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Sie hat kriminell gebetet, glaubt die russische Justiz: Eine der inhaftierten Musikerinnen von Pussy Riot (Foto: ntv.ru)
Sie hat kriminell gebetet, glaubt die russische Justiz: Eine der inhaftierten Musikerinnen von Pussy Riot (Foto: ntv.ru)
Donnerstag, 21.06.2012

Punk-Band Pussy Riot muss weiter in U-Haft sitzen

Moskau. Seit März sitzt die Frauen-Punkgruppe Pussy Riot wegen ihres „gotteslästerlichen Auftritts“ gegen Wladimir Putin schon hinter Gittern. Gestern verlängerte ein Gericht die U-Haft bis 24. Juli.


Richterin Natalja Konowalowa lehnte am Mittwoch den Antrag der Verteidigung ab, die 22 Jahre alte Nadeschda Tolokonnikowa, Mutter eines vierjährigen Kindes, unter Auflagen auf freien Fuß zu setzen. Auch die Pussy-Riot-Mitglieder Jekaterina Samuzewitsch (29) und Maria Aljochina (24), denen ebenfalls Rowdytum angelastet wird, kamen nicht frei.

Den Frauen drohen sieben Jahre Gefängnis. Die Polizei nahm am Rande der Gerichtsverhandlung mehrere Anhänger der Band fest, die gegen diese bisher in Russland beispiellose Strafverfolgung protestierten. Sie wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt.

Unterstützer: Hexenjagd, politische Gefangene ...


Prominente Künstler, Bürgerrechtler und Politiker verurteilten das Verfahren als politisch motivierte «Hexenjagd» wie im Mittelalter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die drei Frauen als politische Gefangene anerkannt.

Bei Russland-Aktuell
• Frauen von Pussy Riot müssen in U-Haft bleiben (11.05.2012)
• Verschwiegene Ermittler-Expertise entlastet Pussy Riot (26.04.2012)
• Massengebet für die orthodoxe Kirche stößt auf Kritik (23.04.2012)
• Pussy Riot: Ein Faustschlag ins Gesicht der Kirche (07.04.2012)
• Feministinnen lästern Gott in Christ-Erlöser-Kathedrale (21.02.2012)
Unterstützer von Pussy Riot kritisieren, dass mit den Frauen faktisch keine Ermittlungsarbeit gemacht werde. Zudem kam ein von den Ermittlern in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Schluss, dass sie wegen der „Verletzung religiöser Gefühle“ allenfalls eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat begangen haben.

Als Grund für die erneute U-Haftverlängerung wurde vom Gericht Fluchtgefahr und die Möglichkeit der Behinderung der Ermittlungen genannt.

Die russisch-orthodoxe Kirche unter Führung des Patriarchen Kirill steht in der Kritik, mit Hilfe des Kremls und der Justiz ein Verfahren wegen Gotteslästerung zu inszenieren. Es ist nicht der erste Fall, in dem Künstler wegen ihrer Kritik an der engen Verbindung zwischen Staat und Kirche in Russland verfolgt werden.

Vor dem Hauptaltar um Erlösung von Putin gefleht


Fünf Musikerinnen von Pussy Riot waren am 21. Februar (und damit kurz vor der Präsidentenwahl) maskiert in der Moskauer Erlöserkathedrale aufgetreten. Ein mit einem Protestsong gegen Putin unterlegter Mitschnitt des Auftritts im Heiligtum der orthodoxen Kirche sorgte landesweit für Aufsehen. In dem im Internet veröffentlichten Punk-Gebet sang Pussy Riot darüber, dass die Gottesmutter Russland von dem seit mehr als zwölf Jahren regierenden Putin erlösen möge.

Der Leiter des vom Kreml eingesetzten Menschenrechtsrates, Michail Fedotow, zeigte sich erneut fassungslos über die abermals verlängerte U-Haft. Es gebe im russischen Strafrecht keine Grundlage dafür, betonte er. Kirchenvertreter hatten allerdings wiederholt eine harte Strafe wegen Verletzung religiöser Gefühle gefordert.

Viele Gläubige warnen hingegen vor Rachegelüsten und erinnerten daran, dass Christen eine Pflicht zum Vergeben hätten. Sie baten den Patriarchen mit einer Unterschriftenaktion um Gnade.

(dpa)


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Stoll 21.06.2012 - 14:29

Mittelalter in Russland, Leibeigene einer Diktatur

Ohne Gnade, unbarmherzig aber gierig nach teuren Uhren und anderen Schmuckstücken, das ist die russisch-orthodoxe Kirche heute. Fehlt nur noch die öffentliche Verbrennung und Geißelung der Frauen. Machtdemonstration der übelsten Sorte, die Russland in den Augen vieler Menschen als geistiges Gefängnis betrachten. Gegen die Schwächsten mit der ganzen Härte des Staates zuzuschlagen zeugt von einem schwachen Staat und einer nicht weniger schwachen Führung. Einfach ekelhaft. Mit Russland Geschäfte machen sollte sich jeder Unternehmer gut überlegen. Dort wo Willkür und Korruption bis in die höchsten Ämter willkommen sind und zum Machterhalt dienen, macht man keine Geschäfte. Die lässt man links liegen.


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