischen etwas früher auf. Noch besser wäre es, wenn Präsident Medwedew nicht die Normalzeit abgeschafft und stattdessen die ewige Sommerzeit verkündet hätte. (Topfoto: mig/.rufo)
Die populärsten Artikel der letzten drei Tage |
|
|
Schnell gefunden
Der Russland-Aktuell
Nachrichten-Monitor ►
|
Freitag, 27. Januar |
01:01 |
Russland Geschichte: Lenin, Miss-Wahl, Mozart, Auschwitz
|
Donnerstag, 26. Januar |
18:57 |
Putin will Gastarbeiter strenger kontrollieren
|
18:04 |
Erstklässler spielt Spiderman und knüpft sich auf
|
17:19 |
Sonnenwind soll Ursache für Phobos-Grunt-Debakel sein
|
15:53 |
Ultrapolare Kälte strömt ins europäische Russland
|
14:54 |
Visafrei shoppen für Russen, billig tanken für Polen
|
12:56 |
Kandidat Prochorow legt seinen Reichtum offen
|
10:24 |
Zwei deutsche Ärzte werden Timoschenko untersuchen
|
09:48 |
4. Februar: Oppositionsmarsch in Moskau ist genehmigt
|
01:01 |
Russland Geschichte: Wende in Stalingrad, Sturz Trotzkis
|
Mittwoch, 25. Januar |
19:01 |
Putin geht wahlkämpfen - Wähler fürchten neuen Betrug
|
18:33 |
Boris Akunin vom Krimiautor zum Oppositionsführer
|
17:39 |
Yandex lässt Web-User über Petersburg schweben
|
16:22 |
Wahlkommission gibt Kandidat Prochorow grünes Licht
|
14:53 |
Medwedew sieht sich nicht am Ende seiner Laufbahn
|
13:25 |
WikiLeaks-Gründer Assange tritt im russischen TV auf
|
12:23 |
Euro verfällt: Euro rutscht unter Marke von 40 Rubel
|
11:13 |
Kudrin will mit Jawlinski demokratische Kräfte bündeln
|
10:49 |
Stadtverwaltung lehnt Massendemo im Zentrum ab
|
09:01 |
Russischer Gewitter-Satellit erfolgreich ausgesetzt
|
08:47 |
Wahlkampf Überblick: Wer wird warum im März Kremlchef?
|
01:01 |
Russland Geschichte: Studententag, Atomschock, RGW
|
Dienstag, 24. Januar |
18:33 |
Kommunist sieht Putin bei 38 Prozent eine Ente?
|
17:48 |
TV-Tipp: Lebt wohl, Genossen! Dokureihe auf ARTE
|
17:12 |
Orthodoxe Kirche: mehr einfaches Volk zu den Demos
|
16:20 |
Protestdemos in Russland: 4. Februar sakrales Datum
|
14:57 |
Petersburg erstellt Karte von Gastarbeiter-Unterkünften
|
14:01 |
Kein Wahlkampf: Putin trifft Bergarbeiter-Witwen
|
12:59 |
Costa Concordia: Haben Russen Retter bestochen ?
|
11:36 |
Kadyrow wirbt für Putin, will Opposition einsperren
|
10:00 |
Es geht ums Geld bei Russlands Waffendeal mit Syrien
|
08:51 |
Temperatur in Moskau fällt auf Minus 26 Grad Celsius
|
01:01 |
Russland Geschichte: Terror am Flughafen Domodedowo
|
Montag, 23. Januar |
17:48 |
Der Krieg geht nach Hause wohin geht Usbekistan?
|
16:57 |
Gazprom verdoppelt seine Gaskäufe in Aserbaidschan
|
Unseren kompletten
aktuellen News-Uberblick
finden Sie bei
russland-news.RU
|
|
► Alle Berichte bei Russland-Aktuell ab 2000 finden Sie in unserem Archiv ►
Weitere Nutzung im Internet oder Veröffentlichung auch auszugsweise nur mit
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion (Chefredakteur: Gisbert Mrozek) und mit Quellenangabe www.aktuell.ru
E-mail genügt
www.Russland-www.Aktuell.ru (www.aktuell.ru) ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Basis-Information aus Russland, der Provinz und der GUS auf deutschen Internetseiten:
www.kasachstan.ru, www.russlanddeutsche.ru, www.georgien.ru, www.abchasien.ru, www.ossetien.ru, www.waldikawkas.ru, www.grosny.ru, www.sibirien.ru, www.wolga.ru, www.baikalsee.ru, www.kaukasus.ru, www.sotschi.ru, www.baltikum.ru, www.nowgorod.ru, www.nischni-nowgorod.ru, www.nowosibirsk.ru, www.rubel.ru, www.kultur.ru, www.puschkin.ru, www.wladiwostok.ru, www.sotschi.ru ... und noch einige andere mehr!
Russia-Now - the English short version of Russland-Aktuell
|
|
|