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Sportminister Vitali Mutko stellte sich im Vorfeld der WM-Vergabe in Zürich der Presse. (Foto: sovsport.ru)
Sportminister Vitali Mutko stellte sich im Vorfeld der WM-Vergabe in Zürich der Presse. (Foto: sovsport.ru)
Mittwoch, 01.12.2010

Vor der FIFA-Entscheidung: Russland probt für WM-2018

Moskau/Zürich. Am Donnerstag wird entschieden, wer 2018 und 2022 die Fußball-Weltmeisterschaften austrägt. Russland rechnet sich gute Chancen für 2018 aus. Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA überschatten die Wahl.

Russland wird seine Bewerbung Donnerstag vorstellen. Am Mittwoch wurde der Auftritt in Zürich geprobt – laut Alexej Sorokin, dem Chef der russischen Bewerbung, sogar zwei Mal. Nach der offiziellen Generalprobe im Saal, wo morgen die Entscheidung fällt, zog man sich zurück und spielte das Programm noch einmal „im engen Kreis“ durch.

Arschawin kommt, Putin nicht


Russland will die Austragungsrechte unbedingt haben und schickt eine hochkarätige Delegation nach Zürich. Ihr gehören u. a. Vizepremier Igor Schuwalow, Sportminister Vitali Mutko, Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, Stardirigent Valeri Gergijew und Operndiva Anna Netrebko an.

Den Fußball, den man bei dieser illustren Namensliste aus Politik und Kultur fast vergessen könnte, vertritt neben mehreren altgedienten Größen der Vergangenheit Russlands aktueller Starkicker Andrej Arschawin. Wer allerdings seine Teilnahme abgesagt hat, ist Premierminister Wladimir Putin.

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„Ich wollte erst fahren“, sagte er am Mittwoch in Moskau. „Aber angesichts der Umstände habe ich mich entschieden, es nicht zu tun. (…) Die Wahl sollte ohne Druck von außen stattfinden.“ Russische Zeitungen unken jedoch bereits, Putin könnte doch in Zürich auftauchen, so wie er es bei der Auswahl von Sotschi für die Winterolympiade 2014 getan hat.

Vielleicht möchte Putin, der sich fleißig engagiert hat für die Vergabe der WM an Russland, aber auch aus Angst vor einer Niederlage dem Schauplatz der Entscheidung fernbleiben, mutmaßen andere Beobachter.

Eine Farce der FIFA


„Ohne Druck“ – Putins Worte klingen schön, aber schlimmer kann der Druck eigentlich gar nicht sein, der momentan auf der FIFA lastet. Die Korruptionsskandale, in die hochrangige und stimmberechtigte Mitglieder der allmächtigen Weltorganisation des Fußballs verwickelt sind, lassen die Vergabe am 2. Dezember wie eine Farce erscheinen.

Entgegen vielfacher Forderungen, die Vergabe zu verschieben und zuerst mit den Bestechungsvorwürfen aufzuräumen, hält die FIFA am Termin fest. Die von englischen Medien zutage beförderten Anschuldigungen gegen mindestens vier am Donnerstag stimmberechtigte FIFA-Offiziere verleihen der Veranstaltung ein sehr zwielichtiges Gesicht.

Russland hat gute Chancen


Aber wie sehen nun eigentlich Russlands Chancen aus, die Weltmeisterschaft 2018 ins eigene Land zu holen? Im Großen und Ganzen gar nicht schlecht. Die FIFA und allen voran ihr Chef Sepp Blatter betonen immer wieder, sie wolle den Ländern und Regionen eine Chance geben, die hinter der Entwicklung hinterher hinken.

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Gerade Russland mit seiner bisher noch unterentwickelten Infrastruktur könnte durch die WM einen mächtigen Schub bekommen. Neue Stadien und internationale Anerkennung würden der schon jetzt großen russischen Fan-Armee neue Impulse verleihen und den Fußball im Lande noch weiter popularisieren.

Ein Riesenplus ist auch die starke staatliche Unterstützung. Putin hat überzeugend Garantien dafür ausgesprochen, dass das große Ereignis finanziell und politisch zu hundert Prozent abgesichert ist. Es gibt keinen Anlass, ihm diese Versprechen nicht abzunehmen.

Beckham wuppt es für England?


Und England? Es gilt als Russlands Hauptkonkurrent. Allerdings haben gerade englische Medien die Bestechungskampagne gegen die FIFA losgetreten und werden im eigenen Land als „unpatriotisch“ beschimpft, weil sie mit dem Skandal die Bewerbung untergrüben.

Star der englischen Delegation ist kein anderer als Spice-Boy David Beckham. Der äußerte sich heute neutral, als Journalisten ihn nach Russlands Chancen fragten: „Russland hat eine würdige Bewerbung. Aber ich hoffe, wir gewinnen morgen.“



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